Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Elefanten: Märkte in Jndien. Preiſe. Futtermengen. Leiſtungen. 29

umſtändlichen Vorkehrungen gänzlich oder teilweiſe verloren. So wurden in einem Gebiete von Madras von 1874—77 zwar 76 Elefanten eingefangen, damit aber die allerdings ſehr bedeutenden Koſten, 260,000 Mark, niht annähernd gede>t, und der Betrieb mußte aufgegeben werden. Jn Dakka vergibt darum die Regierung auch an eingeborene Unternehmer die Berechtigung, den Fang zu betreiben. Dieſe Unternehmer haben daſür von den eingefangenen Elefanten, deren Schulterhöhe über 6 und unter 8,5 Fuß engliſh mißt, die Hälfte unentgeltli<h an die Behörde abzuliefern, ſind auh fernerhin verpflichtet, von der ihnen zufallenden Hälfte dieſer Tiere jedes beliebige Stück an die Regierung zu einem Preiſe zu verkaufen, der auf 100 Mark für jeden Fuß der Schulterhöhe feſtgeſeßt iſt. Alle übrigen Stücke, welche den oben angegebenen Spielraum der Maße nicht erreichen oder überſchreiten, ſind bedingungslos das Eigentum der Unternehmer.

Nach Sanderſon verzehren wild lebende Elefanten in Fndien nux ſparſam und gelegentli<h laubiges Gezweige; ihre hauptſächliche Nahrung beſteht in ſaftigen Gräſern. Dieſe ſollten auh, wo immer es möglich iſt, den abgerihteten gereiht werden, weil ſie ſih dabei am wohlſten befinden und trefflih gedeihen. Reichlihe und gute Nahrung iſt für alle die erſte Bedingung; oft werden Stücke für krank gehalten und ärztlich behandelt, die in Wirklichkeit bloß Hunger leiden und infolge unzureichender Ernährung kümmern. Unſer Gewährsmann hebt beſonders hervor, daß kaum ein Gebrauchstier weniger Erkrankungen ausgeſeßt ſei, als ein wohlgenährter Elefant, und iſt geneigt, die hohe Sterblichkeit unter den im Dienſte der Regierung ſtehenden vornehmlich der unzureichenden Ernährung zuzuſchreiben. Zum täglichen Unterhalte empfangen vollwüchſige Elefanten in Bengalen: 181,4 kg Grünfutter oder 108,s kg getro>netes Futter, in Madras 113,4 kg Grünfutter oder 56,7 kg getro>netes Futter. Dies iſt gänzlih ungenügend, denn na<h Sanderſon verbraucht ein Arbeitselefant in einem Tage dur<ſc<hnittli< ſo viel Grünfutter, als er ſelbſt aus der Wildnis fortzuſchaffen vermag, der vollwüchſige etwa 365 kg-oder ungefähr ein Zehntel bis ein Zwölftel ſeines eigenen Gewichtes. Lehrreich iſt folgende von ihm angeſtellte Unterſuchung: er brachte 8 Weibchen in einem friſch gereinigten und ſorgſam überwachten Stalle unter und beobachtete 8 Tage lang, wieviel ſie verzehrten. Das Grünfutter wurde ihnen zugewogen, der Abfall zurü>gewogen und gleichzeitig der dur<h Eintroknen des Futters während der Freßzeit verurſachte Gewichtsverluſt beſtimmt. Es ſtellte ſich heraus, daß die Tiere im Stalle in je 18 Stunden dur<hſchnittli<h je 295 kg Grünfutter zu ſich nahmen, obgleich ſie no< reihli< 8 kg Körnerfutter dazu erhielten und während der übrigen 6 Stunden des Tages beim Futterholen im Dſchangel verweilten, wo ſie nah Belieben freſſen konnten. So ergibt ſi< denn aus dieſem und manchem anderen Verſuche, daß das von der NRegierung in Bengalen und Madras für die Elefanten feſtgeſeßte Futtermaß thatſählich viel zu gering iſt. Verſuche, welche daraufhin die Behörden in Bengalen anſtellen ließen, haben dies denn au< überzeugend dargethan.

Die Koſten für den geſamten Unterhalt ausgewachſener weiblicher Elefanten, wobei der Lohn für den Führer und den Wärter inbegriffen iſt, beträgt für das Stück und den Monat in Bengalen bloß 48 Mark, in Madras aber 96 Mark, weil hier Löhne und Futterpreiſe bedeutend höher ſind.

Wegen der Empfindlichkeit ſeines Nückens und ſeiner Füße iſt der Elefant nicht gerade als ein vollkommenes Laſttier zu betraten, zumal wenn ex einen ſorgloſen Führer hat, den der Herr niht unausgeſeßt überwacht. Auch iſt ſeine Leiſtungsfähigkeit nicht ſo groß, als man gewöhnli<h vorausſeßt. Allerdings vermag ein Laſtelefant ſo ziemlich eine Tonne (1000 kg) Gewicht, alſo etwa ein Viertel ſeines Eigengewichtes, zu tragen, aber doh nur über eine gebahnte und ganz kurze Stree, etwa 0,5 km weit, und ein Staatselefant, alſo ein erleſen ſhönes und ſtarkes Männchen, trägt bei feſtlihen Gelegenheiten an Prunkgeſchirr