Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, S. 579
Nothuhn. Klippenhuhn. 597
„Die zur Jagd beſtimmten Rothühner werden jahraus jahrein in denſelben kleinen Gebauern gehalten, in welchen man ſie ſpäter mit ſi<h zur Jagd hinaus nimmt, und nur die eifrigſten Jäger laſſen ihnen eigentliche Pflege angedeihen. Die große Menge behandelt ſie nah unſerer Anſicht ganz erbärmlih. Demungeachtet halten die Lo>vögel jahrelang in ſolcher traurigen Gefangenſchaft aus.
„Wirklich auffallend iſt, daß man während des Hohſommers die ſo gewandten und behenden Rothühner mit den Händen fangen kann. Ein mir bekannter Jäger verſtand es ausgezeihnet, ſih in dieſer Weiſe ihrer zu bemähtigen. Er näherte ſih in den Mittagsſtunden einem vorher erkundeten Volke, jagte es auf, beobachtete deſſen Flug und lief dann eilig. nah der Stelle hin, auf welcher die Rothühner einfielen. Hier verfolgte er ſie von neuem, brachte ſie wiederum zum Fluge, ging ihnen zum zweiten Male nach und fuhr ſo fort, bis die Hühner ſi gar niht mehr erhoben, ſondern laufend ihr Heil verſuchten oder ſi angſtvoll zu Boden drü>ten und greifen ließen. Dieſes Ergebnis. wurde gewöhnlich ſhon nach drei- oder viermaligem Auftreiben erreiht!
Leider hat man bei uns zu Lande dem Rothuhne die Beachtung, die es verdient, no< niht geſchenkt. Es iſt dur< den in Großbritannien angeſtellten Verſuch zur Genüge bewieſen, daß dieſes ſhöne, nüglihe Wild fi in ihm urſprüngli fremden Gegenden einbürgern läßt; man hat auch erfahren, daß die Eier, wenn ſie gut verpa>t werden, den Verſand von Südfrankreich bis zu uns aushalten, und hat ebenſo die Fortpflanzung von Südeuropa eingeführter Paare im Käfige erzielt. Zwar hat man mehrere Male alte und junge Rothühner bei uns ausgeſeßt, ſi aber durch die erſten ungünſtigen Verſuche abſchre>en laſſen. Die wenigen Vögel dieſer Art die man frei ließ, wurden regelmäßig ſhon nach einigen Tagen niht mehr geſehen; ſie hatten ſi auf dem ihnen fremden Boden nicht zurechtfinden können oder waren dur< Raubzeug verſtört und verſprengt worden. Meiner Anſicht nah ſind dieſe Verſuche für die Möglichkeit der Einbürgerung in keiner Weiſe entſcheidend, und deshalb fann es nur wünſchenswert ſein, wenn ſie bald und in großartigem Maßſtabe erneuert werden. Dieſe Angelegenheit verdient mit Eifer betrieben zu werden, weil die Rothühner gerade diejenigen Stellen, die das Rebhuhn meidet, bevorzugen, alſo Gebiete, die bis jegt feinen Fagdertrag gaben für uns nußbar machen könnten. Bei der Vortrefflichkeit unſerer gegenwärtigen Verkehrsanſtalten unterliegt die Einbürgerung dieſer Vögel kaum nennenswerten Schwierigkeiten; aber ſie muß freili<h von Sachverſtändigen in die Hand genommen und mit etwas mehr Eifer betrieben werden als bisher.
Auf Sardinien, hier und da in Griechenland, häufiger aber in Nordweſtafrika, einſhließlih der Kanariſchen Fnſeln, hauſt die dritte Art unſerer Gattung, die wir zu berü>ſihtigen haben, das Klippenhuhn (Caccabis petrosa, Tetrao petrosus, Perdix und Alectornis petrosa). Es fennzeicnet ſich hauptſählih dur das auf kaſtanienbraunem Grunde weiß getüpfelte Halsband. Die Stirn und der Kopf find hell aſchgrau, die Scheitelmitte, der Na>en und Hirterhals kaſtanienbraun die übrigen Federn der Oberſeite rotgrau, auf den Flügeln ins Bläuliche ſpielend, die Kehle und ein Augenbrauenſtreifen weißlihgrau / die Unterteile blaugrau, Bruſt- und Weichengegend denen des Steinhuhnes ähnlich; einzelne Federn der Oberſeite zeigen roſtgraue Einfaſſungen; Auge, Schnabel und Fuß kommen in der Färbung mit den entſprechenden Teilen der Verwandten überein. Jn der Größe ſteht das Klippenhuhn hinter dem Stein- und Rothuhne etwas zurü>.
Auf Sardinien iſt das Klippenhuhn, laut Graf Salvadori, ſehr häufig; in Griechenland kommt es, den übereinſtimmenden Angaben von der Mühles und A. von Lindermayers zufolge, nur auf den ſüdlichſten Gebirgen und hier auch bloß auf den höchſten Kuppen vor; auf Malta wird es, wie Sperling angibt, alljährlich in Menge aus Afrika eingeführt;