Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
Sumpfluchs: Verbreitung. Aufenthalt. Gewohnheiten. 513
berihtet. Als ih einmal nahe bei der Stadt Esneh durch einen Garten ſ{lenderte, fiel mir eine in dem dichten Graſe dahinſhleihende Kaße nur ihres großen Kopfes wegen auf; denn der übrige Körper war in dem ſchoſſenden Getreide verſte>tt. Mehr, um zu unterſuchen, als in der Meinung, eine wilde Kaße vor mir zu haben, ſ{hoß i<h auf das Tier, welches mih ſeiner Beachtung nicht würdig hielt. Es verendete nah wenigen, verzweiflungsvollen Säßen, und ih fand zu meiner Überraſchung, daß ih den Sumpfluchs, und zwar ein ziemlih ausgewachſenes Männchen, erlegt hatte. Von nun an wurde ih aufmerkſam und bemerkte deshalb unſer Raubtier öfter. Einen großen Luchs fand ih ruhig ſich ſonnend in einem
Sumpflu<s (Lynx chaus). !% natürl. Größe.
RNohrgebüſche liegen; er entkam mir aber trog einer ſtarken Verwundung, welche ih ihm beigebracht hatte. Die übrigen, welche ih bemerkte, entflohen regelmäßig, noh ehe ih in Schußweite an ſie herangekommen war.
Der Sumpfluchs ſ<hleiht ebenſowohl bei Tag wie bei Nacht umher, um Beute zu machen. Dabei kommt er dreiſt bis dicht an die Dörfer heran, und die größeren Gärten in der Nähe derſelben ſcheinen ihm ſogar beſondere Lieblingspläbße zu ſein. Um ihn oder wenigſtens ſeine Spuren zu bemerken, braucht man eben niht lange auf der Jagd herumzuſtreifen. Wenn man an den Rändern von Getreidefeldern, auf Rainen und Wegen, welche durch dieſelben führen, a<thaben will, gewahrt man ihn häufig genug. Er ſchleiht na< eter Kagßenart leiſe und unhörbar zwiſchen den Pflanzen dahin, welche ihn gewöhnlich zum größten Teile verſte>en. Von Zeit zu Zeit bleibt er ſtehen und lauſcht. Dabei bewegt ex, wie unſere Hausfaßen, die Ohren nach allen Richtungen hin, beſchreibt mit dem Schwanze die
Brehm, Tierleben. 3. Auflage. I. 33