Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, S. 551

Prairiehuhn: Weſen. Nahrung. Balz. Stimme. 509

deshalb im Felde wie im Garten läſtig werden. Anderſeits nüßt es aber auch wieder dur Aufzehren von ſchädlichen Kerfen, Schne>en und dergleichen. Beſonders erpicht ſcheint es auf Heuſchre>en zu ſein, und wenn ein Glied der Geſellſchaft ſolchen fetten Biſſen erſpäht hat, rennen alle übrigen hinter ihm drein, um womöglih an der Mahlzeit teilzunehmen. Daß es andere Kerbtiere, namentlih die Bewohner der Ameiſenhaufen, auch niht verſ<mäht, braucht kaum erwähnt zu werden.

Gegen den Winter hin ſ{<lägt ſich das Prairiehuhn da, wo es häufig iſt, in zahlreiche Flüge zuſammen, die ſich erſt mit Anbru<h des Frühlings wieder ſprengen. Dies geſchieht, ſobald der S<hnee geſ<molzen iſ und die erſten Grasblätter ſih zeigen; es bleiben dann jedo< immer no< Trupps von 20 und mehr Stü bei einander. Jede dieſer Geſellſchaften wählt ſich jeßt einen beſonderen Plat, auf welchem ſie täglich zuſammenkommt, um die nunmehr beginnenden Liebesſpiele und Tänze aufzuführen. Erregt durch den Paarungstrieb, fliegt das Männchen, ehe noch der erſte Schimmer des Tages ſih im Oſten zeigt, eilig jenen Valzplägen zu, um die Nebenbuhler, die dort ſich einfinden, zum Kampfe herauszufordern und mit ihnen zu ſtreiten. Es trägt in dieſer Zeit ſein Hochzeitskleid, und zwar mit einem Selbſtbewußtſein, das von keinem anderen Vogel übertroffen werden kann. Jeder einzelne Hahn ſpreizt ſi, ſo viel er kann, bli>t verahtungS8voll auf den anderen herab und geht mit den ſtolzeſten Gebärden an ihm vorüber. Geſenkften Leibes, das Spiel ins Nad geſchlagen und nach vorwärts übergebogen, die fächerförmig zerteilten Federn am Halſe wie eine geſteifte Halskrauſe gebreitet, die orangegelben Luftbehälter zu Kugeln aufgeblaſen, die Shwingen wie bei anderen balzenden Hühnern vom Leibe ab und geſenkt getragen, auh auf dem Boden unter hörbarem Geräuſche geſchleift: ſo rennen ſie eilig nebeneinander dahin und gegeneinander los. Zhre Augen leuchten von Kampfesluſt, die erwähnten ſonderbaren Laute, die dur jene Behälter merkwürdig verſtärkt werden, erfüllen die Luft, Und der erſte Locton einer Henne gibt das Zeichen zur Schlacht. Die kämpfenden Hähne gehen gegen: einander an und ſpringen hoh vom Boden empor; abgeſchlagene Federn wirbeln hernieder, und einzelne Blutstropfen, die von dem zerkraßten Halſe herabrieſeln, beweiſen zur Genüge, daß der Kampf ernſthaft gemeint iſt. Hat ein ſtarker Hahn einen ſhwächeren in die Flucht geſchlagen, ſo ſucht er ſih einen zweiten Gegner heraus, und oft kann man ſehen, daß einer na< dem anderen vor dieſem Reen unter den nächſten Vüſchen Zuflucht ſuchen muß. Nur wenige von ihnen verweilen auf dem Plane und behaupten, ſo abgeheßt ſie auh ſind, das Shlachtfeld, langſam und ſtolz auf ihm hin und her ſcreitend; ſodann ſuchen Sieger und Beſiegter die Hennen auf, um von ihnen der Minne Lohn zu empfangen. Nicht ſelten geſchieht es, daß ein bereits verehelihtes Männchen plößlich von einem Nebenbuhler überfallen wird, der, dur<h das Liebesgeplauder der Vermählten herbeigezogen, ſi fliegend mit raſender Eile auf den Glüflichen ſtürzt. Dann drü>t ſich die Henne ſofort auf den Boden nieder, unter die Bruſt ihres Gemahles, der, ſtets zum Kampfe bereit, ſih dem Gegner ſtellt und alle ſeine Kraft aufbietet, um ihn zu vertreiben.

Zn Gegenden, wo das Prairiehuhn wenig vom Menſchen zu leiden hat, hört man ſein Brummen oder Tuten niht allein in den frühen Morgenſtunden, ſondern auch den ganzen Tag lang bis zum Abend, während man da, wo die kampfluſtigen Tiere den ſtärkeren Feind über ſi< wiſſen, von ihnen nah Sonnenaufgang nur ſelten no< einen Laut vernimmt. Hier wird ſtets ein verborgener Kampfplagz gewählt und der Streit ſelbſt ſo raſh wie mög: lich ausgefämpft. Junge Hähne ſtreiten auh im Herbſte, während die jungen Hennen ſich um dieſe Zeit zu friedliherem Thun zuſammenſcharen.

Je nach der ſüdlicheren oder nördlicheren Lage ihres Standortes legt die Henne früher oder ſpäter, von Anfang April bis Ende Mai. Audubon fand in Kentucky Neſt und Eier ſhon in den erſten Tagen des April, glaubt aber, daß die eigentliche Niſtzeit doch erſt in