Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1, S. 161
Gibbons: Verbreitung. Siamang. 103 im Gegenteile ernſthaft bis zum Äußerſten, mehrere auch ſtill und deshalb langweilig. Fede ihrer Bewegungen war langſam und gemeſſen, der Ausdru> ihrer braunen, gutmütigen Augen unendli< traurig. So ſtellten ſie faſt in jeder Hinſicht ein Gegenſtück des Schimpanſen dar.
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Bei keiner Sippe der Affen zeigt ſih die Entwi>kelung der Vorderglieder in gleichem Grade wie bei den Gibbons oder Langarmaffen (Wylobates). Sie tragen ihren Namen mit vollſtem Rechte: denn die über alles gewohnte Maß verlängerten Arme erreichen, wenn ſi ihr Träger aufrecht ſtellt, den Boden. Dieſes eine Merkmal würde genügen, um die Langarmaffen von allen übrigen Mitgliedern ihrer Ordnung zu unterſcheiden.
Die Gibbons bilden eine größere Gattung der Menſchenaffen; man kennt etwa ſieben Arten, welche ihr zugezählt werden müſſen. Sie ſind ſämtlich Aſiaten und gehören aus\<ließlih Oſtindien ſowie den nächſtliegenden der großen Sundainſeln: Sumatra, Java und Borneo, an. Die Arten erreichen eine ziemlih bedeutende Größe, wenn auch keine einzige über 1 m hoh wird. Jhr Körper erſcheint troß der ſtarken und gewölbten Bruſt ſehr ſchlank, weil die Weichengegend, wie bei dem Windhunde, verſhmächtigt iſt; die Hinkerglieder ſind bedeutend kürzer als die vorderen und ihre langen Hände bei einigen Arten noh dur die teilweiſe miteinander verwachſenen Zeige- und Mittelfinger ausgezeichnet. Der Kopf iſt klein und eiförmig, das Geſicht menſchenähnlich; die Geſäßſchhwielen ſind klein, und der Schwanz iſt äußerlih nicht ſichtbar. Ein reicher und oft ſeidenweicher Pelz umhüllt ihren Leib; S<hwarz, Braun, Braungrau und Strohgelb ſind ſeine Hauptfarben. Alle Gibbons haben außerordentlih laute Stimmen und laſſen ihre Rufe beſonders gern in den Morgenſtunden hören.
Der Siamang (FHylobates syndactylus, Pithecus syndactylus, Siamanga syndactyla), wegen der am Grunde verwachſenen Zeige- und Mittelzehe auh wohl als Vertreter einer beſonderen Untergattung (Siamanga) betrachtet, iſt der größte aller Langarmaffen und auh dadur< ausgezeihnet, daß ſeine Arme verhältni8mäßig weniger lang als dic der anderen Arten erſcheinen. „Seine Geſtalt na>t gedacht“, ſagt Duvaucel, „würde einc häßliche ſein, beſonders deshalb, weil die niedrige Stirn bis auf die Augenbrauenbogen ver: kümmert iſt, die Augen tief in ihren Höhlen liegen, die Naſe breit und platt erſcheint, die ſeitlichen Naſenlöcher aber ſehr groß ſind und das Maul ſi< faſt bis auf den Grund der Kinnladen öffnet. Gedenkt man ſonſt no des großen na>ten Kehlſa>es, welcher ſhmierig und ſchlaff wie ein Kropf am Vorderhalſe herabhängt und beim Schreien ſich ausdehnt, der gekrümmten, einwärts gekehrten Gliedmaßen, welche ſtets gebogen getragen werden, der unter vorſtehenden Höcern eingeſenkten Wangen und des verkümmerten Kinnes, ſo wird man ſi ſagen müſſen, daß unſer Affe niht zu den ſchönſten ſeiner Drdnung gehört. Ein dichter, aus langen, weichen und glänzenden Haaren gebildeter Pelz von tiefſ<warzer Farbe de>t den Leib; nur die Augenbrauen ſind rotbraun. Auf dem Hodenſa>e ſtehen lange Haare, wel<he, nah unten gekehrt, einen niht ſelten bis zu den Knieen herabreichenden Pinſel bilden. Die Haare rihten ſi< am Vorderarme rü>wärts, am Oberarme vorwärts, ſo daß am Ellbogen ein Buſch entſteht.“ Es kommen au< Weißlinge vor; C. Bo erhielt deren einen lebendig. Ausgewahſene Männchen erreichen 1 m an Höhe, klaftern aber beinahe das Doppelte. :
Der Siamang iſt in den Waldungen von Sumatra .gemein und wurde von tüchtigen Forſchern in der Freiheit wie in Gefangenſchaft beobachtet. Nach Roſenberg ſollte er richtiger Amang genannt werden, da die erſte Silbe nur der Artikel iſt. Helfers vereinzelt ſtehende Angabe, daß der Siamang ſogar im ſüdlichen Tenaſſerim vorkomme, ſowie die von