Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1
Fliegen. Gehen. Schwimmen. Tauchen. 9
Jn der Regel ſind die guten Flieger zum Gehen mehr oder weniger unfähig; indeſſen gibt es au< unter ihnen einige, welche ſih laufend mit Leichtigkeit bewegen. Der Gang ſelbſt iſt vielfa<h verſchieden; es gibt Renner, Traber, Läufer, Springer, Schreiter, Gänger und endlih ungeſchi>te Watſchler oder Rutſcher unter den Vögeln. Von dem Gange des Menſchen, welcher wie ſie auf zwei Füßen einherſchreitet, weicht ihr Lauf merklih ab. Mit Ausnahme weniger Shwimmvögel, welche nur rutſchend ſich bewegen, gehen alle Vögel auf den Zehen, diejenigen, bei denen der Schwerpunkt in die Mitte des Körpers fällt, am beſten, wenn auch niht am raſcheſten, die hohbeinigen gut, jedoh mit gemeſſenen Schritten, die kurzbeinigen ſ<hle<t, gewöhnlih hüpfend, diejenigen mit mittelhohen Beinen fehr {nell und mehr rennend als laufend. Alle, welche ſi ſteil tragen, bewegen ſi< ſhwerfällig und ungeſchi>t, diejenigen, bei denen die Beine ebenfalls weit hinten am Körper eingelenkt ſind, welche aber den Vorderteil herabbiegen, kaum leichter, weil bei ihnen jeder Schritt auch eine merkliche Wendung des Vorderkörpers notwendig macht. Einige vortreffliche Flieger können gar mit mehr gehen, einige ausgezeihnete Taucher bloß rutſchend und kriechend ſich för: dern. Bei ſehr eiligem Laufe nehmen viele ihre Flügel zu Hilfe.
Nicht wenige Mitglieder der Klaſſe bewegen ſi< im Waſſer mit Behendigkeit, führen ſ<hwimmend die meiſten Handlungen aus, fördern ſih rudernd auf der Oberfläche weiter und tauchen auch in die Tiefe hinab. Jeder Vogel {<wimmt, wenn er auf das Waſſer geworfen wird; die Shwimmfähigkeit beſchränkt ſi< au< niht ausſcließli<h auf die eigentlihen Shwimmer. Bei dieſen, wie bei allen im Waſſer lebenden Vögeln überhaupt, ſtehen die Federn dicter als bei den übrigen, werden auch beſtändig reihlih eingefettet und ſind ſo vortrefflich geeignet, die Näſſe abzuhalten. Der auf der Oberfläche des Waſſers fortſ{wimmende Vogel erhält ſi ohne irgend welche Anſtrengung in ſeiner Lage, und jeder Ruderſhlag hat bei ihm einzig und allein Fortbewegung des Körpers zur Folge. Zum Schwimmen benußt ex gewöhnlih nur die Füße, welche er zuſammengefaltet vorwärts zieht, ausbreitet und dann mit voller Kraft gegen das Waſſer drückt, bei ruhigem Schwimmen einen nah dem anderen, bei raſchem meiſt beide zugleih. Um zu ſteuern, legt er ein Bein mit ausgebreiteten Zehen nah hinten und rudert mit dem zweiten. Mit dem Schwimmen iſt oft Tauchfähigkeit verbunden. Einige Vögel ſ<hwimmen unter der Oberfläche des Waſſers ſ<neller als auf ihr und wetteifern mit den Fiſchen; andere ſind nur dann im ſtande zu tauchen, wenn ſie ſi aus einer gewiſſen Höhe herab auf das Waſſer ſtürzen. Beide Fähigfeiten ſind bedeutſam für die Lebensweiſe. Diejenigen, welche von der Dberfläche des Waſſers aus mit einem mehr oder weniger ſichtbaren Sprunge in das Waſſer tauchen, werden Schwimm- oder Sprungtaucher, jene, welche ſi<h aus der Luft herab in die Wellen ſtürzen, Stoßtaucher genannt. Die Schwimmtaucher ſind Meiſter, die Stoßtaucher eigentlih nur Stümper in ihrer Kunſt: jene können ohne weiteres in die Tiefe hinabtauchen und längere Zeit in ihr verweilen, dieſe zwängen ſi< nur dur die Macht des Stoßes unter die Oberflähe und werden gewiß gegen ihren Willen wieder emporgetrieben; jene ſuhen unter Waſſer nah Beute, dieſe ſind beſtrebt, eine bereits erſpähte wegzunehmen. Kurze Flügel ermöglichen das Shwimmtauchen, lange ſind zum Stoßtauchen unerläßlih, weil hier das Fliegen Hauptſache, das Tauchen Nebenſache geworden iſt. Nur eine einzige Vogelfamilie, die der Sturmtaucher, vereinigt in gewiſſem Sinne beide Fertigkeiten. Bei den Shwimmtauchern werden die Füße und der Shwanz gebraucht, bei den Stoßtauchern hauptſächlich die Flügel, bei einzelnen der exſteren, bei den Pinguinen namentlih, Füße, Schwanz und Flügel. Die Tiefe, bis zu welcher einzelne unter das Waſſer tauchen, die Richtung und Schnelligkeit, in welcher ſie ſich hier bewegen, die Zeit, welche ſie unter der Oberfläche zubringen, ſind außerordentlih verſchieden. Eiderenten ſollen bis 7 Minuten verweilen und, laut Holböll/ bis in eine Tiefe von 120 m hinabſteigen können; die Mehrzahl beſucht