Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
8 Dex Talisman des Weibes,
geſeßt, hätte ich ſtatt der Liebe unnachſihtlihe Strenge walten laſſen, ſo wäre ih heute ein glü>li<her Mann, Luiſe eine ſ<huldloſe Frau, meine Kinder verkämen uicht geiſtig und leiblih untex der Tyrannei eines allen, twiderz wärtigen Weibes! Was iſt Jhnen?“ fragte er erſchre>t, als ex Jrmengard?3 eben noch ſo heiße Wangen erbleichen fah.
„Nichts — ich trauerte über die Wahrheit dieſer Worte |“ érwiederte ſie ſto>end.
Ex ſtübte ſein Haupt auf die Hand und ſtierte vox ſich nieder.
„Es wird beſſer werden,“ ſagte Jrmengard ermuthiz gend. „Sprechen Sie jeht noh Jhrer Frau in's Gewiſſen, führen Sie ſie mit überzeugender Gewalt zu ihrer Pflicht zurüd!“ :
„Zu ſpät! Mein Fräulein, auf ſchiefer Bahn gleitet man ſchnell hinab, da gibt's kein Halten, und meine Frau iſt beinahe druuten angelangt. “Jener Doktor Fotvdex,“ hier glühte ſein tiefliegendes Auge in unverſöhnlichem Haſſe auf, „der Sittenverderber, der Schandapoſtel Yat mehr zu verſühren gewußt, als die närriſhen Gemüther der Frauen. Luiſe iſt unrettbax verloren!“ Ex verſank abermals in grübelndes Sinnen, dann richtete ex den ex= loſchenen Blik auf die von Erinnerungen gequälte junge Frau. „Mein Fräulein, die Leute fabeln jeßt fo gern und viel von unglücklichen, unbefriedigten Gattinnen, das iſt Thorheit! Wenn Mann und Frau ſi< einmal gez liebt haben, hat kein Theil das Recht, ſi< nachträgli<h zu beklagen, denn Jeder hat ſein eigenes Glück in der Hand gehalten. Wex den ſchönen Vogel entweichen ließ,