Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Gopher: Vorkommen. Baue, Bewegungen. 557

von ihnen aus dem Garten hinaus in das Feld und in den nahen Wald führten, wo wir dann unſere Jagd aufgeben mußten. Die Haufen, welche dieſe Art aufwirft, ſind ungefähr 30—40 em ho< und ſtehen ganz unregelmäßig, man<hmal nahe bei einander, gelegentli<h auh 10-, 20-, ja ſogar 30mal weiter entfernt. Gewöhnlich aber ſind ſie nah oben, nahe an der Oberfläche, geöffnet, wohlbede> mit Gras oder anderen Pflanzen.“

Ältere Gänge ſind innen feſtgeſhlagen, die neueren niht. Hier und da zweigen ih Nebengänge ab. Die Kammer wird unter Baumwurzeln in einer Tiefe von etwa 1,5 m angelegt; die Höhle ſenkt ſih ſ{hraubenförmig zu ihr hinab. Sie iſt groß, gänzlih mit weichem Graſe ausgefleidet, einem Eichhornneſte niht unähnlih, und dient dem Tiere zum Ruhen und S&lafen. Das Neſt, in welchem das Weibchen zu Ende des März oder im Anfange des Aprils ſeine 5—7 Junge bringt, iſt der Kammer ähnlich, jedo< innen noh mit den Haaren der Mutter ausgekleidet. Wie das Neſt des Maulwurfes umgeben es Nundgänge, von denen aus die Röhren ſih abzweigen. Gesner fand, daß vom Neſte aus ein Gang zu einer größeren Höhlung, der Vorratskammer, führt. Sie iſt gefüllt mit Wurzeln, Erdfrühten (Kartoffeln), Nüſſen und Sämereien. Jn den Morgenſtunden von 4— 10 Uhr arbeitet die Taſchenratte am eifrigſten am Weiter- und Ausbaue ihrer Wohnung, unzweifelhaft in der Abſicht, ſi< mit Speiſe zu verſorgen. Wenn der Ort reih an Nahrung iſt, werden in dieſer Zeit 8—5 m Höhlung hergeſtellt und 2—5 Hügel aufgeworfen; im entgegengeſeßten Falle durhwühlt das Tier größere Streken und arbeitet länger. Zumweilen unterbricht es die Arbeit wochenlang; es ſcheint dann von den aufgeſpeicherten Vorräten zu zehren. Beim Aufwerfen der Erde, welches der Gopher ganz nah Art des Maulwurfes bewerkſtelligt, läßt er ſeinen Leib ſo wenig als möglich ſichtbar werden und zieht ſi< augenbli>lih wieder in die ſichere Tiefe zurü>. Auf dem Boden erſcheint er, um ſich dürres Gras für ſeinen Wohnraum oder das Neſt zu ſammeln und, nah Audubon, um ſich zu ſonnen. Sein vortrefflicher Geru<h und das ausgezeihnete Gehör ſichern ihn hier vor Überraſchungen; bei vermeintlicher Gefahr ſtürzt er ſich augenbli>li< in die Tiefe, auh wenn er ſich erſt durch Neugraben eines Schachtes den Eingang erzwingen müßte.

Fm Laufen über der Erde humpelt der Gopher ſchwerfällig dahin, niemals ſprungweiſfe, oft mit na unterwärts eingeſhlagenen Nägeln der Vorderfüße, den Schwanz auf der Erde ſ<leifend. Er tann faſt ebenſo ſ<hnell rü>wärts wie vorwärts laufen, über dem Boden aber niht ſchneller, als ein Mann geht, dahinrennen. Jn ſeinen Höhlen ſoll er ſih mit der Hurtigkeit des Maulwurfes bewegen. Äußerſt unbehilflih erſcheint er, wenn man ihn auf den Rüen legt; es bedarf wohl einer Minute, ehe es ihm gelingt, ſih dur< Arbeiten und Strampeln mit den Beinen wieder umzuwenden. Beim Freſſen ſett er ſich oft auf die Hinterbeine nieder und gebraucht die vorderen nah Eichhörnchenart. Schlafend rollt er ih zuſammen und birgt den Kopf zwiſchen den Armen an der Bruſt. Seine erſtaunlich großen Bakentaſchen füllt er beim Weiden mit der Zunge an und entleert ſie wieder mit den Vorderfüßen. Sie treten, wie bei anderen Nagern auch, mehr und mehr nach außen hervor, je voller ſie werden, und gewinnen dann eine länglich eiförmige Geſtalt, hängen aber niemals ſa>artig zu beiden Seiten der Schnauze herab und erſhweren dem Tiere keine ſeiner Bewegungen. Die geſammelten Nahrungsvorräte ſchüttet es zuweilen gleih von außen her durch einen ſenkrechten, ſpäter zu verſtopfenden Schacht in ſeinen Speicher. Gänzlich aus der Luft gegriffen iſt die Behauptung, daß er ſeine Ba>kentaſchen benuße, um die losgewühlte Erde aus ſeinen Bauen herauszuſchaffen. Die Laune des Jndianers, welcher den erſten Gopher einem Naturforſcher brachte, erklärt den Urſprung jener Angabe, widerlegt ſie aber auh zugleich.

Der Schade, welchen der Gopher anrichtet, kann ſehr bedeutend werden. Er vernichtet zuweilen dur< Abnagen der Wurzeln Hunderte von wertvollen Bäumen in wenigen Tagen