Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

10 Neunte Ordnung: Rüſſeltiere.

einmal Schläge unterſcheiden lernen, in der Weiſe wie es von den Fndern berichtet wurde. Sein Leib i} kürzer, aber höher geſtellt als bei dem Verwandten; auh ſein flacher Kopf mit dem dünnen Rüſſel, den großen Stoßzähnen und den ungeheuern Ohren, ſeine gewölbte Nüdtenlinie, ſeine ſ{<male Bruſt und ſeine häßlichen Beine bilden eine Vereinigung von

terfmalen, welche ihn beſtimmt von jenem unterſcheiden. Am Kopfe tritt, von den Naſenbeinen angefangen, die Stirn zurü>, bildet eine nur wenig hervortretende Spibe und fällt über die Scheitelbeine nah dem Hinterhaupte wiederum fla<h ab. Alle Leiſten und Gruben des Kopfes ſind verflaht; die Augenränder treten wenig hervor, und das Auge füllt ſeine Höhle faſt gänzlih aus; der Unterkiefer iſt verhältnismäßig ſ<wac<h, und die Kaumusfeln machen ſi<h wenig bemerkbar; der Rüſſel ſeßt ſi<h fla<h an die Stirn an und verſ<hmächtigt ſih, ohne eine kräftige Wurzel zu zeigen, bald unverhältnismäßig. Hierdur< gewinnt die Geſichtslinie ein höchſt bezeichnendes Anſehen und eine gewiſſe Ähnlichkeit mit der eines Raubvogels. Die größte Breite des Kopfes liegt zwiſchen den Jochbeinen, und Stirn und Unterkiefer treten weit zurü> wogegen bei der aſiatiſhen Art Schläfe, Jochbeine und Kaumuskeln annähernd dieſelbe Breite des Kopſes bedingen.

Der Rüſſel iſ vorn rund, ſeitlich etwas zuſammengedrü>t und hinten fla<h, niht aber eingemuldet, wird von breiten, nah der Spibe zu dichter ſtehenden und ſih verſ<mälernden Faltenringen umgeben, von denen jeder untere aus dem oberen hervorgewachſen zu ſein ſcheint, und hat, den Ringen entſprechend, ſtark geſ<nürte, in der Mitte jedoch ſehr erhabene Randleiſten, deren Begrenzungslinie deutlich za>ig iſt. Die Nüſſelmündung iſt nur ſ{<hwa< ummwulſtet. Dem ſehr breiten, kaum den Namen verdienenden Finger entjpriht ein ähnlicher, vorgezogener Teil des Hinterrandes der Mündung; beide können ſih mit ihren Rändern feſt aneinander legen und den Rüſſel ſo verſchließen, daß die ſichtbar bleibende Öffnung nux ein quergeſtellter Schliß zu ſein ſcheint. Die Naſenſcheidewand tritt tief zurü>, und die länglichen, aufreht ſtehenden Naſenlöcher liegen daher ebenfalls in einer beherförmigen Aushöhlung. Die kurze, rundliche Unterlippe hängt niht, ſondern wird gewöhnlich angezogen. Die Augen ſind klein und geſchlißt; die Jris hat hellrötlih- gelbbraune Färbung. Hoch oben am Kopfe ſißen auf mächtigen Wurzeln die rieſigen Ohren, welche niht allein den ganzen Hinterkopf überde>en, ſondern noh über das Schulterblatt wegreichen. Sie haben fünf E>en, von denen eine, die untere, in eine lange, weit unter die Kehle reihende Spige ausgezogen iſt, und eine zweite vordere obere den Na>ten, welchem fie aufliegt, überragt und von den entſprechenden des anderen Ohres bede>t wird. Von der erſten Ce an bis zur dritten, hinter dem Schulterblatte liegenden iſt der Dhrrand nah innen, d. h. der Vorderſeite der Dhrmuſchel, umgeſchlagen, wogegen der übrige Teil des Ohres wie ein Stück ſteifer, ſ<hwachgerollter Pappe oder wie Sohlenleder auf der Schulter liegt. Das ganze Ohr iſt ungemein fla<h, nach hinten, der Schulterform entſprechend, gebogen und zeigt nur dicht vox der Gehöröffnung eine kleine, ſeihte Mulde zum Auffangen des Schalles; den Gehörgang ſ{hüßen Knorpel und einige Hautfalten zur Genüge. Vom Kopfe aus erhebt ſi der dünne Hals zum Widerriſte, welcher zwiſchen den Dhren liegt; hinter dieſen iſt der NRüken ſattelartig eingeſenkt, ſteigt aber von der Mitte an ziemlich ſteil empor, die Schulterhöhe merklih überbietend und fällt ſodann noh ſteiler nach dem tief angeſeßten, ſenkrecht herabhängenden, bis zu den Kniekehlen reichenden, dünnen und glatten Shwanze ab. Die Bruſt liegt hoch zwiſchen den Vorderbeinen, ſo daß die Linie des gerundeten, vollen Bauches nah hinten zu ſih erhebli ſenkt. Die Vorderbeine, deren Ellbogen als Spite etwas hervortreten, verjüngen ſich bis zur Mittelhand und gehen ſodann, allſeitig ſih verbreiternd und übex die Mittelhand hinausreichend, in die kiſſenartigen, faſt rundſohligen Füße über, welche vier Hufe haben. An den Hinterbeinen, deren Oberſchenkel bis ans Knie ſih verſtärken und länglich-viere>ige Keulen darſtellen, ſind die Unterſchenkel auffallend dünn, verbreitern