Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Bleßhuhn. Teichhuhn. 651

äußerſt zart mit dunkel aſchgrauen, dunkel und ſ{warzbraunen Pünktchen und Fle>en gezeichneten Eier vollzählig im Neſte; 20 oder 21 Tage ſpäter ſhlüpfen die zierlichen, mit Ausnahme des brennend roten Kopfes ſ<warzdaunigen Jungen aus den Eiern, werden nah dem Abtro>nen ſofort auf das Waſſer geführt, von beiden Eltern geaßt, zuweilen gehudert, bei Gefahr gewarnt, gegen ſ{<wächere Feinde auh mutvoll verteidigt, überhaupt höchſt ſorgfältig behandelt. Anfangs halten ſie ſi viel im Rohre und ebenſo auf ge: ſicherten Stellen des Feſtlandes auf; des Nachts tehren ſie gewöhnlih in das Neſt zurü: ſpäter entfernen ſie ſih mehr und mehr von den Alten, und ehe ſie noch flügge ſind haben ſie ſi bereits ſelbſtändig gemacht.

Obgleich das Fleiſch des Bleßhuhnes noh ſ<le<ter ſ<hme>t als das der Verwandten, wird es hier und da doh eifrig gejagt. „Wenn zu Ende September“, erzählt Naumann, „Tauſende von dieſen Vögeln ſi< auf großen, von Nohr und Schilf freien Teichen verſammelt haben, verteilen ſih eine Anzahl Shüßen auf 12—20 Kähne und laſſen dieſe in beſter Ordnung langſam gegen die ſ<warze Schar rudern. Anfänglich flattert nur hin und wieder ein einzelnes Waſſerhuhn ein Stü>k auf dem Waſſerſpiegel fort; bald aber, wenn ſich der Schwarm in die Enge getrieben ſieht, wird die Geſamtheit unruhig, die Bewegung allgemeiner; endlih erhebt fich allez zum Fliegen, und das dieſem vorhergehende ſich DUr<kreuzende Geplätſcher gibt ein Getöſe, das an das eines entfernten Waſſerfalles erinnert. Da ſie ſi niht entſchließen können, über Land zu fliegen, ziehen ſie einzeln über die Kähne weg, und was hierbei vom Jäger niht herabgeſchoſſen wird, fällt 300—400 Schritt von den Kähnen wieder auf der Mitte des Waſſerſpiegels ein. Es werden nun die erlegten aufgeleſen und die Kähne zum neuen Gagdzuge geordnet, bis endlich die erſhre>ten Vögel hoh aufſteigen und ſi entfernen. Für Schüßen, die Freude an vielem Knallen und Töten haben, iſt dieſe Jagd ein köſtliches Vergnügen.“ Fm Mansfelder See füllen die Fiſcher das Boot mit einem Haufen Steine, bewaffnen ſi<h mit Knütteln und rudern nun langſam auf die Walſſerhühner los, bis dieſe unruhig werden, verfolgen ſie hierauf, ängſtigen ſie dur Steinwürfe, ſo oft ſie auftauchen, zwingen ſie dadurch zu beſtändigem Untertauchen und ermatten ſie ſ{<ließli< ſo, daß ſie das Boot nahe an ſih herankommen laſſen und mit einem Knüttelſchlage getötet werden können. In Ftalien ſtellt man ihnen Nete unter dem Waſſer auf und fängt auf dieſe Weiſe Tauſende, um ſie auf den Markt zu bringen.

Für die Gefangenſchaft eignet ſi< das Waſſerhuhn bloß dann, wenn man ihm ein größeres Waſſerbe>en oder einen Teich anweiſen kann. Auf ſolchem iſt es ſehr unterhaltend, weil es ſi< beſtändig etwas zu ſchaffen macht und ſeine fortwährende Regſamkeit, Kampfluſt, ſein Mut größeren Vögeln gegenüber jedermann anzieht. Wenn man es gewähren läßt, entſchließt es ſich au< zur Fortpflanzung, und man hat dann das Vergnügen, das Jugendleben der niedlihen Küchlein mit aller Bequemlichkeit beobachten zu können.

Le

Der kegelförmige, ſeitlich zuſammengedrü>te Schnabel mit Stirnſchwiele und ſcharfer, fein gezähnelter Schneide, die großen Füße mit langen, an der Sohle breiten und belappten Zehen, die ſtumpfen, breiten Flügel, deren dritte Schwinge die längſte, der kurze, zwölffederige Shwanz und das reihe, dite Gefieder fennzeihnen das Teichhuhn oder Rotbleß<hen (Gallinula chloropus, orientalis, galeata, parvifrons, minor, ardesíaca und pyrrhohoa, Stagnicola chloropus, minor, paryifrons, brachyptera, meridionalis und septentrionalis, Fulica chloropus und albiyentris, Crex galeata), das Urbild einer gleichnamigen Gattung (Gallinula)/ ein troß ſeines einfachen Kleides höchſt zierlihes Geſchöpf. Das Gefieder iſt auf Mantel und Unterrü>en dunkel ölbraun, im übrigen dunkel ſchiefergrau, in den Weichen weiß gefle>t und am Steiße rein