Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, S. 583

‘Klippenhuhn. Rebhuhn. 539

beſteht der Shwanz aus 16—18 Federn. Das Kleid, das nach der Gegend, Örtlichkeit und Lage des Wohnſißes vielfa<h abändert, ſteht an Schönheit dem der Rothühner zwar nach, iſt aber doch ſehr anſprechend. Die Stirn, ein breiter Streifen über und hinter dem Auge, die Kopſſeiten und die Kehle ſind hell roſtrot; den bräunlichen Kopf zeichnen gelbliche Längsſtriche, den grauen Nü>en roſtrote Querbänder, lichte Schaftſtriche und ſhwarze, feine Zik: za>linien; ein breites, auf aſhgrauem Grunde ſ{hwarz gewelltes Band ziert die Bruſt und ſeßt ſi zu beiden Seiten des Unterleibes fort, wird hier aber durch roſtrote, beiderſeitig weiß eingefaßte Querbinden unterbrochen; auf dem weißen Bauche ſteht ein großer, hufeiſenförmiger Fle>en von kaſtanienbrauner Farbe; die Shwanzfedern zeigen die in der Familie gewöhnliche roſtrote Färbung, die mittleren Federn aber ſind, wie die Bürzelfedern, roſtbraun und braunrot quergeſtreift und die Handſchwingen auf matt braunſhwarzem Grunde roſtgelblich quergebändert und gefle>. Das Auge iſt nußbraun, ein ſhmaler, na>ter Ring darum und ein Streifen, der ſih von ihm aus nach hinten verlängert, rot, der Schnabel bläulihgrau, der Fuß rötlih-weißgrau oder bräunlich. Das kleinere Weibchen ähnelt dem Männchen, iſt aber minder ſchön, der braune Fle>en auf dem Bauche nicht ſo groß und nicht ſo rein, der Nü>en dunkler. Die Länge beträgt 26, die Breite 52, die Fittichlänge 16, die Schwanzlänge 8 em.

Das Rebhuhn bewohnt Deutſchland, Dänemark, Skandinavien, Großbritannien, Holland, Belgien und Nordfrankreich, ganz Ungarn, die Türkei, einen Teil von Griechenland, Norditalien und ebenfo Aſturien, Leon, Hochkatalonien und einige Gegenden von Aragonien, iſt häufig in Mittel- und Südrußland, in der Krim, in Kleinaſien und wird in Aſien dur< eine ihm ſehr ähnliche Art vertreten. Auf Neuſeeland hat man es eingebürgert. Ebenen zieht es unter allen Umſtänden den Gebirgen vor; in der niederen Schweiz 3. B. begegnet man ihm häufig in den Berghöhen bis zu 1000 m über dem Meere. Zu ſeinem Wohlbefinden beanſprucht es gut angebaute, wecſelreiche Gegenden; es ſiedelt ſich zwar im Felde an, bedarf aber Buſchdikicht zu ſeinem Schutze und liebt deshalb Striche, in welchen es hier und da Wäldchen, bebuſhte Hügel oder wenigſtens dichte He>en gibt. Den Wald ineidet es, niht aber ſeine Ränder und die Vorgehölze, und ebenſowenig ſcheut es ſich vor naſſen, ſumpfigen Stellen, vorausgeſeßt nur, daß dieſe hier und da mit Holz beſtanden ſind und Éleine Jnſelchen, die ſich etwas über dem Waſſer erheben, umſhließen. Jn Frank: reih hat man beobachtet, daß Rebhühner gerade in ſumpfigen Gegenden ſi< aufhalten, und da man nun außerdem fand, daß dieſe ſih dur< geringere Größe und einen nur aus 16 Federn beſtehenden Schwanz auszeichnen, glaubte man, in ihnen eine eigne Art zu extennen, ſomit alſo eine von meinem Vater und gar manchem Jäger ſhon längſt ausgeſprochene Behauptung beſtätigt zu finden.

Es gibt wenige Vögel, die ſtrenger an dem einmal gewählten Gebiete feſthalten als das Rebhuhn. Erfahrungsmäßig bleiben die auf einer Flur erbrüteten Jungen hier wohnen, und wenn einmal ein Revier verödet, währt es oft lange Zeit, bevor ſi von den Grenzen her wieder einzelne Paare einfinden und die verlaſſene Gegend neu bevölkern. Gleichwohl hat man im nördlichen Deutſchland beobachtet daß faſt in jedem Herbſte wandernde Rebhühner erſcheinen. So ſah ein Bruder Naumanns einſt eine Schax von vielleicht 500 Stü die in größter Eile, halb fliegend, halb laufend, nah Weſten zog, dabei über einen etwa 300 Schritt im Durchmeſſer haltenden Naum ſich ausdehnte und unaufhaltſam ſo weiter rüdte, daß alle in derſelben Richtung fortrannten, die hinteren über die vorderen wegflogen und der ganze Shwarm raſch dem Geſichtskreiſe des Beobachters entſ<hwand. Ein anderer Beobachter \hreibt mir, daß er im Poſenſchen einmal mindeſtens 1000 Stüc wandernde Rebhühner bemerkte. Man will gefunden haben, daß dieſe Hühner, die von den Jägern Zughühner genannt werden, kleiner als die ſogenannten Standhühner ſind. Möglicherweiſe