Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, S. 548

508 Vierte Ordnung: Hühnervögel; erſte Familie: Faſanvögel,

plöglich ein Brauſen; der Hahn kommt in einem Zuge heran und wirft ſih vor die Füße des Jägers, oft mit ſolcher Heftigkeit, daß vorhandenes, tro>enes Laub förmlich aufſtiebt. Jn der feſten Überzeugung, auf dieſem Punkte ſeine Kameraden zu finden, bemerkt er zwar etwas, das nicht ausſieht wie Holz, erkennt aber do< nicht ſofort den Menſchen und ſchi>t ſi< dann langſam zum Abmarſche an. Dieſen Augenbli> der Verblüfftheit muß der Jäger zum Schuſſe benußzen. Gerät der Schüße zwiſchen viele Haſelhühner, die getrennt, einzeln oder paarweiſe, ſi<h in hörbarer Weite voneinander befinden und rundum gleichzeitig antworten und lo>en, ſo fommt auf ſeinen Anruf nur zufällig ein Haſelhuhn herbei. Der geübte Jäger weiß aber in ſolchen Fällen Rat, indem er als Henne lot; dann wird es ruhig, und er fann nunmehr ſeine Jagd beginnen. Oft geſchieht es, daß ex von dem eingenommenen Standpunkte aus mehrere Hähne erlegt; denn der Knall des Gewehres ſtört dieſe niht, ſolange der Jäger ſeinen Stand nicht verläßt oder ſih überhaupt nicht bewegt, Dies darf erſt geſchehen, wenn ſi<h der Schüße einem zweiten Stande zuwendet. So beſchreibt Leyen ſa<hgemäß und richtig dieſe anziehende Jagd.

Gefangene Haſelhühner gewöhnen ſich zwar leiht an ein Erſaßfutter, werden aber ſelten zahm. Nah Wurm ertragen ſie die Gefangenſchaft nur, wenn ſie niht einzeln, ſondern in Geſellſchaft gehalten werden. Jm Anfange ihrer Gefangenſchaft gebärden ſie ſi ungemein ängſtlih, und wenn der Raum, in welchem man ſie hält, niht groß genug iſt, rennen ſie ſi< beim Erſcheinen eines Menſchen zu Tode. Sind ſie jedo< einmal eingewöhnt und haben ſie ſi< mit ihrem Pfleger befreundet, ſo erfreuen ſie dieſen auf das höchſte; denn ſie bleiben au<h im Käfige anmutig und liebenswürdig.

Unter den Rauhfußhühnern Nordamerikas ſcheint mir das Prairiehuhn (Tetrao cupido, Cupidonia cupido und americana, Bonasa cupido) beſonderer Auszeichnung wert. Es unterſcheidet ſi<h von anderen Waldhühnern durch zwei lange, aus ungefähr 18 {malen Federn gebildete Büſchel, die zu beiden Seiten des Halſes herabhängen und hier na>te Hautſtellen bede>en, die wiederum die Lage von blaſenartigen, mit der Luftröhre in Verbindung ſtehenden Hautſä>en bezeihnen. Die Geſchlehter unterſcheiden ſich faum in der Färbung, ſondern höchſtens dadurch, daß die Shmu>federn beim Männchen länger ſind als beim Weibchen. Jm übrigen ähnelt das Prairiehuhn hinſichtlich ſeines Leibesbaues dem Auerhuhne; doch iſ der aus 18 breiten, zugerundeten Federn beſtehende Schwanz verhältnismäßig kürzer als bei jenem, im Fittiche die vierte Shwinge die längſte und das Kopfgefieder einigermaßen verlängert. Die Federn der Oberſeite ſind ſ{<warz, blaßrot und weiß, die der Unterſeite blaßbraun und weiß in die Quere gebändert, wodur< ein ſchwer zu beſchreibendes Gemiſh gedachter Farben entſteht; der Bauch iſt weißli; die Schwungfedern ſind graubraun, ihre Schäfte ſchwarz, ihre Außenfahnen rötlich gefle>t, die Steuerfedern dunkel graubraun, mit ſ{<mußig weißem Spibenſaume, die Federn DET Wangengegend und Kehle gelblich, die ein Band unter dem Auge bildenden braun, Die langen am Halſe dunkelbraun an der äußeren, blaß gelbrot an der inneren Fahne. Das Auge iſt kaffeebraun, die Braue ſcharlahrot, der Schnabel dunkel hornfarben, der Fuß, ſoweit er na>t, orangegelb; dieſelbe Färbung zeigen auh die na>ten Teile am Hinterhalſe. Die Länge beträgt 45, die Breite 75, die Fittichlänge 20, die Schwanzlänge 12 em.

„Als ih zuerſt in Kentu>y verweilte“, ſagt Audubon, deſſen Schilderung ih vorzugsweiſe benußen werde, „war das Prairiehuhn ſo häufig, daß man ſein Wildbret nicht höher ſhäßte als gewöhnliches Fleiſh, und daß kein wirklicher Jäger es für würdig hielt, darauf zu jagen. Man ſah dieſe Hühner mit derſelben Mißgunſt an wie in anderen Teiz len der Vereinigten Staaten die Krähen, und zwar infolge der Verheerungen, die ſie auf Fruchtbäumen und in Gärten während des Winters oder auf den Feldern im Laufe des