Bitef

Klaus Mann Klaus Mann wurde am 18. November 1906 in München, ein Jahr nach seiner Schwester Erika geboren. Nach ersten schriftstellerischen Versuchen gelingt dem Zwanzigjährigen mit der „Kindernovelle“ der literarische Durchbruch. 1924. debütiert er bei der Berliner „Weitbühne“. Er schreibt Theaterkritiken, die Stücke „Anja und Esther“ (1925) und „Revue zu Vieren“ (1926), die er beide gemeinsam mit seiner Schwester Erika, Pamela Wedekind un Gustaf Gründgens aufführt. Am 1. März 1933 emigriert er; seine Zeitschrift „Die Sammlung“ (1933-1935), in Amsterdam herausgegeben, wird zum wichtigen Sprachrohr des antifaschistischen Widerstands. Es entstehen die Romane „Symphonie, Pathétique“ (1935), „Mephisto“ (1936), „Der Vulkan, Roman unter Emigranten“ (1939). 1937 wandert er in die USA aus, tritt 1942 in die Army ein und kehrt als Korrespondent von „Stars and Sripes“ nach Europa zurück. Am 21. Mai 1949 nahm er sich Cannes das Leben,

Mephisto - Roman einer Karriere [Küsnacht-Zürich, Schiedhaldenstraße 33, 3. XII. 36] Lieber Aissi, über Deinen Mephisto, den ich längst genußreich beendet habe, hätte ich Dir schon geschrieben, wenn nicht mit der Hineinarbeit in die neue Novelle in den letzten Tagen allerlei Geschäfte und entschließungsnotwendigkeiten, unsere Staatsangehörigkeit betreffend, konkurriert hätten, die mir den Kopf einnahmen. Dein Roman also hat mir großes Vergnügen gemacht. Er ist leichtfüßig und amüsant, ja brillant, sehr komisch oft und auch sprachlich fein und sauber. Die Beobachtung kann man ja machen, daß ein so sehr an die Wirklichkeit gebundenes Werk am gefährdetsten ist und gewissermaßen ratlos wird, wo es frei von ihr abweichen und sie Verleugnen möchte. Da ist dann leicht nicht alles in Ordnung, manches ist mehr unrichtig als frei und manches so gar nicht ganz recht- so kommt es uns vor. Mit Meilein stimme ich darin überein.

1 daß das Gelungenste und kritisch-erzählerisch Glänzendste die Schilderungen aus dem Berliner Theaterund Literatenleben von vor dem Umsturz sind. Aber freilich muß man sich gerade unter dem Eindruck dieses witzigen Bildes fragen: Wenn es so war, so albern und so korrupt, konnte es dann so fortgehen, und mußte nicht etwas anderes kommen, vielleicht notwendig das, was kam? Diese Frage ist gefährlich, und der Republik geschieht doch wohl unrecht damit. Ich weiß nicht, ob Du Dich hier als Morálist gefühlt hast, aber im Ganzen des Buches bist Du es, und das ist da Merkwürdige und Neue daran, das, was dem Roman sein geistesgeschichtliches Gepräge gibt und woran man ihn später einmal erkennen wird. Unsere Zeit hat das Böse wieder entdeckt (es hat sich ihr ja kräftig genug aufgedrängt und zu erkennen gegeben), und wenn si über das Gute nicht ganz so wohl Bescheid weiß, so unterscheidet si es doch mit stärkerem und schlichterem Gefühl, als skeptische Epochen, von jenem. Die größere Schlichtheit und Gefühlsstärke im Moralischen, der fast kindlich märchenhafte blick auf Das Böse ist das Neue und Zeitcharakteristische. Und Du hast, bei aller Légérté, doch auch manches davon abgekriegt. Die besten und bedeutendsten Momente in Deinem Roman sind vielleicht die, wo die Idee

des Bösen vermittelt und gezeigt wird, wie der komödiantische Held seine Sympathie dafür entdeckt und sich ihm dann verschreibt. Es ist eine richtige Teufelsverschreibung. Daß es den Teufel wieder gibt, ist schon was wert für die Dichtung. Und wie wird sie auch fromm werden, wenn sich auch Gott ihr wieder offenbart, nämlich dadurch, daß die Bösen am Schlüsse wirklich der Teufel holt, Worauf wir hoffen. Thomas Mann

Ein politischer Prozeß Man hat die Auseinandersetzung zwischen den früheren Freunden Klaus Mann und Gustaf Gründgens ein Duell der Toten genannt. Tatsächlich hat Gründgens zu seinen Lebzeiten nicht geklagt - und alles spricht dafür, daß er selbst nie geklagt hätte aber er hatte seit der Aufbau-Ausgabe 1956 in Westdfeutschland einiges unternommen, um drei oder vier Verlage an der Herausgabe des Romans zu hindern. Bei Klageerhebung waren dann beide Duellanten tatsächlich tot. Kalus Mann beging 1949 Selbstmord in