Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Bon Karl Hager. = 939 |
gegeniiber, breiten zwiſchen ſich eine Matte aus und ſingen unter regelmäßigen Bewegungen und Verdrehungen der Augen, des Kopfes, des Oberkörpers und der Arme leiſe beginnend ein mehxrſtrophiges Lied, das immer ſtärker und ſtärker im Ton ſteigt und ſ{ließli< in gräßliches Schreien auêartet. Mit fleinen Stötchen, die bald na< re<ts, bald nach links, bald mit dem der gegenüberſißenden Nach= barin zuſammengeſchlagen werden, begleiten die Mädchen ihren Geſang. Er iſt kein Genuß für europäiſche Ohren ; die Pauſen füllt man dux< den Ton einer Trommel aus, ſie iſt das einzige Muſikinſtrument der Marſchall= &nſulaner und beſteht aus einem ausgehöhlten, mit einer Fiſchhaut überzogenen Stü>k Holz von flaſchenförmiger Geſtalt, das mit den Händen bearbeitet wird.
Ernſter ſind die Vorträge, die zuweilen einige Häupt= linge ihrem Volke widmen, das ſtumm und reſpektvoll einen weiten Kreis um ſie bildet. Jn vollem Schmu>te ſißen Jene in der Mitte und fingen unter Pantomimen und frampſhaſten Verzerrungen des Geſichtes mit ernſter, ſ<merzbewegt klingender Stimme ein Lied. Man glaubt Erinnerungen an alte Zeiten, Verehrung von Helden oder Gebete zu hören, es ſind aber meiſt einfache Begebenheiten aus dem alltäglichen Leben, die in ſo feierlicher Weiſe zum Ausdru> gebracht werden.
Bet jeder Gelegenheit entſtehen neue Lieder, und jeder no< ſo alltägliche Gedanke Liefert den willfommenen Stof} zu einem Geſang. Einfälle, wie z. B.: „Der fremde Kapitän trinkt gerne Kokosmil<h und gibt dafür Tabak!“ fanden ſ{<hon zu Chamiſſo!s8 Zeit all=