Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1, S. 154

WG Erſte Ordnung: Affen; erſte Familie: Shmalnaſen (Menſchenaffen).

das Krokodil. Wenn ev kein Obſt in den Dſchangeln findet, geht er an die Flußufer, um hier junge Schößlinge und Früchte, welche dicht am Waſſer wachſen, zu freſſen. Dann verſucht es das Krokodil, ihn zu pa>en; der Meias aber ſpringt auf dasſelbe, ſchlägt es mit Händen und Füßen, zerfleiſcht und tötet es. Der Mann fügte hinzu, daß er einmal ſolchem Kampfe zugeſchaut habe, und verſicherte, daß der Meias ſtets Sieger bleibe. Ein anderer Häuptling ſagte mir folgendes: „Der Meias hat keine Feinde; denn kein Tier wagt es, ihn anzugreifen, bis auf das Krokodil und die Tigerſchlange. Er tötet aber das Krokodil ſtets dur ſeine gewaltige Kraft, indem er ſih auf dasſelbe ſtellt, ſeine Kiefern aufreißt und ihm die Kehle aufſchlizt. Greift eine Tigerſchlange den Meias an, ſo pat ex ſie mit ſeinen Händen, beißt ſie und tötet ſie bald. Der Meias iſt ſehr ſtark; kein Tier in den Dſchangeln iſt ſo kräftig wie er.“

„Ausnahmsweiſe geſchieht es wohl au<, daß ein Orang-Utan mit Menſchen kämpft. Eines Tages kamen einige Dajaken zu mir, um mir zu erzählen, daß ein Meias am geſtrigen Tage einen ihrer Genoſſen beinahe getötet habe. Einige Meilen den Fluß hinab ſteht das Haus eines Dajaken, und die Bewohner ſahen einen großen Orang-Utan, welcher ſih an den Schößlingen einer Palme am Ufer gütlih that. Aufgeſchre>t zog er ſich in die Dſchangeln zurü>, und eine Anzahl mit Speeren und Veilen bewaffneter Männer liefen hin, um ihm den Weg abzuſchneiden. Der vorderſte Mann verſuchte ſeinen Speer dur den Körper des Tieres zu rennen; der Meias aber ergriff ſeinen Gegner mit den Händen, pate in demſelben Augenbli>e den Arm mit dem Maule und wühlte ſi<h mit den Zähnen in die Muskel über dem Ellbogen ein, ſie entſeßlih zerreißend und zerfeßend. Wären die anderen niht zur Stelle geweſen, er würde den Mann no< weit ernſtlicher verleßt, wenn nicht getötet haben. Die Gefährten aber machten das mutige Tier bald mit ihren Speeren und Beilen nieder. Der Verwundete blieb lange Zeit krank und erlangte den Gebrauch ſeines Armes niemals vollſtändig wieder.“ Von der Wahrheit dieſer Erzählung konnte ſich Wallace ſelbſt überzeugen, weil er am nächſten Tage den Kampfplagz beſuchte und dem getöteten Orang-Utan den Kopf abſchnitt, um dieſen ſeinen Sammlungen einzuverleiben.

Gelegentlih einer ſeiner Fagden erlangte unſer Forſcher auh einen jungen OrangUtan. Von Dajaken herbeigerufen, ſah er einen großen Meias ſehr hoh auf einem Baume ſißen und erlegte ihn mit drei Schüſſen. Während die Leute ihn zurüſteten, um ihn na< Hauſe zu tragen, bemerkte man no< ein Funges, welches mit ſeinem Kopfe im Sumpfe lag. „Dieſes kleine Geſchöpf“, berichtet Wallace, „war nur 1 Fuß lang und hatte augenſcheinli<h am Halſe der Mutter gehangen, als ſie vom Baume herabfiel. Glücklicherweiſe ſchien es niht verwundet zu ſein, und nahdem der Mund vom Schlamme geſäubert worden war, fing es an zu ſchreien und ſchien kräftig und lebhaft. Als ih es nah Hauſe trug, geriet es mit ſeinen Händen in meinen Bart und faßte ſo feſt hinein, daß ih große Mühe hatte, frei zu kommen; denn die Finger ſind gewöhnli<h am lezten Gelenke hafenartig nah innen gebogen. Es hatte no< keinen einzigen Zahn; do<h famen einige Tage darauf die beiden unteren Vorderzähne zum Vorſcheine. Unglü>licherweiſe konnte ih keine Milch ſchaffen, da weder Malaien no< Chineſen no< Dajaken dieſes Nahrungsmittel verwenden, und vergeblich bemühte ih _mi< um ein weibliches Tier, welches mein Kleines ſäugen könnte. JFch ſah mich daher genötigt, ihm Reiswaſſer aus der Saugflaſche zu geben. Dies aber war doch eine zu magere Koſt, und das kleine Geſchöpf gedieh au< niht gut dabei, obgleih ih gelegentli<h Zuder und Kokosnußmilh hinzufügte, um die Abung nahrhafter zu machen. Wenn ih meinen Finger in ſeinen Mund ſte>te, ſaugte es mit großer Kraft, zog ſeine Ba>ken mit aller Macht ein und ſtrengte ſih vergeblih an, etwas Milch herau8zuziehen, und erſt nahdem es das eine Zeitlang getrieben hatte, ſtand es mißmutig davon ab und fing ganz wie ein Kind unter ähnlichen Umſtänden zu ſchreien an. Liebkoſte