Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Brillengra3müc>e. Bartgrasmüce. 109

und Ciſtenſträucher, mitunter dabei wie eine Rakete in die Luft ſteigend, um mit aufgeblähtem Gefieder, noh bevor die leßte Strophe geendet, wieder auf die nächſten Zweige herabzufallen. Dex Geſang hat ebenfalls viel Ähnlichkeit mit dem der Dorngrasmücke, nur daß er rauher klingt. Das lang anhaltende und klangreiche Zwitſchern, welches dieſe oft, beſonders in der erſten Zeit des Frühlinges nach ihrer Ankunft hören läßt, fehlt der Brillengrasmüce gänzlich; ſie beſit nur den kurzen Ruf ihrer nördlichen Verwandten, den ſie mitunter mehr oder weniger durch beliebige Hinzufügungen noh einige Silben in die Länge zieht. Ebenſo iſt der Lo>ton des Brillenſängers nicht der ſhnalzende der Dorngrasmücke, ſondern der harte würgerähnliche, welcher allen Strauchſängern mehr oder weniger gemein iſt. Zum Überfluſſe finden ſich beide an denſelben Stellen, wo man dann ſofort den Unterſchied in ihrem troß aller Ähnlichkeit verſchiedenen Benehmen bemerken kann, indem die eine eine Grasmüce, der andere ein Strauchſänger iſt.“ Mein Bruder bezeihnet Hansmanns Angabe als unri<tig und hebt hervor, daß auch dieſe Art einen länger währenden, leiſen, aber ſehr ‘lieblihen Vorgeſang zu hören gibt.

Die Brutzeit ſcheint früh im Jahre, wahrſcheinlih bereits im Februar, zu beginnen und bis zum Juni zu währen, da Wright vom März an bis zum Juni Junge fand und deëhalb annimmt, daß ein Pärchen zweimal im Fahre brüte. „Das Neſt“ , bemerkt Hansmann no, „welches ih bereits zu Ende des April fertig, aber noh ohne Eier fand, hat ebenfalls die tiefnapfige, dünnwandige Bauart, wie ſie allen Strauchſängern eigen iſt. Außen ſah ih einige Lammmwollflo>ken mit eingewebt, wie dieſes wohl ebenfalls die fahle Grasmüde zu thun pflegt. Die Vögel waren indes ſo empfindlih, daß ſie das Neſt, welches ih nux nah Wegbiegen der Zweige erbli>en fonnte, ſofort verließen.“ Die Eier ſind etwa 17 mm lang, 11 mm di> und auf blaß graugrünem Grunde mit äußerſt feinen bräunlihen Punkten gezeichnet.

Ungefähr dieſelben Länder, welche ih vorſtehend nannte, genauer geſagt, Fſtrien, Dalmatien und Griechenland, ganz Jtalien, Südfrankreich, Spanien, Portugal, die Kanariſhen Jnſeln und Atlasländer, überhaupt alle ſüdlihen Küſtengebiete des Mittel- und Schwarzen Meeres, nah Oſten hin bis Transkaukaſien, beherbergen während der Brutzeit, Mittel- und Weſtafrika im Winter die Bartgras8mücke, Nötel- oder Sperlingsgrasmüde, das Weißbärtchen 2c. (Sylvia subalpina, passerina, leucopogon, mystacea und bonellii, Curruca gubalpina, passerina, leucopogon und albostriata, Alsaecus und Erythroleuca leucopogon), ein wirfli<h allerliebſtes Geſchöpf. Die Oberſeite iſt ſ<hón aſchgrau, die Unterſeite gräulichweiß, die Kehle aber lebhaft roſtbraunrot, durch ein ſ<males weißes Band, welches von der Schnabelwurzel an gegen die Schultern verläuft, von der dunkleren Färbung der Oberſeite getrennt; ein Kreis von rötlichen Federn umgibt das Auge; die Ohrenfedern ſind bräunlich, die Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun, die äußerſten Steuerfedern auf der Außenfahne zu dreiviertel ihrer Länge weiß, auf der Fnnenfahne durch einen lichten Keilfle>en gezeichnet, die übrigen weiß geſäumt. Die Weib<en und Jungen ſind einfacher, unſerem Müllerhen niht unähnlich, gefärbt und namentlih dur< den Mangel des braunroten Kehlfle>ens unterſchieden. Das Auge iſt rötlichgrau, das Augenlid blaß ziegelrot, der Schnabel matt hornſhwarz, an der Spite des Unterſchnabels matt rôtlih hornfarben, der Fuß rötlihgrau. Die Länge beträgt 12,5—13, die Breite 18, die Fittichlänge 5,7, die Shwanzlänge 5,4 em; das Weibchen iſt um einige Millimeter ſ<mäler als das Männchen. '

Alle Mittel- und Niedergebirge des nördlichen Spanien de>t ein wunderbarer Wald, welchen die Landeseingeborenen bezeichnend Nieder- oder Strauchwald nennen; ein Zwergwald im eigentlichen Sinne des Wortes. Prachtvolle Arten von Heidekraut, Ciſten-, immergrüne