Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Paka. Waſſerſhwein. 591

wieder aufwiegen. Jh glaube nicht, daß dieſe S{lußfolgerungen richtig ſind, weil ih überzeugt bin, daß jeder Nager mehr an Futter verbraucht, als ſein Fleiſch wert iſt. Bei einem verhältnismäßig ſo langſam wachſenden Tiere, wie die Paka es iſt, dürfte das Mißverhältnis zwiſchen Anlagekoſten und Gewinn jedermann fühlbar und eine Züchtung im großen ſehr bald unterlaſſen werden

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Das Waſſerſhwein (Fydrochoerus capybara) darf in einer Hinſicht als der merfwürdigſte aller Nager angeſehen werden: es iſt das größte und plumpeſte Mitglied der ganzen Ordnung. Seinen deutſchen Namen trägt es mit Recht; denn es erinnert dur< ſeine Geſtalt und die borſtengleiche Behaarung ſeines Körpers entſchieden an das Schwein. Seine Kennzeichen ſind: kleine Ohren, geſpaltene Oberlippe, Fehlen des Schwanzes, kurze Shwimmhäute an den Zehen und ſtarke Huſfnägel ſowie der höchſt eigentümliche Zahnbau. Die rieſenhaft entwi>elten Schneidezähne haben bei geringer Die mindeſtens 2 cm Breite und auf der Vorderſeite mehrere flahe Rinnen; unter den Baenzähnen iſt der lebte ebenſo groß wie die drei vorderen. Der Leib iſt auffallend plump und di> der Hals kurz, der Kopf länglich, hoh und breit, ſumpfſchnauzig und von eigentümlichem Ausdru>e. Ziemlich große, rundliche Augen treten weit hervor; die Dhren find oben abgerundet und am vorderen Rande umgeſtülpt, hinten abgeſchnitten. Die hinteren Beine find deutlich länger als die vorderen, die Vorderfüße vierzehig, die hinteren dreizehig. Ganz eigentümlich iſt au eine Hautfalte, welche den After und die Geſchlechtsteile einſchließt, ſo daß beide äußerlih niht geſehen und Männchen und Weibchen nicht unterſchieden werden fönnen. Von einer beſtimmten Färbung des dünnen, groben Pelzes kann man nicht reden; ein ungewiſſes Braun mit einem Anſtriche von Rot oder Bräunlichgelb verteilt ſi über den Leib, ohne irgendwo ſcharf hervorzutreten. Nur die Borſten um den Mund herum ſind entſchieden ſhwarz. Ein erwachſenes Waſſerſhwein erreicht ungefähr die Größe eines jährigen Hausſchweines und ein Gewicht von 50 kg. Die Körperlänge beträgt über 1 m, die Höhe am Widerriſte 50 cm und mehr.

Azara iſſt auh hier wieder der erſte, welcher eine genaue Beſchreibung des Waſſer: \hweines gibt. „Die Guaranis“, ſagt er, „nennen das Tier Capügua; der Name bedeutet ungefähr ſo viel als „Bewohner der Rohrwälder an Flußufern‘; der ſpaniſhe Name Capybara iſt eine Verdrehung jener Benennung. Die Wilden nennen die Alten Dtſchagu und die Jungen Lakai. Die Capybara bewohnt Paraguay bis zum Rio de la Plata und namentli< die Ufer aller Flüſſe, Lachen und Seen, ohne ſih weiter als 100 Schritt davon zu entfernen. Wenn ſie erſchre>t wird, erhebt ſie einen lauten Schrei, welcher ungefähr wie ap‘ klingt, und wirft ſi< augenbli>li< ins Waſſer, in welchem ſie leiht dahinſhwimmt, bloß die Naſenlöcher über den Spiegel erhebend. Fſſtt aber die Gefahr größer und das Tier verwundet, ſo taucht es unter und ſ{hwimmt auf ganz große Stre>en unter dem Waſſer weg. Jede einzelne Familie erwählt ſi<h gewöhnli<h ihren beſtimmten Plaz, welchen man leiht an den Bergen von Kot erkennen kann. Höhlen gräbt die Capybara nicht. Sie iſ friedli<, ruhig und dumm. Lange Zeit ſißt ſie auf ihrem Hinteren, ohne ſih zu rühren. Jhr Fleiſch iſt fett und wird von den Wilden geſchäßt. Man glaubt, daß das Weibchen einmal im Jahre 4— 8 Junge werfe, gewöhnlih auf etwas zuſammengetretenes Stroh, und ſagt, daß dieſe ſpäter ihrer Mutter folgen. Die Jungen können ohne Mühe gezähmt werden. Sie laufen frei umher, gehen und kommen, hören auf den Ruf und freuen ſich, wenn man ſie krauet.“ Neuere Beobachter haben das Tier ausführlicher beſchrieben. Die Capybara iſt über ganz Südamerika verbreitet und findet ſi<h vom Orinoko bis zum La Plata oder vom Atlantiſchen Meere bis zu den Vorbergen der Andes. Niedere, waldige,