Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Borſtenferkel: Aufenthalt. Nahrung. Elfenbeinbenagen. Fleiſch. Jagd. 607

wurde es von R. Büttner im Kongolande noh am Kuango beobachtet und in Oſtafrika von Böhm no< am Tanganjika. Jn Niederguinea, von Yumba bis Ambriz, wird es von den Eingeborenen Sibeſe, in Südoſtafrika Jvondue genannt, von den Nubiern im oberen Nilgebiete Fahr-el-buhß und von den Njam-Njam Remvo oder Alimvoh.

Jn ihrer Lebensweiſe ſtimmen beide Arten im weſentlichen wohl überein. Sie leben nicht geſellig und bilden feine größeren Vereinigungen, finden ſi aber an ihnen zuſagenden Orten ziemlih häufig. Stets halten ſie ſich in der Nähe von Gewäſſern auf und hauſen vorzugsweiſe an deren Uferſtrichen in dichten Gras-, Nohr- und Schilfbeſtänden ſowie im durhwachſenen Geſtrüppe. Nah S<hweinfurth graben ſih die im Nordoſten vorkommenden tiefe Löcher; aber von denen, die in Niederguinea leben, iſt dies niht bekannt, ebenſo berihtet Büttikofer nichts darüber aus Liberia, und auh Drummond ſagt von den in Südoſtafrika beobachteten: „Sie graben ſi keine unterirdiſchen Wohnungen, flüchten aber, wenn ſie aus ihren Verſte>en im Graſe und Röhricht vertrieben werden, in irgend welche Höhlen und Klüfte des Gefelſes oder auch in verlaſſene Baue anderer Tiere.“ Jhre Nahrung beſteht aus Gräſern, Wurzeln und Knollen, davon ſie hinreihend an den Ufern der Gewäſſer und in den feuchten Niederungen finden. Drummond ſtellt ſie auh als ſehr ſchädliche Tiere hin, die namentlich in Zu>errohr- und Maisfeldern große Verwüſtungen anrichten fönnen und deswegen in beſiedelten Gegenden eifrig verfolgt werden. Fhm zufolge ſollen manche vielgeplagte Pflanzer in Südoſtafrika für jedes getötete Stü einen Preis von 0,5—1 Mark bezahlen. Auch in Liberia ſtiften ſie, laut Vüttikofer, in Maniokt-, NReisund Maispflanzungen großen Schaden. Jn Weſtaſrika iſt unſer Tier übel beleumundet, weil es nah beſtimmter, freilih aber niht erwieſener Verſicherung ſowohl der Eingeborenen als auc der Europäer das Elfenbein benagen und manchen ſ{hönen Zahn verunſtalten ſoll. Der Augenſchein ſpricht jedoh dagegen, wenigſtens ſoweit Pehuel-Loeſches Erfahrungen reichen; an den von ihm unterſuchten Stoßzähnen waren die einzelnen Furchen der benagten Stellen zu ſhmal und zu gerundet, kurzum zu zierlich, als daß ſie mittels der kräftigen und breiten Nagezähne der Rohrratte hätten eingeſchnitten ſein können. Dasſelbe Ergebnis ſtellte fich heraus bei einer Unterſuchung vieler Elfenbeinſtü>e aus der reichhaltigen Sammlung von W. Weſtendarp in Hamburg. Unſer Tier mag gelegentlih au<h Elfenbein benagen; die bei weitem meiſten Schnittſtellen an Stoßzähnen rühren aber von viel fleineren und wahrſcheinlih verſchiedenartigen Nagern her. JFmmerhin iſt es ſehr bemerfenswert, daß au< im fernen Nordoſten die Rohrratten in der gleichen Weiſe beſchuldigt werden. „Den Njam-Njam“, ſchreibt Shweinfurth, „ſind ſie wohlbekannt, hauptſächlich durch die Verheerungen, welche ſie in den Elfenbeinvorräten anzurichten pflegen, indem ſie dieſe aus Bedürfnis, ihre Vorderzähne an einer paſſenden Subſtanz zu weten und zu ſchärfen, benagen. Die Njam-Njam befolgen nämlich die Gewohnheit vieler afrikaniſcher Völker, indem ſie ihr Elfenbein, um es vor der Möglichkeit kriegeriſcher Überfälle, vielleicht auh um cs gegen ein Brandunglük ſicherzuſtellen, dem naſſen Grunde der Sumpferde anvertrauen, wo es die Nohrratten ausfindig machen, um es die Kreuz und Quere zu durhnagen.“

Die Rohrratte wird von Eingeborenen wie von jagdluſtigen Europäern verfolgt, weil ſie einen wohlſ<me>enderen Braten liefert als irgend ein anderes afrikaniſches Säugetier. Wenigſtens ſtimmen alle angeführten Gewährsmänner mit Ausnahme Drummonds darin überein, daß es ein vortrefflihes Wildbret ſei, und auh Skert<hly berichtet ſo von Dahome. Das Fleiſch iſt fettreih und ähnelt dem eines derben Spanferkels, iſt auch frei von irgend welchem abſtoßenden Beigeſhma>k. Da die Haut, obwohl di>, ſehr leiht zerreißt und ziemlih feſt mit der darunter liegenden Feiſtſchicht verwachſen iſt, pflegt man ſie niht zu entfernen, ſondern bloß die Borſten abzuſengen und dann das Wildbret im ganzen wie ein Spanferkel zuzubereiten. Die Jagd wird mittels Fallen oder mit Hunden odex mit