Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2
660 Fünfte Ordnung: Rallenvögel; erſte Familie: Rallen.
angeſichts eines Neſtes kleiner Sumpſvögel die Naubgelüſte ſeiner Familie ſhwerli<h verleugnen; deun ſeine Nahrung iſt im weſentlichen genau dieſelbe, die der Wieſenknarrer genießt.
Das Neſt, ein loſes, grobes Geflecht aus Schilf- und Seggenblättern oder Binſen, Grashalmen und anderen feineren Stoffen, welche die innere Auskleidung bilden, ſteht regelmäßig an wenig zugänglichen, oft rings vom Waſſer umgebenen, in keiner Weiſe dem Blicke auffallenden Stellen des Brutgebietes, auf und zwiſchen Seggenblättern oder Halmen, und wird im Laufe der Zeit dur< beſtändiges Nieder- und Gegeneinanderbeugen der umſtehenden Halme vom Weibchen abſihtli<h no< beſſer verborgen, ſo daß ſelbſt das ſcharfe Auge des Weihen den unter der grünen Kuppellaube brütenden Vogel niht zu ſehen vermag. Zu Ende des Mai oder in den erſten Tagen des Juni pflegt das aus 9—12 Eiern beſtehende Gelege vollzählig zu ſein. Die Eier, deren Längsdurchmeſſer etwa 33 und deren Querdurchmeſſer 24 mm beträgt, ſind länglich eiförmig, glattſchalig, feinkörnig, glänzend und auf licht roſtgelbem Grunde mit vielen feinen, dunkleren Pünktchen, violettgrauen Unter- und, zumal am ſtumpfen Ende, ſ{<harf umrandeten, großen rotbraunen OberfleœŒen gezeihnet. Das Männchen ſcheint am Brutgeſchäfte wenig Anteil zu nehmen, ſi<h au< um die Jungen niht zu kümmern und alle Sorgen der Mutter zu überlaſſen. Nach dreiwöchhiger, hingebender Bebrütung zeitigt dieſe die Küchlein, die im ſ{<hwarzwolligen Daunenkleide dem Eie entſ<lüpfen und unmittelbar na<h dem Abtro>knen mit ihr davonlaufen, vom erſten Tage ihres Lebens an gleich den Eltern ſich benehmen, gewandt wie Mäuſe dur das Gras huſchen, ohne Bedenken ins Waſſer gehen, {hwimmen und tauchen, bei Gefahr ſi aber ſo geſchi>t verbergen und drü>en, daß nur die unfehlbare Naſe eines Raubſäugetieres ſie aufzufinden vermag. Noch ehe ſie ausgefiedert ſind, vereinzeln ſie ſih, verlaſſen die Mutter und nehmen auf eigne Gefahr den Kampf um das Daſein auf.
Viele Feinde ſtellen dem wehrloſen Vogel, noh mehr den Eiern nach, ſo daß ſeine bedeutende Vermehrung eben ausreiht, die Verluſte zu de>en. Erlegt wird er ſelten und meiſt nur zufällig gelegentlih der Heerſchnepfenjagd, gefangen zum Bedauern aller Liebhaber, welche ihn pflegten oder doh kennen, noch ſeltener.
Noch niedlicher und anmutiger als das Tümpelſumpfhühnchen ſind ſeine beiden unter ſih im weſentlichen übereinſtimmenden Verwandten, das Bruchhühnchen und das Zwergſumpfhühnchen. Erſteres (Ortygometra parya) wird au<h Meerhühnchen und Sumpf\<nerz genannt. Seine Länge beträgt etwa 20, die Breite 32, die Fittihlänge 11, die Schwanzlänge 5 em. Oberkopf, Na>en, Mantel und Flügel ſind auf olivenbraunem Grunde mit mehr oder minder deutlih hervortretenden tiefſhwarzen Schaftfle>en und einzelnen rundlichen weißen Fle>chen gezeichnet, Geſicht und ganze Unterſeite aſchgraublau, die Weichenund Unterſhwanzde>federn aber dunkel aſhgrau, durch breite weiße Querbinden gezeichnet, die Shwingen ſhwärzlihbraun, olivenbraun gekantet, die Unterflügelde>federn ſhwarzgrau, die Shwanzfedern ſhwarz, ölbraun geſäumt. Das Auge iſt brennend rot, der Schnabel an der Wurzel hochrot, in der Mitte grün, an der Spiße gelb, der Fuß lebhaft grün. Beim Weibchen iſt die Oberſeite, mit Ausnahme der ſchwarzen, weiß gefle>ten Rückenmitte, olivenbraungrau, die Kehle weiß, die Bruſt roſtgelblichgrau. Die Fungen ſind auf der hellbraunen Oberſeite mit weißen Längsfle>en, auf den braunen Bauchſeiten mit weißen Querbändern gezeichnet, Vorderhals und Oberbruſt aber gräulihweiß.
Das der eben beſchriebenen Art ſehr ähnlihe Zwergſumpſhühnchen oder Zwergrohrhühnc<hen (Ortygometra pusilla) unterſcheidet ſih vom Bruchhühnchen, abgeſehen von ſeiner geringen Größe, dadurch, daß im Frühjahre beide Geſchlechter annähernd dasſelbe Kleid tragen, bei beiden mindeſtens Kehle, Vorderhals und Bruſt gleih, und. zwar