Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
224 Unſere Lagerſtätten ſonſt und jebt.
Teſtamenten hervorgeht. Die vornehmſten Stände fanden durchaus nichts Erniecdrigendes oder Anſtößiges darin, mit Freunden und Gäſten das Bett zu theilen, vielmehr ex= wartete dies dex Gaſt als ein unzweideutiges Zeichen echter Freundſchaſt.
Dies gemeinſame Bett, welches namentli<h im Mittel= alter gebräuchlich wax, bildete in ſeinem großartigen Feder= reichthum ein Prachtſtück jeder halbwegs begüterten Familie. Von den rieſigen Betten, welche unſere Voreltern im Ge= brauche hatten, und worin nicht allein die ganze Familie, ſondern oft auh no< bevorzugte Hausthiere, wie z. B. Jagdhunde, Lieblingskaßen u. f. w., ihr nächtliches Lager hielten, haben ſich hier und da noh Ueberbleibſel erhalten.
Den behaglich breiten Schilderungen zeitgenöſſiſcher Schriftſteller entnehmen wix, daß ein richtiges Bett aus folgenden fünf Stücken | beſtand: 1) Aus dem Pflumit, d. h. einem Federkiſſen ; 2) dem Kulter, d. h. einer Ma=traße; 3) dem Leilachen oder der linden Wat (Leinwand); 4) einem Decfelachen, das iſt: einer genähten, aus Pelz oder aus mehrfachen Tuchlagen zuſammengeſeßten Bettde>e, und 5) einem Wanküſſen , das iſt: einem kleinen Kopfkiſſen. Vor dem Bette war in dex Regel noh ein kleines, niedri= geres Bett, eine Art Ottomane angebracht, auf welcher man vox dem Zubettegehen oder auh nah dem Bade ſaß. Dieſes Niederbett hieß oft au<h Bank; mitunter war das ganze Niederbett nur eine kleine Fußbank. Auf ſolch? ein Bettlein ſehten ſi<h au< wohl Perſonen, welche dem im höheren Bette Ruhenden Geſellſchaft leiſten oder zu ihm ſprechen wellten. War zu dieſem Zwe>ke ein ſolches Neben=