Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Mara. Aguti. 503

ſie mit Leidenſchaft, hauptſählihh des Felles halber, welches zu ebenſo hübſchen wie weichen Fußteppichen und De>en verwendet wird. Sn europäiſche Tiergärten gelangt die Mara niht eben häufig. N

Die Agutis oder Gutis (Dasyproeta) erinnern durch ihre Geſtalt auffallend an die Zwergmoſchustiere; denn ſie ſind hochbeinige, unterſeßte Nager mit langem, ſpibſhnauzigem Kopfe kleinen runden Ohren, einem na>ten Schwanzſtummel und Hinterbeinen, welche merklih länger als die vorderen ſind. Dieſe haben vier Zehen und eine kleine Daumenwarze, während die Hinterfüße bloß drei vollfommen getrennte, ſehr lange Zehen beſißen. Alle ſind mit ſtarken, breiten, wenig gekrümmten, hufartigen, an den Hinterfüßen beſonders entwi&elten Krallen bewehrt; nur auf der Daumenwarze ſißt ein kleiner platter Nagel. Fm ganzen haben die Agutis einen leichten, feinen und gefälligen Bau, machen daher einen angenehmen Eindru>. Das Gebiß iſt ſtark; die flachen, platten Nagezähne treten beſonders hervor, ſhon weil das obere Paar ziemlich lebhaft rot, das untere gelblih gefärbt iſt; die rundlichen Ba>enzähne zeigen eine einzige einſpringende Schmelzfalte und mehrere Schmelzz inſeln. E Heutzutage finden ſih die Agutis paarweiſe oder in fleinen Geſellſchaften in waldigen Ebenen, namentlih in den dichteſten Wäldern der Flußniederungen, doch gehen einige auch bis zu 2000 m über das Meer im Gebirge empor. Wir lernen das Leben aller fennen, wenn wir die Beſchreibungen über die häufigſte Art zuſammenſtellen.

Der Aguti, Guti oder, wie er ſeines hübſchen Felles wegen auch wohl heißt, der Goldhaſe (Dasyprocta aguti), eines der ſ<mu>ſten Mitglieder der ganzen Familie, hat dichte und glatt anliegende Behaarung; das rauhe, harte, faſt borſtenartige Haar beſißt lebhaften Glanz und rötlich zitronengelbe, mit Schwarzbraun untermiſchte Färbung, iſt drei- bis viermal dunkel ſhwarzbraun und ebenſo oft rötlich zitronengelb geringelt und endet bald mit einem hellen, bald mit einem dunkeln Ringe, wodurch eben die gemiſchte Färbung hervorgerufen wird. An einigen Leibesſtellen waltet das Gelb vor, indem das Schwarz entweder gänzlich verſhwindet, oder nux einen ſ<hmalen Ring bildet. So kommt es, daß die Geſamtfärbung ſich verändert, je nachdem ſih das Tier bewegt, je nahdem die Beleuchtung eine verſchiedene und endlih, je nahdem das Haar hier länger und dort kürzer iſt. Das Geſicht und die Gliedmaßen deen bloß furze Haare, das Hinterteil längere und das Kreuz wie die Schenkel ſolche von faſt 8 em Länge; die Kehle iſt na>t. Am Kopfe, Na>ten, Vorderrücen und an der Außenſeite der Gliedmaßen herrſcht die rötliche Färbung vor, weil die Sprenkelung hier ſehr dicht erſcheint; am Hinterrüc>en und in der Kreuzgegend erſcheint das Tier gelblicher, weil hier die Sprenkelung untergeordneter iſt. Je nach den Fahreszeiten ändert ſi die allgemeine Färbung ebenfalls; ſie erſcheint im Sommer heller und im Winter dunkler. Die Leibeslänge eines erwachſenen Männchens beträgt 40 em, die des Shwanzſtummels bloß 1,5 cm.

Guayana, Surinam, Braſilien und das nördliche Peru bilden die Heimat des Guti. An den meiſten Orten iſt ex re<t häufig, beſonders an den Flußniederungen Braſiliens. Hier wie überall bewohnt er die Wälder, die feuchten Urwälder ebenſo wie die tro>eneren des inneren Landes, treibt ſi< aber auh an den angrenzenden grasreichen Ebenen herum und vertritt dort die Stelle der Haſen. Jm freien Felde kommt er niht vor. Gewöhnlich findet man ihn über der Erde, in hohlen Bäumen nahe am Boden, und öfter allein als in Geſellſchaft. Bei Tage liegt er ruhig in ſeinem Lager, und nux da, wo er ſih vollkommen ſicher glaubt, ſtreift er umher. Mit Sonnenuntergang geht er auf Nahrung aus und verbringt bei guter Witterung die ganze Nacht auf ſeinen Streifzügen. Er hat, wie Nengger