Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
00 Der lebte Foltunger
raſchendes, ſie habe oft von der Königin Margaretha ge= Hört, es gäbe in Norwegen viele junge Leute, die für ihres Galten Kinder gelten könnten. „Daher au allerlei Ge= rüchte, “ ſebte ſie hinzu, „über welche die Königin die Achſeln zu>t, während man wähnt, ſie fürchte das Auftreten von Prätendenten.“
Es hätte nichts geben können, was das Jntereſſe Aller für die etwaigen Anſprüche Hako?'s raſcher enttäuſchen mochte, als dieſe hingeworfene Bemerkung einer Dame, von der man erwartet hätte, daß ihr die Gelegenheit willkommen geweſen wäre, den Argwohn gegen die Königin, daß fie ‘einen fremden Knaben für den Sohn Hakon's ausgebe, zu beſtätigen.
Hako fühlte ſi<h wie von einem Banne befreit; dieſe wenigen Worte der Vertrauten Margaretha's zerſtörten das ganze Gewebe von Ahnungen, Träumen und Zweifeln, mit welchen dunkle Andeutungen und Aufreizungen ſein Denken umſponnen, und je drü>ender ihm in leßter Zeit die Frage geworden war, wie er ſi, ohne ſein Gewiſſen zu belaſten, dem Labyrinth von Zweifeln entziehen könne, um ſo ſreudiger nahm er Edda’s Worte als ein Orakel hin.
Ex ſchaute das ſchöne Mädchen wie eine Fee an, die erſchienen war, ihn. von düſterem Banne zu erlöſen; der Gräfin dagegen genügte ein Blik auf den jungen Maun, um die Ueberzeugung zu gewinnen, daß ex niht heucheln fönne, daß ex zu leiten ſei, wie ein argloſes Kind. Sie wäre aber auh kein Weib geweſen, wenn ſie nicht gleihzeitig bemerkt hätte, wie Gebhard’'s Blicke berauſcht an ihr hingen, wie er darüber triumphirte, daß ſie kein Fntereſſe