Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3, S. 268

294 Elſte Ordnung: Paarzeher; dritte Familie: Horntiere.

von den Fndianern gegeſſen, hat aber einen ſhafartigen Geruch, welcher namentlich bei dem Boke und zumal während der Paarungszeit ſehr merkbar wird. Die dauerhafte und ſtarke, jedo<h weihe und ſhmiegſame Haut wird von den Fndianern zu ihren {<mu>en Lederheniden ſehr geſucht.

Es galt immer für ſehx ſ<hwierig, junge Dickhornſchafe, die ſi< mit ihren Müttern [eicht in die unzugänglichſten Örtlichkeiten flüchteten, zu fangen. Jn neuerer Zeit iſt es jedoch gelungen, und man hat im fernen Weſten niht bloß junge Böe ſo weit gezähmt, um fie mit den Herden frei laufen zu laſſen, ſondern hat ſie auch erfolgreih mit Hausſchafen gekreuzt. Das Fleiſch der Blendlinge wird als vortreffli<h gerühmt; im übrigen ſind die Erfahrungen noh niht ausgiebig genug, um darüber berichten zu können.

Ebenſowenig wie über den Urſprung anderer Wiederkäuer, welche in den Hausſtand übergingen und zu vollſtändigen Haustieren wurden, ſind wix im ſtande, etwas Beſtimmtes über die Stammvaterſchaft unſeres Hausſchafes anzugeben. Die Meinungen der Naturforſcher gehen bei dieſer Frage weit auseinander. Einige glauben, daß alle Schafraſſen vou einer einzigen wilden Stammart herrühren, welche vermutlich ſhon ſeit undenklichen Zeiten vollſtändig ausgeſtorben oder gänzlich in den Hausſtand übergegangen, alſo nirgends mehr zu finden ſei, andere hingegen ſprechen die Anſicht aus, daß jedenfalls mehrere Wildſchafarten in Betracht gezogen und die zahlloſen Raſſen des Hausſchafes als Erzeugniſſe fortgeſeßter Kreuzungen jener Raſſen und ihrer Nachkommen angeſehen werden müßten; dieſe wollen in dem Mufflon, jene in dem Argali, einzelne au< wohl in dem Arui, mehrere in dem Scha (Oyvis vignei) Kleintibets die Stammart erkennen, andere, denen ih mi< an{ließen muß, geſtehen offen und ehrli< ihre Unkenntnis ein und betonen mit Ret, daß bloße Annahmen die Löſung der Frage nicht fördern können. Selbſt die ſorgfältigſten Unterſuchungen der ſpärlichen Knochenfunde und die Vergleichung der Darſtellungen auf uralten Denkmälern erweiſen ſich, der außerordentlih großen Verſchiedenheit der Schafraſſen gegenüber, als faſt bedeutungslos. Rütimeyer fand in den Schweizer Pfahlbauten die Überbleibſel einer Éleinen Schafraſſe mit dünnen, langen Beinen und ziegenähnlichen Hörnern, welche von allen bekannten, gegenwärtig lebenden Schafraſſen abweicht; es ergibt ſich hieraus jedo< ni<hts anderes, als daß Schafe ſhon in ſehr früher Zeit im Hausſtande des Menſchen eine Rolle geſpielt haben müſſen. Denn wir erkennen wiederum auf Denkmälern Schafe, welche mit heute noh lebenden Raſſen weſentli übereinſtimmen, und werden anderſeits dur<h unſere Landwirte belehrt, wie leiht es iſt, Schafe dur beharrlih fortgeſeßte Kreuzungen zu verändern.

Aus den ſteinernen Geſchichtstafeln auf den ägyptiſhen Denkmälern ſcheint wenigſtens Eins hervorzugehen, daß das Schaf ſpäter als andere Wiederkäuer in den Hausſtand des Menſchen übergegangen ſein muß. „Es iſt auffallend“, ſagt Dümichen, „und ih darf niht unterlaſſen, in dieſem Werke darauf aufmerkſam zu machen, daß von den Wiederkäuern, Schaf, Ziege und Nind, welche heute die hauptſächlichſten Herden des Nilthales bilden, das erſtere auf den alten ägyptiſchen Denkmälern noch gar nicht auftritt. Was in Bezug auf das gegenwärtig über ganz Ägypten ſo allgemein verbreitete Huhn und ebenſo in Bezug auf Pferd und Kamel geſagt werden kann, gilt von dem Schafe. An den Wänden der dem 5. und 4. Jahrtauſend vor Chriſti Geburt angehörigen älteſten Grabkapellen, welche ſih um die Pyramiden von Giſeh und Sakarah gruppieren und gerade an vorzüg: lichen Darſtellungen ſo unendlich reich ſind, begegnet uns auch nicht eine einzige Abbildung eines Schafes. Rinder und Ziegen und ebenſo verſchiedene, von den alten Ägyptern gezähmte und in großen Herden gehaltene Antilopenarten ſehen wir daſelbſt wiederholt einzeln und gruppenweiſe abgebildet, Schafe jedoh findet man nirgends unter denſelben. Daß etwa