Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

108 Siebente Drdnung: Suchvögel; dritte Familie: Möwen.

Die Mehrzahl der größeren Arten der Unterfamilie nennt man Fiſchermöwen (Larus), als deren Merkmal der gerade abgeſchnittene Shwanz und die ſehr übereinſtimmende Färbung gelten. Weitaus die meiſten Arten gehören dieſer Gattung an, und au< unſer heimatlicher Erdteil beherbergt viele zu ihr gehörige Glieder, zu welchen \i<h mehrere Beſuchsvögel geſellen.

Eine der größten von allen iſt die Cismöwe, auh Tauch er- und Bürgermeiſtermöwe oder Bürgermeiſter genannt (Larus gœlaucus, consul, glacialis, gigantenus, leuceretes und hutchensii, Glaucus consul, Leucnus, Laroides und Plautus glaucus). Mantel und Nüen ſind zart und ſanft licht blaugrau oder möwenblau, die großen Schwingen, die bei zuſammengelegtem Flügel den Schwanz kaum überragen, hell bläulichgrau, alle übrigen Teile weiß. Das Auge iſt ſtrohgelb, der Schnabel zitrongelb, der Unterſ{hnabel über dem vorſpringenden Winkel durch einen roten Längsfle>en geziert, der Fuß blaßgelb. Das Winterkleid iſt auf dem Halſe verloſchen bräunlich gefle>t, das Fugendfleid auf trübweißem Grunde grau. und graubräunlich geſtreift, gewellt und gefle>t; die großen Schwingen ſind licht bräunlihgrau. Die Länge beträgt etwa 75, die Breite 170, die Fittihlänge 47, die Schwanzlänge 22 cm.

Die Heimat dieſer ſhönen Möwe iſt der hohe Norden beider Welthälften ; das Wandergebiet exſtre>t ſi<h bis zur Breite des Nordrandes von Afrika; die Mehrzahl überwintert jedoch bereits auf Fsland und in Nordſkandinavien oder verläßt überhaupt die Heimat nicht.

Die verwandte Polarmöwe oder Weißſhwingenmöwe (Larus leucopterus, glaucoides, islandicus, arcticus und minor, Laroides lencopterus, subleucopterus und glaucoides, Leucus, Plautus und Glaucus leucopterus) unterſcheidet ſfih dur< geringere Größe und längere Flügel die den Shwanz um mehrere Centimeter überragen, die rein weißen Handſchwingen und die rötlihen Füße, im Jugendkleide dur< die blaßbräunlichgrauweißen, vor der weißen Spiße mit einem dunkeln Mondfle>chen gezeichneten Schwingen. Die Länge beträgt höchſtens 65, die Breite 136, die Fittihlänge 43, die Shwanzlänge 19 cm.

Auch dieſe Art iſt im hohen Norden heimiſh und erſcheint niht allwinterlih an unſeren Küſten.

Von beiden Arten unterſcheidet ſih die Silbermöwe, au<h Blaumantel und Naufallenbe> genannt (Larus argentatus, argenteus, argentatoides und smiths0onianus, Laroides argentatus, argenteus, argentaceus, argentatoides, major und americanus, Glaucus argentatus und argentatoides), dur< etwas dunfler blauen Mantel, die am Ende weiß geſäumten Schulter- und großen Oberflügelde>federn und die Färbung der Handſhwingen, deren beide erſte faſt gänzlih {<warz und an dem weißen Ende durch ein ſhwarzes Band geziert, deren übrige dagegen nah hinten zunehmend grau, vor der Spiße ſ{<hwarz und an ihr weiß ſind. Der Fuß iſt blaß fleiſhfarbig. Das Fugendkleid ähnelt dem der Verwandten, iſt jedoh merklich lichter. Die Länge beträgt 65, die Breite 145, die Fittihlänge 45, die Schwanzlänge 18 cm.

Die Nordſee und das Südliche Eismeer beherbergen die Silbermöwe in Menge; außerdem kommt ſie an den Küſten Nordamerikas, auf ihrem Winterzuge aber an allen Küſten Europas, oft auh tief im Lande, im Mittelländiſchen und Schwarzen Meere vor.

Fm hohen Norden Amerikas, namentli<h in Grönland, vertritt die Schiefermöwe (Larns affinis), die auh auf Helgoland erlegt wurde, die Stelle der Silbermöwe. Sie