Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

590 Siebente Ordnung: Nager; zehnte Familie: Hufpfötler,

wurde und Nahrung zu ſi< nahm. Man ernährte ſie mit allem, was im Hauſe gegeſſen wurde, nur niht mit Fleiſch. Die Speiſe ergriff ſie mit den Schneidezähnen, Flüſſigkeiten nahm ſie lappend zu ſih. Jhr Herr verſicherte mih, daß er ihr öfters mit einem Finger in die Ba>entaſchen gegriffen und dort Speiſe gefühlt habe. Sie war äußerſt reinlih und entledigte ſi< ihres Kotes und Harnes immer in einiger Entfernung von ihrem Lager, welches ſie ſi< aus Lappen, Stroh und Stü>kchen von Leder in einem Winkel bereitete. Jhr Gang war ein Schritt oder ein ſchneller Lauf in Säten. Das helle Tageslihht ſchien ſie zu blenden; ihre Augen leuchteten jedo<h niht in der Dunkelheit. Obgleich ſie ſi< an den Menſchen und ſeine Wohnung, wie es ſchien, gut gewöhnt hatte, war ihr Hang zur Freiheit no< immer der nämliche. Sie entfloh nach einer Gefangenſchaft von drei Fahren bei der erſten beſten Gelegenheit, welche ſi<h ihr darbot.“

Die Haut der Paka iſ zu dünn und das Haar zu grob, als daß das Fell benußt werden könnte. Fn den Monaten Februar und März iſt ſie außerordentlich fett, und dann iſt das Fleiſh ſehr ſ<mathaft und beliebt. Kappler ſagt geradezu: „Das Fleiſch iſt weiß und fett und übertrifft alle mir bekannten Fleiſcharten an Wohlgeſhma>.“ Jn Braſilien iſt ſie nebſt den Agutis und verſchiedenen Arten der Gürteltiere das gemeine Wildbret in Den Waldungen. Der Prinz von Wied fing ſie in den Urwäldern häufig in Schlagfallen. Auch jagt man ſie mit Hunden und bringt ſie als „königlihes Wild“ zu Markte. „Fn ihrem Baue“, ſagt Henſel, „iſt ihr niht beizukommen; allein wenn man aufmerkſam den Saum der Pflanzungen abſpürt, wird man bald unter den dihten Rohrgrashe>en den Wechſel des Tieres bemerken. Hier nun ſtellt der Jäger ſeine Schlinge, mit einem Maiskolben als Köder, und wird am nächſten Morgen ſeine Mühe reich belohnt finden. Die Paka liefert das vorzüglichſte Wildbret Braſiliens, welches an Feinheit und Zartheit vielleicht von keinem anderen übertroffen wird. Sie hat eine ſo dünne und ſ<hwache Haut, daß man dieſe nicht abzieht, ſondern das ganze Tier brüht wie ein Shwein. Ein ſo bereitetes Stü, dem Kopf Und Füße abgeſchnitten worden ſind, ſicht einem jungen Schweine zum Verwechſeln ähnlich.“ Nach Kappler ſpringt das gejagte Tier, falls es ſeine Höhle nicht erreichen kann, ſogar au< ins Waſſer, wo es untertaucht und ſo lange bleibt, bis ſein Verfolger ſih entfernt hat; er vermutet, daß es unter Waſſer weiter ſ{hwimme.

Neuerdings hat man das Tier nicht ſelten lebend na< Europa gebracht. Schon Buffon beſaß ein Weibchen längere Zeit, welhes ganz zahm war, ſih unter dem Ofen ein Lager malte, den Tag über ſchlief, des Nachts umherlief und, wenn es in einen Kaſten einge\<loſſen wurde, zu nagen begann. Bekannten Perſonen le>te es die Hand und ließ ſi< von ihnen krauen; dabei ſtre>te es ſih aus und gab ſein Wohlgefallen dur einen ſ{hwachen Laut zu erkennen. Fremde Perſonen, Kinder und Hunde verſuchte es zu beißen. Jm Zorne grunzte und knirſchte es ganz eigentümlih. Gegen Kälte war es ſo wenig empfindlih, daß Buffon glaubte, man könne es. in Europa einheimiſh machen. Fh habe die Paka über ein Jahr lang beobachtet und als ein träges, wenig anziehendes Tier kennen gelernt. Bei Tage erſcheint ſie ſelten außerhalb ihrer Höhlen; gegen Sonnenuntergang kommt ſie hervor. Sie lebt friedlih oder richtiger gleihgültig mit anderen Tieren zuſammen, läßt ſih ni<hts gefallen, greift aber au< niht an. Genügſam, wie ſie iſt, macht ſie weder an beſonders gute Nahrung, noch an einen wohleingerihteten Stall Anſpruch. Hinſichtlich ihrer Zähigkeit im Ertragen der Kälte muß ih Buffon beiſtimmen; nux glaube ih nicht, daß eine Einbürgerung in Europa viel nüßen würde. Henſel iſt anderer Meinung und glaubt, daß die Einbürgerung der Paka exrſprießlih ſein könnte. Sie läßt ſih; wie er hervorhebt, leiht in Gefangenſchaft halten und pflanzt ſich hier auh fort. Freilich würde ſie, ihrer langſamen Vermehrung wegen, hinter dem Kaninchen ſehr zurü>bleiben; ihr Fleiſh dagegen würde den Feinſhme>er viel mehr befriedigen als Kaninchenfleiſh und ſo die Koſten der Zucht