Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

646 Achte Ordnung: Zahnarme; erſte Familie: Faultiere,

bewehrt ſind, ſ{<lihtes, weiches Haar ohne Wollhaar, das Gebiß und die geringe Anzahl der Hal3wirbel. Jn jedem Oberkiefer ſtehen 5, in jedem Unterkiefer 4 Zähne, deren hintere von vorn an gerechnet an Größe abnehmen, eiförmigen Querſchnitt und abgedachte Kronen haben, während die vorderſten lang, ſtark, dreikantig und gleichſam zu E>zähnen umgewandelt ſind, jedo<h aus dem Grunde niht als ſolche angeſprochen werden können, weil ſie niht im Zwiſchenkiefer ſtehen und die oberen vor, nicht hinter den unteren eingreifen. Die Wirbelſäule beſteht bei der einen Art (Choloepus hoffmanni) aus 6, bei der anderen Art (Choloepus didactylus) aus 7 Hal8wirbeln, während 23—24 Rüden-, 2—4 Lenden- und 5—6 Schwanzwirbel vorhanden ſind.

Der Unau oder das Zweizehenfaultier (Choloepus didactylus, Bradypus didactylus) aus Guayana und Surinam erreicht eine Länge von etwa 70 ecm. Das lange Haar, welches am Kopfe nah hinten, übrigens aber von der Bruſt und dem Bauche nah dem Rücken geſtrichen iſt und hier einen Wirbel bildet iſt im Geſichte, am Kopfe und im Nacken weißli< olivengrüngrau, am Leibe olivengrau, auf dem Rücken, wo es ſich gegeneinander ſträubt, dunkler als auf der Unterſeite, an der Bruſt, den Armen und auf den Schultern ſowie an den Unterſchenkeln olivenbraun. Die na>te Schnauze ſieht bräunlih fleiſ<farben aus, die vollkommen na>ten Hand- und Fußſohlen haben fleiſhrote, die Krallen bläulihgraue Färbung. Die Jris der mäßig großen Augen iſt braun.

*

___ Jn der zweiten Gattung vereinigt man die Dreizehenfaultiere (Bradypus). Sie ſind gedrungen gebaut, haben einen kleinen Kopf mit ſchief abgeſtußter, hartlippiger Schnauze und kleiner Mundöffnung, einen ſehr langen Hals, deutlich hervortretenden, ſeitlih abgeplatteten Schwanz und ziemli<h kurze, kräftige Gliedmaßen, welche vorn und hinten drei ſeitlih ſehr ſtark zuſammengedrücte Sichelkrallen tragen. Das Haar iſt auf dem Kopfe geſcheitelt und nah unten, übrigens aber ebenfalls von unten nah oben gerichtet; die Sohlen ſind faſt gänzlih behaart. Fm Gebiſſe finden ſich jederſeits oben wie unten 5 Zähne, deren erſter verkleinert iſt und wie die übrigen eine hohumrandete ausgehöhlte Kaufläche zeigt. Die Wirbelſäule beſteht aus 9 Hals-, 17—19 Rüd>ten-, 5—6 Kreuz- und 9—11 Schwanzwirbeln.

Der Aï oder das Dreizehenfaultier (Bradypus tridactylus, B. pallidus, Arctopithecnus flaccidus) aus Braſilien erreicht eine Geſamtlänge von 52 em, wovon 4 em auf den S<hwanz kommen. Der Pelz beſteht aus feinen, kurzen, dihten Wollhaaren, an denen man die wahre Zeihnung des Tieres am beſten wahrnehmen kann, und langen, tro>enen harten, etwas glatten, heuähnlihen Grannenhaaren. Auf jeder Seite des Rü>ens zieht von den Schultern bis in die Shwanzgegend ein mehr oder weniger deutlicher, breiter Längsſtreifen von bräunlicher Farbe herab. Der übrige Pelz iſt blaßrötlih aſhgrau, am Bauche ſilbergrau gefärbt. Wenn man die langen Haare des Rückens bis auf die darunter befindliche Wolle abſchneidet, tritt die eigentlihe Zeihnung des Tieres hervor, und man bemerkt dann einen längs des Rückens hinablaufenden dunkeln, ſ<warzbraunen Längsſtreifen und an jeder Seite einen ähnlichen weißen, alle drei ſ{harf begrenzt, während ſonſt durch die langen Haare die Beſtimmung der genauen Abgrenzung dieſer Farbenverteilung unmöglih wird. Über die Augen weg verläuft eine breite weißliche Binde zu den Schläfen. Die Augen ſind ſhwarzbraun umringelt, und ein ebenſo gefärbter Streifen zieht ſih von den Schläfen herab. Die Klauen haben gelblihe oder bräunlihgelbe Färbung. Gewöhnlich bemerkt man graugelbe, anders als das übrige Fell gefärbte FleXen auf dem Rüden der