Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2
676 Sechſte Ordnung: Kranichvögel; erſte Familie: Kraniche.
wegen oder nimmt die Neſtjungen aus, um ſie groß zu ziehen. Sie gewöhnen ſi< leiht an die Gefangenſchaft, treten mit ihrem Pfleger in ein inniges Freundſchaſtsverhältnis und erfreuen dur die Zierlichkeit ihrer Bewegungen, die Anmut ihres Weſens und ihre erſtaunliche Klugheit. Es hält niht ſ{hwer, ſie an das Aus- und Einfliegen zu gewöhnen und ebenſo, ſie in der Gefangenſchaft zur Fortpflanzung zu bringen. Jn Fapan und China gilt einer, unzweifelhaft ſeiner anſprechenden Eigenſchaften halber, als heiliger oder mindeſtens als allgemein geachteter Vogel.
Dex Kranich (Grus communis, cinerea, vulgaris, longirostris und cineracea, Ardea grus), für uns das Urbild der Familie und der Vertreter einer glei<hnamigen Gattung (Grus), iſt aſchgrau, in der Kehlgegend und auf dem Vorderſcheitel ſ<warz, an den Halsſeiten weißlih; die Shwungſedern ſind ſ<hwarz. Das Auge iſt braunrot, der Schnabel an der Wurzel rötlich, an der Spitze ſhwarzgrün, der Fuß ſ<hwärzli<h. Die Länge beträgt 140, die Breite 240, die Fittichlänge 65, die Shwanzlänge 21 em.
Ein breiter Gürtel der Alten Welt, vom Oſten Mittelſibiriens an bis na< Skandinavien und von der niedrigen Tundra an bis zur Breite Mitteleuropas, iſt die Heimat des Kranichs; von hier aus wandert er dur< China bis Siam und Jndien oder bis Mittelund Weſtafrika. Jn Deutſchland liegen ſeine Brutpläße wohl nur öſtlih von der Elbe.
Ihm geſellt ſi in Oſtaſien der prahtvolle Mönchs- oder Shneekranich (Grus leucogeranus, leucogerana und gigantea, Ardea gigantea, Antigone leucogeranos, Lenucogeranos giganteus), der einigemal au< in Europa erlegt wurde. Er iſt bis auf die ſhwarzen Steuerfedern blendend weiß, der na>te Kopf blutrot, das Auge hellgelb, der Schnabel blaßrot, der Fuß hell karminrot. Seine Länge beträgt etwa 120 cm, die Breite das Doppelte.
Ebenſo zählt man den Antigonekranih (Grus antigone, torquata und orientalis, Ardea antigone) aus Transbaifalien unter den europäiſchen Vögeln auf, weil er in den ſüdruſſiſhen Steppen erlegt wurde. Ex unterſcheidet ſi< von unſerem Kraniche durch die große Ausdehnung des na>ten Kopffeldes und den gerundeten Shwanz. Sein Gefieder iſt mit Ausnahme der dunkel ſchieferfarbenen Shwingen und Shwanzfedern faſt gleihmäßig bräunlich aſhgrau, das Auge orangerot, der Schnabel grün an der Wurzel, bräunlih ſhwarz an der Spite, der Fuß blaß roſenrot. Die Länge beträgt 136, die Breite 240, die Fittichlänge 66, die Schwanzlänge 23 em.
Öfter als die beiden vorhergenannten Arten beſucht der in den mittelaſiatiſchen Steppen heimiſche, bis Südindien, Mittel- und Südafrika wandernde, ungemein zierliche Fungfernfranih (Grus virgo und numidica, Ardea und Anthropoides virgo) unſeren heimatlichen Erdteil. Er unterſcheidet ſich von ſeinen beſchriebenen Verwandten durch den furzen, runden Schnabel, den ganz befiederten, hinten mit zwei langen Federzöpfen gezierten Kopf, das verlängerte Gefieder des Unterhalſes und die niht zerſchliſſenen und aufgekrempten, ſondern nur verlängerten, aber die anderen weit überragenden Oberflügelde>federn. Das Gefieder, das ſi dur Zartheit auszeihnet, iſt licht bleigrau, der Vorder-
hals und ſein herabwallender Shmut> tief ſchwarz, die zopfartige Kopfzierde rein weiß; die Schwingen ſind grauſhwarz. Das Auge iſt hoch karminrot, der Schnabel an der Wurzel {mutig grün, gegen die Spiße hin hornfarben, an ihr blaßrot, der Fuß \{<warz. Dem jungen Vogel fehlen die Shmukfedern am Kopfe und Unterhalſe. Die Länge beträgt 89, die Breite 166, die Fittichlänge 45, die Schwanzlänge 16 em.