Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Mannigfaltiges.
Die Hinrichtung eines König8mörders. — Am 5, Januar 1757 machte Robert François Damiens (geb. 1715) einen Mordverſu<h auf den König Ludwig XY. von Frankreich. Als dieſer in den Wagen ſteigen wollte, um von Verſailles nah Trianon zu fahren, verſeßte Damiens mit einem Meſſer dem Könige einen Stich in die rete Seite. Er wurde ſofort ergriffen. Troß der grauſamſten, von dem Kanzler ſelbſt angeordneten Martern, die er ſtandhaft ertrug, war es niht möglich, ihm das geringſte Geſtändniß zu entreißen, daß er Mitſchuldige habe, oder daß ex von Anderen angeſtiftet worden ſei, was dex König argwöhnte, da er wohl wußte, daß ex viele Feinde habe. Damiens betheuerte, daß er den König niht habe morden, ſondern nux warnen wollen, er habe geglaubt, ein verdienſtliches Werk zu thun. — Auch vor ſeiner Hinrichtung, am 28. März, ſollte er no<hmals guf eine neue Art gefoltert werden, weil man hoffte, daß er doh no< Diejenigen angeben würde, von denen man glaubte, daß ſie ihn zu ſeinem Unternehmen gereizt hätten. Man hatte auf dem Grèveplaße einen Kreis eingeſchloſſen, der mit ſtarken hölzernen und dret Fuß hohen Schranken umgeben war. Das Straßenpflaſter wurde an dieſer Stelle ausgehoben und der Plat von einer Wache beſet. Gegen drei Uhr holte man Damiens gus dem Geſängniſſe. Man ließ ihm die Beinkleider und die Weſte, nachdem ihm ein langes Hemd darüber gezogen war. Jn dieſer Kleidung wurde er auf einen Karren mit einem Stric um den