Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Vollblut. Halbblütige Schläge. (52)

im Mittelalter, welches, wie bekannt, mit dem Morgenlande ungleich regere Verbindung unterhielt als die ſpätere Zeit. Von einer Landespferdezuht war nicht die Nede. Ju Preußen war es erſt Friedrih Wilhelm T., welcher die Pferdezucht in richtige Bahnen lenkte. Zunächſt um ſeinen eigenen Marſtall mit guten Pferden zu verſorgen, errichtete derſelbe 1732 das Geſtüt Trakehnen und legte damit den Grund zu einer vernunftgemäßen Veredelung des bis dahin arg vernachläſſigten altpreußiſchen Pferdes. Durch vielfache Kreuzungen mit orientaliſhen und namentlih engliſchen Vollblutpferden erzielte man na< und na< den Trakehner, ein wohlgeformtes, ausdauerndes, überhaupt ſehr leiſtungsfähiges Tier, welches man gegenwärtig wohl das deutſ<e Pferd nennen darf, zumal Trakehnen

Trakehner. 22s natürl. Größe.

und ſeine Zweiganſtalten den weſentlichſten Einfluß auf die Zucht und Veredelung aller altpreußiſchen Pferde geübt haben, no< fortwährend ausüben und von größter Bedeutung für die Tüchtigkeit unſerer Reiterei ſind. „Man begreift daher re<ht wohl den Stolz“, ſchreibt Graf Wrangel, „mit welchem Deutſchlands Reiterwelt auf die Oſtmark des Reiches hinweiſt.“

Jn Deutſchland werden andere halbblütige Schläge in Hannover, Oldenburg, Melenburg und Holſtein gezüchtet. Ferner gehören zu dieſer Abteilung: in Öſterreich, die Lippizaner und Kladruber, die mit dem ſpaniſchen Halbblute, dem Andaluſier, nahe verwandt ſind; in Frankreich das anglonormanniſche und das anglobretagniſche Pferd; in Nußland die Drlowraſſe ſowie gewiſſe Schläge doniſcher und t\herkeſſiſ<er Pferde; in England verſchiedene Arten hochveredelte Neitpferde, die als Hunters, Hacks, Roadſters bekannt ſind, ſowie das ſelten gewordene mächtige Clevelandpferd; in Amerika gewiſſe Schläge von Schnelltrabern. Die den hier aufgeführten halbblütigen Schlägen