Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2
650 Fünfte Ordnung: Nallenvögel; erſte Familie: Rallen.
auf ebenem Boden dahin, obgleich die ungeſügen Füße ſi<h dazu nicht beſonders eignen, ſchwimmt aber doh viel öfter und länger. Seine Füße ſind vortreffliche Ruder, denn was den Shwimmlappen an Breite abgeht, wird dur< die Länge der Zehen vollſtändig erſeßt. Im Tauchen wetteiſert es mit vielen Shwimmvögeln, ſteigt in bedeutende Tiefen hinab und rudert mit Hilfe ſeiner Flügel auf weite Stre>en hin unter dem Waſſer fort. Der Flug iſt etwas beſſer als der des Teichhuhnes, aber immer noh ſ{<le<t genug; deshalb entſchließt es ſi< ſelten zum Fliegen und nimmt, ehe es ſi<h erhebt, einen langen Anlauf, indem es flatternd auf dem Waſſer dahinrennt und mit den Füßen ſo -heftig aufſ<hlägt, daß man das Plätſchern, das es verurſacht, auf weithin vernehmen kann. Seine Stimme iſt ein dur<hdringendes „Köw“ oder „Küw“/ das im Eifer verdoppelt und verdreifa<t wird und dann dem Bellen eines Hündchens niht unähnlich klingt; außerdem hört man ein kurzes, hartes „Pig“ und zuweilen ein dumpfes Knappen.
In ſeinem Weſen unterſcheidet es ſi<h von dem verwandten Teichhuhne in mancher Hinſicht. Es iſt ebenſowenig ſcheu wie dieſes, jedo<h vorſichtig und prüft erſt lange, bevor es zutraulich wird, lernt ſeine Leute kennen und unterſcheiden, ſiedelt ſi<h deshalb auh niht ſelten in unmittelbarer Nähe von Wohnungen, namentli<h von Mühlen, an, meidet aber im allgemeinen die Nachbarſchaft des Menſchen mehr als jenes. Während der Brutzeit hält jedes Pärchen ein beſtimmtes Gebiet feſt und duldet darin keine Mitbewohnerſchaft; ſofort nah Beendigung des Brutgeſchäftes aber ſ<lagen ſih die Familien in Vereine zuſammen, und dieſe wa<hſen na<h und na< zu unzählbaren Scharen an, die in der Winterherberge zuweilen buchſtäblih unabſehbare Stre>en der nahrungsreicheren Seen bede>en. Aber auh hier mögen dieſe Geſellſchaften andere Shwimmvögel niht gern unter ſich leiden und ſuchen namentlich die Enten wegzujagen.
Waſſerkerfe, deren Larven, Würmer, kleine Schaltiere und allerhand Pflanzenſtoffe, die ſie im Waſſer finden, bilden die Nahrung des Waſſerhuhnes. Ob es ebenſo wie die Verwandten der Brut kleiner Vögel nachſtellt, iſt zur Zeit noh nicht erwieſen, jedo<h niht umvahrſcheinlih. Seine Nahrung ſucht es ſ<hwimmend und tauchend, indem es ſie von der Oberfläche ablieſt oder vom Grunde hervorholt. Fm Süden ſoll es zuweilen vom Waſſer aus nach den benachbarten Getreidefeldern gehen, um hier zu äſen: dieſe Annahme erſcheint glaubhaft na Beobachtungen an gefangenen; denn leßtere laſſen ſih bei Körnerfutter lange Zeit erhalten und betrachten es, au<h wenn man ihnen Fiſche reiht, immer als hauptſächli<hſte Nahrung.
Da, wo das Bleßhuhn ſi<h auf kleineren Teichen angeſiedelt hat, beginnt es ſofort nach ſeiner Ankunft mit dem Neſtbaue; auf größeren Gewäſſern, wo mehrere Pärchen leben, hat es erſt mancherlei Kämpfe auszufehten, bevor es ſih ein beſtimmtes Gebiet erobert. Wo viele zuſammenwohnen, nimmt, wie Naumann ſagt, das Fagen, Herumflattern, Plätſchern und Schreien kein Ende. Die Nachbarn überſchreiten ſehr oft die Grenzen, und der Jnhaber eines Gebietes eilt dann augenbli>li< mit Wut herbei, um den Eindringling zu verjagen. Jn gebü>ter Stellung, mit dem Schnabel knappend und ins Waſſer ſ{hlagend, ſ{hwimmen die Kämpfer aufeinander los, erheben ſih plößlih und wenden nun jede Waffe an, welche ſie beſißen, den Schnabel zum Haen, die Flügel zum Schlagen, die Füße zum Treten, bis einer den Rückzug antritt. Das Neſt ſteht regelmäßig auf der Waſſerſeite im oder am Schilfe, oft auf umgekni>ten Rohrhalmen und dergleichen, ebenſo oft aber auh ſ{<wimmend auf dem Waſſerſpiegel ſelbſt. Seine Grundlage bilden alte Rohrſtoppeln und Halme, die obere Lage dieſelben etwas beſſer gewählten Stoffe, Waſſerbinſen, dünne Halme, Grasſtöfchen und Riſpen, die zuweilen ſorgſam verarbeitet werden. Um die Mitte des Mai findet man die 7—15 großen , dur<hſchnittlih 53 mm langen, 36 mm dien, feſten und feinſchaligen, glanzloſen, auf bleich lehmgelbem oder blaß gelbbraunem Grunde