Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Elefanten: Überſhäßung ihrer Klugheit. Furchtſamkeit. Nahrung. Pluündereien. 21 brehen Zweige von den Bäumen, gleichſam als geſchähe es zu ihrem Vergnügen, fächeln ſich mit ihnen, vertreiben die ſo gehaßten Fliegen und verzehren ſie dann allgema<, na<hdem ſie dieſelben einigermaßen zuſammengebrochen haben. Wenn aber auh gemächlich und behagli, till und geräuſchlos geht ſolche Mahlzeit nicht von ſtatten, verurſacht vielmehr, wie von Heuglin aus dem oberen Nilgebiete ſchildert, einen wahren Höllenlärm. Das Knicken der Zweige, das Krachen der oft mit vereinigten Kräften niedergebrochenen Äſte oder Stämme, das Kauen, Atmen, Miſten, das dumpfe Rollen der Luft in den Eingeweiden, das Patſchen der ſ<weren Füße im Moraſte, das Überſprißen des Leibes mittels des Rüſſels, das Klatſchen der mächtigen Ohren, welche oft wie Sonnenſchirme ausgebreitet werden, das Reiben der maſſigen Leiber an di>en Baumſtämmen und das dazwiſchen gellende Trompeten der Tiere vereinigt ſih zu einem ohrbetäubenden Ganzen. Entſprechend ſol<hem Lärme iſt die jeder Beſchreibung ſpottende Verwüſtung, welche eine Elefantenherde im Walde anrichtet. „Was der mächtige Fuß nicht tief in den Boden tritt“, ſagt unſer Gewährsmann, „wird umgeworfen, der ſtärkſte Baum entwurzelt ſein Geäſt herabgebrochen; das Unterholz liegt wild durcheinander, als hätte es ein raſender Wirbelwind niedergeriſſen; Stämme, welche den Stürmen von mehr als einem Jahrhundert getroßt, ſind abgeknickt wie ein Rohr.“ (?) Äſte von mehr als Armſtärke werden von den Elefanten ohne Bedenken verſchlungen: in der 50 ecm langen und 12 cm did>en, 6 kg ſchweren, wurſtartigen Loſung fand ih Aſtſtü>e von 10—12 cm Länge und 4—5 cm Die. Niedrige Zweige, zumal ſolche, welhe in Mundhöhe ſtehen, ſchieben ſie mit dem Rüſſel bündel- oder buſhweiſe ins Maul und beißen oder rihtiger quetſchen ſie dann mit den Zähnen ab. Sehr ſtarke Äſte ſchälen ſie ganz oder teilweiſe, laſſen aber das Holz liegen. Jn jeder Gegend gibt es Bäume und Büſche, welche vor allen anderen heimgeſucht werden, ſei es der Früchte oder der Blätter halber. Baumzweige werden vom afrifaniſchen Elefanten unter allen Umſtänden den harten und wenig nahrhaften Gräſern ſeiner Heimat vorgezogen, leßtere jedo<h auh niht verſ<mäht. Kommt eine Herde auf einen mit ſaftigem Graſe bewachſenen Plat, ſo weidet ſie davon, pat mit dem Rüſſel einen Büſchel, reißt ihn ſamt den Wurzeln aus dem Boden, klopft dieſe Wurzeln gegen einen Baum, um ſie von der ihnen anhängenden Erde zu befreien, und ſte>t ſih dann einen nach dem anderen in den Schlund. Fn den dürren Steppengegenden wühlen ſie auh den Boden auf, um zu den im Erdreiche verborgenen ſaftreihen Wurzeln zu gelangen. Die indiſchen Elefanten ziehen dagegen allerlei Gräſer dem laubigen Gezweige vor und freſſen von leßterem bloß gelegentli<h und ſparſam.

Auf den nächtlichen Weidegängen wird wohl au< ab und zu ein Feld beſucht, und dann freilih fann die Herde in ihm großen Schaden anrichten. Aber ſchon der einfachſte Popanz oder die leichteſte Umzäunung ſoll nicht ſelten genügen, um unſere Dickhäuter von den Feldern abzuhalten. Fn Fndien, wo die in Dſchangelgegenden lebenden A>kerbauer ihre Felder vereinzelt auf Rodungen anlegen, ſtellt man Wächter aus und verſucht die gelegentlih einfallenden Elefanten mit Lärmen und mittels Faeln, die aus Bambusſplinten gefertigt ſind, zu vertreiben. Die Wächter ſind oftmals kühn genug, den ungebetenen Gäſten ziemlih nahe zu rü>en, aber auh die Plünderer ſind beharrlich und brechen oft in die benachbarte Pflanzung ein, wenn ſie aus der erſten vertrieben worden ſind, und beſuchen, abermals verſcheucht, dann noch weitere. Fn gewiſſen Nächten kommen die Feldwächter einer Gegend man<mal gar nicht zur Nuhe, weil allenthalben immer wieder die Elefanten aus dem ſ{hübenden Dſchangel in die Pflanzungen rü>en und ſih namentlich im Reiſe gütlih thun. Manche erfahrene Burſchen nehmen dabei den Lärm und das Fackelſchwingen ziemlich gleihmütig und weichen nicht ſo leiht vor den ſie bedrohenden Menſchen zurü> wie die furchtſamere Mehrheit der Herde. So erzählt Sanderſon von einem alten Männchen, das eine wahre Plage der Dörfler einer Gegend in Maiſur war, weil es ganz regelmäßig ihre Reisfelder