Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
50 Dex Talisman des Weibes.
mit Gaëtannina. Das ſchöne Paax feſſelte ſein Jutereſfe. „Wer iſt dieſe Dame, lieber Juſtizrath? Ein angenehmes, ſympathiſ<hes Geſicht!“ Aber die Stelle, wo Dreyſing ge= ſtanden, war leer. Der Juſtizrath, rüæſichtslos dur< die ſtauende Menge ſich windend, ſtand bereits an der Schwelle des Saales, bevor Meiſchi> ſich ſeines Unwillens über ein ſo außergewöhnliches Betragen recht bewußt geworden.
Herr v. Cxleben, welher das ſpäte Erſcheinen der Primadonna bei Anordnung ſeines Arrangements in Bez tracht gezogen, bot jeßt der greiſen Fürſtin Melnikoff feinen Arm, ſie in den Muſikſaal zu geleiten. Das Chaos ent= wirrte ſich ſchnell. Meiſchi>, zufällig einer der erſten allein gehenden Herrn, welche den Raum betraten, ward von den Nachfolgenden vorwärts gedrängt bis an das erſte Fenſter, woſelbſt er ſich mit dem Konzertflügel bei= nahe in einer Reihe befand. Duxh geſchi>tes Manövriren gewann ex der jet beginnenden Klaviervirtuoſin wenig ſtens das Profil ab und ſebte es in der Folge durch, daß er neben dem C>ſeſſel der im Halbkreiſe ſißenden Damen den günſtigſten Zuſchauerplaß erhielt, freilih war er gez - zwungen, an dieſem Playe, eng eingekeilt , regungslos auszuharren bis an's Ende.
Unterdeſſen wax der Juſtizrath mit Windeseile die Treppen hinabgeſtiegen, hatte ſich in einen Wagen geworfen und dem Kutſcher befohlen, nah der Tonhalle, wo Jrma ſang, zu jagen. Unausſprechliche Sorge und tiefes Mitleid mit der ohnehin hart geprüften jungen Frau hieß ihn Alles daran ſeben, dieſe Kataſtrophe zu verhüten. Denn darüber konnte ex ſich keinen Jlluſionen hingeben, noch hatte Jrmen=