Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2
Kranich. Pfauenkranic. 681
erbeutet, vorausgeſeßt, daß nicht beſondere Umſtände, beiſpiel8weiſe drückende Hungersnot, ſie das ihnen ſonſt eigne Weſen vergeſſen laſſen. Wie vorſichtig ſie ſind, habe ih am beſten in der Winterherberge erfahren, in welcher doch alle Vögel leichter als ſonſt erlegt werden éönnen. Nur wenn wir uns nachts auf die Sandinſeln begaben, dort ruhig niederlegten, das Boot wieder wegfahren ließen und ſo den Vögeln glauben machten, daß die Störung eine zufällige geweſen ſei, durften wir auf ein günſtiges Jagdergebnis re<hnen. Sonſt brachte bloß die weittragende Büchſe einen oder den anderen in unſere Gewalt und dies au< bloß dann, wenn wir uns von einem Ufer aus im Walde bis auf Schußweite anſ<hleihen fonnten. Eine Störung, und no< mehr der Verluſt eines Gefährten, macht die übrigen dem Jäger geradezu unnahbar. Das Fleiſch haben wir gern gegeſſen, gewöhnlich aber zur Bereitung einer vortrefflichen Suppe benußt. Jn früheren Zeiten {häßte man es höher: Kranichwildbret durfte bei großen Gaſtmählern auf den Tafeln der reihen Jagdherren niht fehlen. Übrigens ſ{hmed>t ein junger Kranich gebraten durhaus nicht übel; alte kann man als ungenießbar bezeihnen. Fn Aſien beizt man die dortigen Arten mit Falken und verfolgt ſie auh in anderer Weiſe eifrig, um ihre Federn zu verwenden.
Den Pfauenftrani<h (Grus pavonina und balearica, Balearica payonina, Ardea, Anthropoides und Geranarchus payonina) fennzeihnen fräftiger Leib, mittellanger Hals, großer Kopf, mittellanger, kräftiger, kegelförmiger, längs dem Firſte ſanft gerundeter Schnabel, langläufige und langzehige, ziemlih ſtark bekrallte Füße, ſehr breit zugerundete Flügel, in welchen die vierte Shwinge die längſte iſt, kurzer, gerade abgeſchnittener Schwanz und reichhaltiges Gefieder, das auf dem Vorderſcheitel einen ſamtartigen Buſch bildet, ſi am Hinterkopfe zu borſtenartigen, von der Wurzel an ſchraubenförmig gewundenen, nach oben ſtrahlig ſih ausbreitenden Gebilden umwandelt, am Halſe und auf der Vorderbruſt ſich verlängert, auf den Flügelde>en ſich zerſchleißt und die di>wulſtigen Wangen ſowie die Kehle unbekleidet läßt. Die Geſchlechter unterſcheiden ſi< wenig dur die Größe, die Jungen dur die unreinen, jedo< im weſentlichen gleichartigen Farben. Das Gefieder iſt ſ<warz, die Krone goldgelb und ſchwarz gemiſcht; die Flügelde>federn ſind rein weiß, die Oberarmſchwingen roſtbraun, die lebten goldgelb. Das Auge iſt weiß, die Wange oben lit fleiſ<farben, unten hochrot, der Schnabel ſ{hwarz, an der Spige weißlih, der Fuß ſ<hwarzgrau. Jm Leben liegt ein bläuliher Duft über dem Gefieder, weshalb dieſes gräulih erſcheint. Die Länge beträgt 99, die Breite 188, die Fittihlänge 51, die Shwanz[länge 22 cm.
Die Alten nannten den Pfauenkranich baleariſhen Vogel oder Kranich, und die neueren Naturforſcher glaubten deshalb annehmen zu dürfen, daß er auf gedachter Jnſel gefunden wird; einzelne, z. B. Degland, geben auh Sizilien und insbeſondere die Jnſel Lampedoſa als Fundorte an. Jh bezweifle die Nichtigkeit der leßteren Angabe, obgleich ih mir wohl bewußt bin, daß der gewiſſenhafte Triſtram einmal zwei Pfauenkraniche in der nördlichen Sahara beobachtet hat. Die Heimat des Vogels iſt Mittelafrika, ungefähr vom 16. Grade nördlicher Breite an nah Süden und vom Atlantiſchen bis zum Fndiſchen Weltmeere. Zn Südafrika wird er dur eine nahe verwandte Art vertreten. Er iſt häufig im Weſten und gehört im Oſten, wenigſtens vom 15. Grade an nah Süden hin, zu den regelmäßigen Erſcheinungen. Hier bewohnt er nah meinen Beobachtungen paar- oder geſellſchaftsweiſe die mit Gebüſch bede>ten flahen Ufer der Ströme oder die dünner beſtandenen Waldungen, kommt aber täglich auf die Strominſeln, um hier zu trinken und zu tanzen. Während der Regenzeit begegnet man ihm paarweiſe, ſonſt in Geſellſchaften, die zuweilen mehr als 100 Stück zählen. Dieſe Shwärme geſellen ſih auh wohl zu den im Sudan überwinternden Scharen unſeres deutſchen und des Jungfernkranichs, treten aber nie in engere