Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, S. 587

Rebhuhn. Frankoline: Allgemeines. 543

ſondern der Shnee, weil dieſer die Äſung zude>t und zuweilen ſo hart wird, daß ſie niht im ſtande ſind, bis zur Nahrung bergenden Erde ſich dur<zugraben. Solange ſie ſcharren können, geht alles gut, ſie kennen die Feldflähen, auf welchen Winterſaat oder Raps ſteht, ſehr genau und nähren ſih hier immer noh ziemlich leiht; wenn aber we<ſelndes Wetter eine Eisfkruſte auf die Schneede>e legt, geraten ſie in die größte Not, ermatten mehr und mehr, werden leiht eine Beute der Raubtiere oder ſterben bu<hſtäblih den Hungertod. Jn ſtrengen Wintern vergeſſen ſie alle Scheu vor den Menſchen, nahen den Dörfern, ſuchen in den Gärten Shuß und Nahrung, kommen ſelbſt ins Gehöft, in die Hausfluren herein und ſtürzen ſih gierig auf die Körner, die eine mildthätige Hand ihnen zuwarf. Zuweilen werden die Haſen ihre Retter, indem ſie dur<h Scharren verborgene Nahrung bloßlegen. Jn mehr als einem Reviere ſtirbt während eines harten Winters der ganze Hühnerbeſtand aus. Doch ebenſo \<nell, wie das Elend eintritt, kann es fi wieder zum Guten wenden. Sowie der Tauwind und die Sonne im Vereine nur hier und da offene Stellen ſchaffen, ſind die Hühner geborgen, und haben ſie ſih erſt einige Tage nacheinander ſatt gefreſſen, kehrt auch die frohe Lebensluſt, die ſie ſo ſehr ausgezeichnet, bald wieder in ihr Herz zurü>.

Alle vierfüßigen Raubtiere bedrohen namentlich die Eier und die junge Brut unſeres Rebhuhnes; Habicht und Edelfalke, Sperber, Buſſard, Weihe, Rabe und Häher ſind alt oder jung fortwährend auf den Ferſen. Wenn man ſih die Gefahren vergegenwärtigt, denen ein Rebhuhn ausgeſeßt iſt, bevor es ſein volles Wachstum erreicht hat, und bedenkt, daß es der ſ{limmen Witterung no< außerdem ſtandhalten muß, begreift man kaum, wie es mögli iſt, daß es überhaupt no< Feldhühner gibt. Dichte He>en oder kleine Dickichte, ſogenannte Remiſen, dazu beſtimmt, ihnen eine Zuflucht zu gewähren, ſollten in allen Fluren angelegt und aufs beſte unterhalten werden, und außerdem ſollte man no< überall bedacht ſein, die Not, die jeder ſtrenge Winter bringt, möglichſt zu mildern indem man in der Nähe ſolcher Remiſen Futter ausſtreut und den Tiſh auh für dieſe Hungrigen de>t. Das Rebhuhn bringt nirgends und niemals Schaden, trägt zur Belebung unſerer Fluren weſentlih bei, erfreut jedermann dur< die Anmut ſeines Betragens, gibt Gelegenheit zu einer der anziehendſten Fagden und nüßt endlih dur ſein vortreffliches Wildbret.

Jung auſgezogene und verſtändig behandelte Rebhühner werden ungemein zahm, ſchließen ſih ihren Pflegern innig an, unterſcheiden ſie auf das genaueſte von anderen, beflagen in jedermann verſtändlicher Weiſe ihr Fernſein, begrüßen ſie bei ihrem Erſcheinen mit Freudenrufen, liebkoſen ſie und erkennen mit ausdru>svollem Danke jede ihnen geſpendete Liebkoſung, gebaren ſi<h überhaupt als Glieder der Familie. Hähne bevorzugen Frauen, Hennen Männer; erſtere zeigen ſih gegen leßtere auh wohl eiferſüchtig. Zur Fortpflanzung ſchreiten gefangene Rebhühner jedo<h nur in einem großen, ſtillen Fluggebauer.

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Als Verbindungsglieder zwiſchen Nebhühnern und Faſanen dürfen die Frankoline (Pternistes) angeſehen werden. Sie unterſcheiden ſich von jenen durc längeren Schnabel, höheren, in der Regel mit einem, auh wohl mit zwei Sporen bewehrten Fuß, längeren Schwanz und dichteres / oft ſehr buntes Gefieder. Der Schnabel iſt mäßig oder ziemlich lang, kräftig und etwas hafig, der Fuß hochläufig und kurzzehig, mit mäßig langen Nägeln und kräftigen Sporen ausgeſtattet; im Fittiche überragt die dritte oder vierte Shwinge die übrigen an Länge; der Schwanz beſteht in der Negel aus 14 Federn und iſt entweder gerade abgeſchnitten oder leicht zugerundet. Männchen und Weibchen ähneln ſi< gewöhnlich in Größe, Färbung und Zeichnung; do< kann auch das Entgegengeſeßte vorkommen.

Die Frankoline, von welchen man gegenwärtig etwa 50 über Afrika, Weſt, Süd- und Südoſtaſien verbreitete, bis vor kurzem auch in Südeuropa vertretene Arten kennt, leben,