Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

584 Siebente Ordnung: Nager; zehnte Familie: Hufpfötler.

berichtet, die Gewohnheit, ſeinen Aufenthaltsort mehrmals zu verlaſſen und wieder dahin zurüczukehren; hierdurch entſteht ein ſ<hmaler, oft 100 m langer Fußweg, welcher die Lage des Wohngebietes verrät. Bringt man einen Hund auf dieſe Fährte, ſo gelingt es, falls ſi das Lager nicht im Dickicht befindet, faſt regelmäßig, des Tieres habhaft zu werden. Die Hunde verbellen ihr Wild, und man kann es dann aus ſeiner Höhle hervorziehen oder ausgraben. Wird der Aguti aber die Ankunft der Hunde zeitig gewahr, ſo entfernt er ſich augenbli>li<, und ſeine Gewandtheit, ſein ſchneller Lauf bringen ihn dann bald aus dem Bereiche ſeiner Verfolger.

Der Aguti iſt ein harmloſes ängſtliches Tierchen und deshalb vielen Gefahren preisgegeben, ſo daß ihn eigentlih nur die außerordentliche Gewandtheit ſeiner Bewegungen und die ſcharfen Sinne vor dem Untergange retten können. Jm Springen erinnert er an tleine

Aguti (Dasyprocta aguti). 1/4 natürl. Größe

Antilopen und Zwergmoſchustiere. Sein Lauf beſteht aus Sprungſchritten, welche aber ſo nell aufeinander folgen, daß es ausſieht, als eile das Tier im geſtre>ten Galopp dahin. Der ruhige Gang iſt ein ziemlich langſamer Schritt. Unter den Sinnen ſcheint der Geruch am ſchärfſten entwi>elt, aber auh das Gehör ſehr ausgebildet, das Geſicht dagegen ziemlich blöde und der Geſhma> keine8wegs beſonders fein zu ſein. Die geiſtigen Fähigkeiten ſind ſehr gering. Nur ein gewiſſer Ortsſinn macht ſi bemerklih. Die Nahrung beſteht in den verſchiedenartigſten Kräutern und Pflanzen, von den Wurzeln an bis zur Blüte oder zum Korne hinauf. Den ſcharfen Nagezähnen widerſteht ſo leicht kein Pflanzenſtoff, ſie zerbrechen ſelbſt die härteſten Nüſſe. Jn bebauten Gegenden wird der Guti durch ſeine Beſuche in den Zu>errohranpflanzungen und Gemüſegärten läſtig; doch nur da, wo er ſehr häufig iſt, richtet er merklichen Schaden an.

Über die Fortpflanzung der frei lebenden Agutis fehlen noh genaue Nachrichten. Man weiß, daß ſich das Tier ziemlich ſtark vermehrt, daß die Weibchen in allen Monaten des Fahres trächtig werden und gleichzeitig mehrere Junge zur Welt bringen können. Ein und dasſelbe Tier ſoll zweimal im Jahre werfen, gewöhnlich im Oktober, d. h. zu Anfang der Regenzeit