Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Georg Hartwig. 45
in den Bouquets vermieden hatte, welche er der Legations= räthin und deren Nichte überreichte, vertiefte ſi<h mit der Baronin ſofort in ein lebhaftes Geſpräch, während Herr y. Pafſevini neben Gaëtannina’s weißer Seidenſchleppe in den angrenzenden Räumen langſam verſhwand.
„Jh ſage Jhnen, Frau Baronin, man hat no< zu wenig gethan, eine ſo eflatante Beleidigung auszugleichen ! Blumen und Hervorrufe ſind allzu wohlfeile Entſchuldi= gungen, wenn die Chre einer Frau öffentlich angegriffen worden iſt!“
„Aber was wollen Sie no<h mehr?“ liſpelte Frau y. Pafſevini in ihrer fließenden halblauten Weiſe. „Es war ein ſehr hübſcher, ein ganz außerordentlich Hübſcher Moment, als Fräulein Menari auſtrat. Das Haus war dicht gefüllt mit dem beſten Publikum der Reſidenz, und ein Jeder fühlte, daß ex die Verpflichtung habe, der Künſt= lerin eine laute oder leiſe Abbitte zu leiſten. Das geſchah denn auh. Kaum zeigte ſie ſi<h als Lucia im Hinter= grunde der Bühne, als ein Jubelſturm durch die Reihen flog und ein Blumenregen im wahrſten Sinne des Wortes auf ſie Herniederſank. Einen derartigen Enthuſiasmus ſah ih nie, und das will etwas ſagen! J<h hätte nux gewünſcht, daß ſi<h ein wenig mehr Freude oder Anerken= nung in Fräulein Menari's in der That ſehx hübſchen Zügen ausgeſprochen hätte, aber ſie fam und ging und ging und fam, ſtolz, falt, wie eine Fürſtin !“
„Und das wundert Sie wirklich, verehrteſte Frau Baz ronin ?“ fragte Herr v. Exleben. „Jhre Haltung war vorzüglich. Die Sängerin hatte vergeſſen, die Frau niht!“