Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Hausrotſ<hwanz. Gartenrotſhwanz. 61

in Hoffnung thaten es in frommer Eintracht. Wenn das Shwalbenmännchen ſein Weibchen beſuchte und ihm ſchöne Geſchichten von dem blauen Himmel und den fetten Mücken erzählte, wandte es ſeine Nede au< zuweilen zur Nachbarin. Dieſe brachte aus, und nun duldete ihrerſeits die Schwalbe die Berührung des Futter herbeitragenden Rotſterzmännchens. Als die Jungen groß gepflegt waren, wählte das Rotſhwänzchen den gegenüberliegenden Wagenſchuppen für ein neues Neſt. Und ſiehe! die Schwalben folgten ſpäter nach, beſſerten ein altes Neſt aus, und beide Pärchen hielten auh hier gute Nachbarſchaft.“

Die zweite Art, die in Deutſchland vorkommt, wird zum Unterſchiede Garten-, Baum= oder Waldrotſhwanz, Rötling oder Rötlein (Erithacus phoenicurus, Ruticilla Phoenicurus, phoenicura, arborea, hortensis und pectoralis, Motacilla, Sylvia, Lusciola phoenicurus, Ficedula phoenicura und ruticilla, Phoenicura ruticilla und muraria, Abbildung S. 55) genannt und verdient ihren Namen; denn ſie lebt faſt nur auf Bäumen, im Walde ebenſowohl wie im Garten. Beim alten Männchen ſind Stirn, Kopfſeiten und Kehle ſhwarz, die übrigen Oberteile aſhgrau, Bruſt, Seiten und Schwanz hochroſtrot, Vorderkopf und die Mitte der Unterſeite weiß. Das Weibchen iſt oben tiefgrau, unten grau, die dunflere Kehlfärbung zuweilen angedeutet. Beim Jungen iſt der Oberkörper grau, roſtgelb und braun gefle>t, und die grauen Federn der Unterſeite ſind roſtgelb gerandet. Das Auge iſt braun, Schnabel und Füße ſind ſhwarz. Die Länge beträgt 14, die Breite 23, die Fittihlänge 8, die Schwanzlänge 6 cm.

Der Gartenrotſhwanz bewohnt ein ausgedehnteres Gebiet als ſein Verwandter; denn er fehlt keinem Lande Europas, bevorzugt ihrer Laubwaldungen wegen zwar die Ebene, meidet aber auh das Gebirge niht und macht ſi daher in jeder einigermaßen entſprehenden Gegend ſeßhaft. Nach Oſten dehnt ſi<h ſein Wohnkreis bis Perſien und Turkmenien,wo ihn Alfred Walter beobachtete, und zwar erſchien der Vogel hier und am Amu Darja nah Mitte März und im April; weiter öſtlih wird er dur< Verwandte vertreten. Er erſcheint bei uns zu Lande erſt im April verläßt uns im September wieder und wandert bis ins Jnnere Afrikas oder ebenſo bis Jndien.

Lebensweiſe und Betragen, Sitten und Gewohnheiten des Gartenrotſhwanzes erinnern vielfah an das Getreibe des Verwandten, nur daß jener ſi<h vorzugsweiſe auf Bäumen aufhält. Der Geſang iſt beſſer, wohlklingender und reicher als bei ſeinem Vetter; die Töne der 2 und 3 Strophen, aus denen er beſteht, ſind ſanft und flötenartig, etwas melancholiſch zwar, im ganzen aber höchſt angenehm. Auch er ahmt gern anderer Vögel Laute nach. Die Nahrung iſt dieſelbe, welche der Hausrotſchwanz beanſprucht; doch lieſt der Gartenrötling, ſeinem Aufenthalte entſprehend viel von den Blättern ab und mehr von dem Boden auf als jener. Das Neſt ſteht regelmäßig in hohlen Bäumen, ausnahmsweiſe nur in Mauern oder Felſenlö<hern, aber faſt immer in einer Höhle und womöglich in einer ſolchen, welche einen engen Eingang hat; eines jedo< wurde von Ad. Walter am Boden, angelehnt an einen di>en Kiefernſtamm, gefunden, und zwar in einer Gegend, in welcher es an _ Höhlungen niht mangelte. Es iſt liederlih gebaut, aus dürren Würzelchen und Hälmchen unordentlih zuſammengeſchihtet und im Jnneren reich mit Federn ausgekleidet. Die 5—8 Eier, welche man in der lebten Hälfte des Mai in ihm findet, ſind 18 mm lang, 13 mm di>, glattſchalig und ſchön blaugrün von Farbe. Die zweite Brut findet im Juli ſtatt; das Pärchen erwählt aber jedesmal eine andere Baumhöhlung zur Anlage des zweiten Neſtes und kehrt erſt im nächſten Sommer zu der früheren zurü>. |

Dex Gartenrotſhwanz wird öfter als ſein Verwandter im Bauer gehalten, ſingt hier fleißig und faſt das ganze Jahr hindur<, wird aber durch ſeinen ewig wiederholten Loton „uit uit tak tak“ läſtig. Gleichwohl hat er ſi< unter den Liebhabern warme Freunde