Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.
186 Das Drama im Kaiſerſchloß.
Kaum hatte das junge Paar Zeit gehabt, die nöthigſten
Worte nach ſeinem Wiederſehen mit einander zu ſprechen. Seit der Ankunft Sergei's in Smolna war keine Stunde verfloſſen. Der Befehl des Zaren ließ Alles, was ex forderte, ſo ſchnell, als ſei es längſt vorbereitet, ge= ſchehen. — Alexa wunderte ſic auch über dies Alles nicht, wider= ſprach in Nichts, was Sergei ihr zumuthete: augenblids ſi< mit ihm trauen zu laſſen und abzureiſen, auf ſeine Güter, wie in eine Verbannung. Freudigere Botſchaft hätte ex ihr gar niht bringen können; denn würde ev ihr nicht geſagt haben, daß er ſie in feine Heimath, tief nach Rußland hinein, entführe, fo hätte ſie ihm als den heißeſten Wunſch geſtanden, als ſein Weib fern dem Hofe und dex Geſellſchaft von Petersburg zu leben.
So gingen ſie denn Beide als die glü>liſten Men= ſchen in ihre ſich ſelbſt auferlegte Verbannung, und fühlten dur< die Prüfung, die ſie um ihrer Liebe willen in den über ſie eingebrochenen Stürmen beſtanden hatten, int eV= höhter Leidenſchaft ſih an einander getettet. Und mit Blick und Worten ſagten ſie es ſich jeht unzählige Male. Jeder wußte ja vom Anderen, daß er zu den höchſten Opfern entſchloſſen geweſen war, um das Glüd zu er= reichen, ſich einander für das Leben anzugehören. Nun hatten ſie ihr Daſein mit einander vereint und zogen, froh bewegt vom errungenen Siege, den Hoffnungen ihrer ZU= kunft entgegen.