Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Georg Hartwig. 51
gard von dieſem Manne keine weichere Regung zu erwarten. An Meiſchi>s klarem, ruhigem Selbſtbewußtſein prallten alle Vorwürfe und Seufzer wirkungslos ab. Dreyſing ivünſ<hte in dieſem Augenbli> beinahe, daß Jrmengard's eindru>sfähiges Gemüth ſteinern, ihr leiht erregbares Herz empfindungslos ſei. Was ex von Anbeginn "ihres Wiederſehens errathen, und was ſie ihm tief beklagens= werth machte, weil Jrmengard ſich ſelbſt niht verſtand, das war die nie erſtorbene Neigung für den Mann ihrer erſten und einzigen Liebe, und dieſer heilige Funke duxfte ſo ſhonungslos jet niht bloßgelegt werden. Es lag eine ernſte Gefahr darin für Jrmengard's zukünftiges Heil. Abſolute Hoffnungsloſigfeit hatte ſhon widerſtandsfähigere Temperamente, Verzweiflung und Troß geſtähltere Chaz raftere auf Abivege geführt; das war es, wovor Dreyſing am meiſten bangte.
Bis dahin hatte ſein Gefährt im ſ{hnellſten Trabe ſi< fortbewegt, als plößlih ſehr zum Verdruß des Juſtizraths der Kutſcher heſtig die Zügel anzog und die Pferde zun Stehen brachte.
„Was gibt3?“ rief Dreyſing, troß der ſ{hneidenden Kälte ſeinen Kopf zum Fenſter hinausſtreend. „Wozu in aller Welt bleiben Sie hier halten ?“
Statt der Antwort wies der Kutſcher mit dem Peitſchen= ſtiel auf eine außerordentlich bewegte Gruppe in der Mitte der Straße.
Dreyſing ſtrengte ſeine Augen vergeblich an, bis ex endlich mit Hilfe des Kneifers eine lärmende, geſtifulirende Menſchenmaſſe unterſchied, aus welcher Scheltworte ver=