Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

112 Siebente Ordnung: Suchvögel; dritte Familie: Möwen

nahe kam. Alle übrigen Vögel desſelben Geheges wurden in ehrerbietiger Ferne gehalten, ſolange die Brutzeit währte.

Eine eigentümlihe Beobachtung, die ſi< jedo<h auf die Silbermöwe bezieht, hat Audubon gemacht. Da nämlich, wo die großen Möwen wiederholt beim Brüten geſtört und ihrer Eier beraubt worden ſind, wählen ſie ſich, wenn ſie es haben können, Baumwipfel zur Anlage ihrer Neſter aus und niſten dann oft in bedeutender Höhe über dem Boden.

Von Feinden haben die aufgeführten Möwen wenig zu leiden: an die größeren Arten wagen ſi< höchſtens Seeadler oder die NRaubmöwen; aber auch die lebteren werden oft ſehr übel empfangen und müſſen unverrichteter Sache wieder abziehen. Der Menſch nimmt ihnen wohl die Eier weg, verfolgt ſie ſelbſt jedo<h nicht.

Bei der Fiſchermöwe (Larus ichthyaëtus und chroicocephalus, Xema und Chroicocephalus-ichthyaëtus, Ichthyaëtus pallasii) find Kopf, Vorderhals und Genid> rußſhwarz, Hals, Unternacen, Mittelrücken, Bürzel, alle Unterteile und der Shwanz weiß, die Mantelfedern möwenblau, die Handſchwingen, mit Ausnahme der erſten, außen \hwarzen, weiß, die 5—6 erſten vor der Spiße durch eine breite <warze Binde geziert, die hinteren Armſchwingen möwenblau, an der Spitze weiß gerandet. Fm Winterkleide iſt die ſchwarze Kappe nur dur wenige dunklere Federn angedeutet. Das Auge iſt braun, der S<hnabel orangegelb, vor der Spitze dur einen roten Fle>en geſ<müd>t, der Fuß gelb. Die Länge beträgt 70, die Fittichlänge 48, die Schwanzlänge 19- cm. :

Aus dex Aralokaſpiſchen Niederung, ihrem Brutgebiete, kommend, beſucht die Fiſchermöwe im Winter das Schwarze und das Mittelländiſ<he Meer, ferner au< die Gewäſſer Nordindiens und gelangt während ihres Zuges zuweilen nah Weſteuropa.

Ungleich weiter verbreitet und deshalb viel genauer befannt: iſt die Lahmöwe, auh Seekrähe, Holbrod, Mohrenkopf und Gyrig genannt (Larus ridibundus, canescens, erythropus, capistratus und cahiricus, Chroicocephalus ridibundus, capi stratus, pileatus und minor, Xema ridibundum, pileatum und capistratum, Gavia ridibunda und capistrata). Oberfopf und Vorderhals ſind rußbraun, Nacen, Unterſeite, Schwanz und Schwingen bis gegen die Spize hin weiß, die Federn des Mantels möwenblau, die Schwingenſpizen ſ{<hwarz. Das Auge iſt dunkelbraun, der Augenring rot, der Schnabel und Fuß la>rot. Jm Winterkleide fehlt die Kappe; der Hinterhals iſt grau, ein Fle>en hinter dem Ohre dunkelgrau, der Schnabel 1ie der Fuß bläſſer als im Frühlinge. Jm Jugendkleide iſt die Oberſeite bräunlich. Die Länge beträgt 42, die Breite 94, die Fittichlänge 31, die Schwanzlänge 13 em.

Die Lachmöwe tritt erſt diesſeits des 60. Grades der Breite häufig auf und iſt von hier an bis gegen den 30. Grad hin Brutvogel. Als ſolcher bewohnt ſie alle geeigneten Binnengewäſſer Europas, Aſiens und Amerikas gleich häufig.

Im Mittelmeere, zumal in Ftalien und der Türkei, vertritt die Hutmöwe oder Kapuzinermöwe (Larus melanocephalus und atricilloides, Chroicocephalus melanocephalus und caniceps, Xema melanocephalon und caniceps, Gavia melanocephala und affinis) unſere deutſche Art. Sie unterſcheidet ſih von dieſer dur< etwas ſtärkeren Schnabel, rußſhwarze Kappe, ſ<hwarze Außenfahne der erſten Schwinge und roſenrötlihen Anflug dex Unterteile. Jhre Größe iſt die der Lahmöwe.

Ein reizender Vogel iſt die Zwergmöwe (Larus minutnus, nigrotis und orbignii, Xema minutum, Gavia minuta, Chroicocephalus und Hydrocolaeus minntus),