Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
Von Gottfried Pfeuffer. 229
Frankreich dagegen ſind Himmelbetten au der Tages= ordnung, und dex Holländer begreift kaum, wie ein anſtän= diger Menſch ohne Bettvorhänge ſchlafen fann.
Das Bett iſt für den Menſchen, und nicht der Menſch für das Bett gemacht; diefen Grundfaß haben unſere Nach=
“barn jenſeit der Alpen und des Rheins längſt anerkannt.
Nur was die Füllung betrifſt, haben vielleicht die Jta= ſienex die Franzoſen no< übertroffen mit jenen -vortreffz lichen und erfriſchenden Matraßen, welche mit den weichen und elaſtiſchen Maisblättern gefüllt ſind.
Eine eigenthümliche Erſcheinung iſt es, daß der Fran= zoſe die bei uns ſo natürli erſcheinende Einrichtung be= ſonderer Schlafzimmer ſo gut wie gax nicht kennt. Während dieſe bei uns, ſo elegant ihre Einrichtung ſein möge, als ein dem Fremden verſchloſſener Naum betrachtet werden, dienen ſie den Franzoſen zugleich als Wohn- und Empfangsräume, oft au< als Arbeits= oder Schreibzimmer. Nichts kenn= zeichnet mehr den Unterſchied des Nationalcharakters. Das Schlafzimmer iſt in Frankreich ein Raum, welcher für jede Art der Benüßung mit allem Luxus ausgeſtattet iſt, den die Mittel des Bewohners irgend geſtatten. Das dem= ſelben angehörige Bett hat mit der Mehrzahl der Betten in Deutſchland wenig Aehnlichkeit. Es iſt ſehr breit und enthält Raum für zwei, oft für drei Perſonen. An dem Kopfende, welches bei uns durch die unbegreifliche Erfin= dung dex ſogenannten Keilkiſſen ſo oft zur Plage für den ruheſuchenden Körper wird, befindet fich ein rundes Polſter von dex Breite des Bettes, dem ein bis zwei breite KoÞf= kiſſen hinzugefügt ſind. Ein anderes Polſter am Fußende