Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Georg Hartwig. 9
muß ſfi< mühen, bis ex ihu wieder einfängt. Jh habe mich gemüht ,“* flüſterte ex, das hagere Kinn zwiſchen den Fingern preſſend, „Gott iſt mein Zeuge, Luiſe trägt die Schuld an unſerem häuslihen Elend allein. Ver= wünſcht ſei meine Nachſicht !“
„Und Sie glauben,“ fiel Jrmengard finſter ein, „daß Jhre Gattin einen despotiſchen Widerſtand ertragen haben würde 2“
„Zweifellos, ſobald i< ſie meiner Liebe immer wieder verſichert hätte! Mein Fräulein, die Frauen — ach, ih bin ein Klugredner, aber thöriht im Haudeln! — die Frauen, ſobald fie zum Uebexlegen reif geworden ſind, haſſen nichts mehr als Männerſchwäche, ſie xühmen ſich ver Chaxakterſtärke ihres Gatten tauſendmal lieber, als ihrer eigenen Herrſchaft über ihn. Luiſe verachtet mi<, ich fühle es.“
Jrmengard erwiederte nichts mehr. Eine Weile ſaßen ſie ſchweigend einandex gegenüber, dann ſtand Doktor Mechelmann ſeufzend auf.
„Damen wie Sie, mein Fräulein, werden mich ſ{hwer begreifli< finden und langweilig, herzlich langweilig. Es geht eben Alles ſo lange, wie es geht. Jh bin ein Feig= ling geweſen all die Jahre hindux<,“ hier ergriff ex JIrmengard's Hand und drückte ſie heftig, „aber wenn dieſer Bube, dieſer Schwindlex, dieſer gottverdammte Un= Heilſtiftex mix no< einmal in die Arme liefe, 1h — ih —* Ex ließ ihre Rechte fahren, zog ein unſauberes Taſchen= tuch hervor und tro>nete ſich den Schweiß von dex Stixn. „Noch einmal Dauk füx Jhre Güte, mein Fräulein!“
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