Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2
Zwergpurpurhuhn. Sultanshühner. 657
Stirnplaite braungrün, der Fuß dunkel roſenrot. Junge Vögel ſind oberſeits bräunlich, auf dem Oberflügel grün, hier wie dort dur< gelbbraune Federränder gezeihnet unterſeits bräunlihgelb, an der Kehle heller, in der Weichengegend kobaltblau, auf dem Bürzel [hwärzlih. Die Länge beträgt 26, die Fittihlänge 14, die Shwanzlänge 6 cm.
Alle Sultanshühner bewohnen vorzugsweiſe Sümpfe, in deren Nähe Getreidefelder liegen, oft auch die Reisfelder ſelbſt, die ja beſtändig überſhwemmt gehalten werden und deshalb wahre Sümpfe ſind. Jn ihrem Betragen erinnern ſie am meiſten an unſer Teichhühnchen, tragen ſich aber ſtolzer und ſchreiten würdevoller dahin. Jhr Gang iſt abgemeſſen, jedoh zierlih. Ein Bein wird bedahtſam vor das andere geſeßt, beim Aufheben der Fuß zuſammengelegt, beim Niederſeßen aber wieder ſo ausgebreitet daß die Zehen eine verhältnismäßig bedeutende Fläche einnehmen, jeder Schritt außerdem mit einem Wippen des Schwanzes begleitet. Übrigens iſt das Sultanshuhn ebenſo wie das Teichhühnchen fähig, halb flatternd, halb laufend über eine {<hwankende Dee von ſchwimmenden Pflanzen wegzurennen. Das Schwimmen verſteht es ſehr gut, geht nicht bloß gezwungen, ſondern, wie das Teichhühnchen, oft und gern ins Waſſer, liegt leiht auf den Wellen und rudert mit anmutigem Neigen des Hauptes dahin. Jm Fluge zeichnet es ſih bloß durch ſeine Schönheit, niht aber durc die Leichtigkeit der Bewegung vor den Verwandten aus. Es erhebt ſih ungern in die Luft, flattert unbehilflih eine Stre>e fort und fällt dann raſh wieder auf den Boden, am liebſten in hohes Schilf, Ried oder Getreide, um ſih hier zu verbergen. Seine langen, roten Beine, die es, wenn es fliegt, herabhängen läßt, zieren es übrigens ſehr und kennzeihnen es von weitem. Die Stimme erinnert an das Gacern oder Glu>ſen der Hühner, aber auh an die unſeres Teichhühnchens, nur daß ſie ſtärker und tiefer klingt. Über die geiſtigen Fähigkeiten lautet das Urteil der Beobachter verſchieden. Eigentlih ſcheu fann man die Purpurhühner niht nennen; vorſichtig aber ſind ſie doh, und Verfolgung macht ſie bald ungemein ängſtlih. Temmin> erzählt, einen Bericht Cantraines wiedergebend, daß das Purpurhuhn, wenn es ſich bedroht ſieht, ſeinen Kopf in den Sumpf ſte>e und ſi< dann geborgen wähne: alle übrigen Forſcher wiſſen hierüber nihts,/ und auch die Araber, denen dieſes Betragen gewiß aufgefallen ſein würde, haben mir etwas Ähnliches nicht mitgeteilt. Auf meine Beobachtungen geſtüßt, kann ih nur ſagen, daß die Dime auch in ihrem Weſen dem Teichhühnchen ähnelt, wie dieſes paarweiſe zuſammenhält, Geſellſchaft mit anderen ihrer Art aber meidet und deshalb ſich ſtets ein beſtimmtes Gebiet abgrenzt, innerhalb deſſen ſie kein anderes Pärchen duldet. Das Purpurhuhn wird ſih wohl auh niht anders betragen.
Zeitweilig freſſen die Sultanshühner nur Pflanzenſtoffe, und zwar friſch aufſproſſendes Getreide oder Grashalme überhaupt, Blätter und verſchiedene Sämereien, vorzugsweiſe Reis; während der Brutzeit aber ſchleichen ſie beſtändig im Sumpfe umher, ſuchen Neſter auf, plündern dieſe, begnügen ſich feine8wegs mit den Bruten {<wächerer Vögel, ſondern rauben ſelbſt die Gelege ſtärkerer, werden alſo dadurch ſehr ſhädlih. Jn allen Sümpfen, welche Purpurhühner beherbergen, findet man beim Nachſuchen Maſſen von zerbrochenen Eierſchalen, und an gefangenen Sultanshühnern beobachtet man ſehr häufig Naubgelüſte der verſchiedenſten Art. Wie die Raubvögel lauern ſie auf Sperlinge, die von ihrem Futternapfe naſchen wollen, und wie eine Kage vor den Löchern der Mäuſe. Ein einziger Hieb des fräftigen Schnabels genügt, dem Opfer den Garaus zu machen; dann wird es mit einem Beine gepa>t / feſtgehalten, zerriſſen und die Biſſen mit dem Fuße zum Munde gebracht. Fiſche verzehren ſie mit Begierde.
Vor der Brutzeit halten ſi< die Purpurhühner am liebſten in NReisfeldern auf, während der Niſtzeit ſelbſt ſiedeln ſie ſih, wo ſie können, im Röhricht oder Schilficht an. Das
Brehm, Tierleben, 3. Auflage, Y. 42