Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, S. 591

Frankolin. Königshuhn. 547

Gefangene Frankoline waren no< vor zwei Jahrzehnten niht allzu ſeltene Erſcheinungen in den Tiergärten, während man ſie gegenwärtig nur ſehr ausnahmsweiſe einmal zu ſehen bekommt. Dies erklärt ſih nicht allein dur die allgemeine Abnahme, ſondern au durch die ſhwierige Zähmbarkeit der Vögel. Alt eingefangene Frankoline gebärden ſich im Anfange der Gefangenſchaft no< wilder und ungeſtümer als die meiſten übrigen Wildhühner, und niht wenige von ihnen raſen ſi im engen Raume zu Tode; junge, dem Neſte entnommene aber verurſachen dem Pfleger ſo viel Mühe, daß ihre Verſendung ſi für den Händler niht mehr lohnt. Einmal zahm geworden, pflanzen ſie ſih unter günſtigen Bedingungen auch bei uns zu Lande im Käfige fort.

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Die größten Arten der Unterfamilie ſind die Felſen- oder Alpenhühner (Megaloperdix). Der Leib iſt gedrungen gebaut der Hals kurz, der Kopf klein, der Schnabel länglich, aber gleichzeitig kräftig und breit, der Fuß kurz, derb, die Fußwurzel mit einem ſtumpfen Sporn bewehrt, der Flügel kurz, aber etwas zugeſpißt, weil die zweite und dritte Schwinge die anderen überragen, der aus 18 Federn gebildete Shwanz mäßig lang und ſanft abgerundet. Das Gefieder bekleidet den Leib in reicher Fülle, und namentlich die Ober- und Unterſhwanzde>federn ſind ſehr entwielt. Ein kleiner Fle>en hinter dem Auge iſt unbefiedert.

Alle Felſenhühner bewohnen das Hochgebirge Aſiens; eine Art kommt aber auf dem Kauïaſus vor und darf deshalb unter die europäiſchen Vögel gezählt werden.

Das Königshuhn, Jntaure der Gruſier (Megaloperdix caucasíica, Tetraogallus caucasiícus, Tetrao caucasícus, Perdix caucasíca und alpina, Chourtka alpina, Oreotetrax caucasîíca), ift die feinſte Art der Gattung. Die Länge beträgt 58, die Fittichlänge 25, die Shwanzlänge 17 cm. Qberkopf und Hinterhals ſind ſ<muzig aſch- oder felſengrau, die Oberteile, mit Ausnahme eines breiten bräunlihgrauen Kragenbandes im Nacken, ſ<warzgrau, alle Federn äußerſt fein, wurmförmig, {<hwarz und hell fahlgelb quergebändert, die Flügelde>federn mit hellgelben Rändern, die Längsſtreifen bilden und innen meiſt roſtgelb geſäumt ſind, anſprechend geziert, Ohrgegend und Halsſeiten grau, lettere dur rundliche gelbe Spizenfle>en gehoben, ein von erſterer ausgehender und ſeitlih am Halſe herablaufender breiter Streifen und die Kehle weiß, die Bruſtfedern abwechſelnd ſehr zierlih mit glei< breiten {warzen und weißen, pfeilſpißig gegen den Schaft verlaufenden Querbändern geſ<hmü>t, die nah dem Bauche zu unter immer ſpißiger werdendem Winkel am Schafte zuſammenſtoßen und auf den ſehr verlängerten Bruſtſeiten- und Weichenfedern zu [pis pfeilförmigen Zeichnungen ſi geſtalten, dieſe Federn außerdem mit lit roſtgelben, dunkel faſtanienbraun gekanteten, wiederum Längsſtreifen bildenden Säumen umrandet die Schwingen weiß, an der Spitze ſchwarzgrau, die Armſchwingen wie der Nücken, die Schwanzfedern dunkelgrau und außen, die mittleren auh am Ende dunkel kaſtanienbraun, die mittelſten grau, alle zart ſ{<wärzli< gebändert. Die Jris iſt rotbraun, der Schnabel gelb, der Fuß hornbraun. Beide Geſchlechter gleichen ſih in der Färbung.

Über die Lebensweiſe des Huhnes hat Nadde berichtet: „Das alte Kolchis, wo wir es in Bezug auf ſeine Tierwelt auch unterſuchen mögen, hat nicht gerade viele Eigentümlichkeiten aufzuweiſen. Man findet dort wohl eine ſehr üppige Entwifelung der Pflanzen, aber wenige bezeihnende Tiergeſtalten. Ganz anders iſt es auf jenen Höhen, welche aus ſehr weiter Ferne zum Meere herunterleuhten. Dort an der Grenze des ewigen Schnees, in einer Höhe zwiſchen 2000 und 3500 m, habe i< das rieſenhafte Feldhuhn kennen gelernt. Es lebt hier in verhältnismäßig bedeutender Anzahl und na< Behauptung ſämtlicher

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