Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

124 Siebente Ordnung: Suchvögel; dritte Familie: Möwen.

Hebriden und Fsland, von hier aus im Winter bis an die engliſche, deutſche, holländiſche und franzöſiſche Küſte hinabſtreihend. Die Mehrzahl verweilt jedoh au<h während der kalten Jahreszeit im Norden, da, wo das Meer offen bleibt, ſi< Nahrung ſuchend.

Die Spatelraubmöwe (Stercorarius pomatorhinus, pomarinus und pomarhinus, Lestris pomatorhina, pomarina, pomarhina, striata und sphaeriuros, Catarrhactes pomarina) unterſcheidet ſi< zunächſt dadur< von der Nieſenraubmöwe, daß ihre merklich verlängerten mittleren Shwanzfedern am Ende ſi<h abrunden. Oberkopf und Kopfſeiten, Mantel, Flügel und Schwanz ſind tief {<warzbraun, Kinn und Kehle ſowie die Unterteile weiß, die Halsſeiten weiß, deutlih lehmgelb überflogen, die Kropfgegend, ein Halsband bildend, ſowie die Seiten bräunlich quergezeichnet, die weißſchaftigen Handſhwingen an der Wurzel weiß. Das Auge iſt braun, der Schnabel an der Wurzel blaugrau, an der Spite ſhwärzlih hornfarben, der Fuß ſhwarz. Bei jungen Vögeln ſind die Halsſeiten auf lihtem Grunde dunkel längs-, die Oberteile quergeſtreiſt und die Spießſedern noh nict entwi>elt. Die Länge beträgt, einſchließlih der um etwa 8 cm vorragenden mittleren Schwanzfedern, 55, die Breite 135, die Fittihlänge 35, die Schwanzlänge 23 cm.

Brutvogel der Tundren aller drei nördlichen Erdteile, beſucht die Spatelraubmöwe zuweilen alle Meere der Erde und demgemäß auch die Küſten Afrikas und Auſtraliens.

Von den großen Möwen unterſcheidet ſich die Rieſenraubmöwe, deren Lebensſchilderung auh für die verwandte Art genügen darf, durch die Mannigfaltigkeit, Behendigkeit und Gewandtheit ihrer Bewegungen. Sie läuft raſh, {hwimmt zierlih und anhaltend mit tief eingeſenkter Bruſt, erhebt ſich leiht vom Waſſer oder vom Lande und fliegt nah Art großer Möwen, aber niht ſo gleihmäßig dahin, überraſcht vielmehr durch ihre kühnen und unerwarteten Wendungen, die an die Flugbewegung der Fangvögel erinnern. Zuweilen ſchwebt ſie ohne Flügelſchlag, zuweilen jagt ſie in ſchiefer Richtung von oben nah unten mit reißender Schnelligkeit dur< die Luft. Fhre Stimme iſ ein tiefes „Ah ach“ oder ein rauhes „Fia“; beim Angriffe auf einen Feind ſtößt ſie ein tiefes „Hoh“ aus. An Mut, - Raubgier, Neid und Ungeſelligkeit überbietet ſie zwar nicht ihre Familienverwandten, wohl aber alle übrigen Seeflieger, ſo ſehr auch bei dieſen die genannten Eigenſchaften ausgebildet ſein mögen. Sie iſt der gefürchtetſte Vogel des Meeres, lebt mit keinem anderen in freundſhaſtlihem Verhältnis, wird gehaßt, aber nur von den mutigſten angegriffen. Welchen Eindru> ihre Kühnheit auf die übrigen Vögel macht, geht am beſten daraus hervor, daß ihr ſelbſt die größten und ſtärkſten Seeflieger, die ihr an Kraft weit überlegen zu ſein \ceinen, ängſtlih ausweichen. Mit ihrer Regſamkeit ſteht beſtändiger Heißhunger im Einklange: ſolange ſie fliegt, ſolange jagt ſie auh. Sieht ſie keinen anderen Vogel in der Nähe, ſo läßt ſie ſih herbei, ſelbſt Beute zu fangen, ſtößt auf Fiſche herab, läuft am Strande hin und ſucht das zuſammen, was die Flut auswarf, oder lieſt am Lande Würmer und Kerbtiere auf; ſobald ſie aber andere fleiſhfreſſende Seevögel von weitem erbli>t, eilt ſie auf dieſe zu, beobachtet ſie, wartet, bis ſie Beute gema<ht haben, ſtürzt herbei und greift ſie nun, wie ein gefiederter Räuber ſein fliegendes Wild, mit ebenſoviel Kraft und Gewandtheit wie Mut und Frechheit an, bis ſie die eben erjagte Nahrung von ſih ſpeien.

Gar niht ſelten bemächtigt ſie ſi< au< des Vogels ſelbſt. Graba ſah, daß ſie mit einem einzigen Stoße einem Papageitaucher den Schädel zerſ<hmetterte, andere Beobachter, daß ſie Möwen und Lummen abwürgte, zerriß und ſtü>weiſe verſhlang. Tote oder kranke Vögel, die auf dem Meere' treiben, werden ihr -unfehlbar zur Beute, während ſie geſunde aus dem einfahen Grunde unbehelligt läßt, weil dieſe bei ihrem Erſcheinen ſih ſofort dur Untertauchen zu retten ſuchen. Auf den Vogelbergen plündert ſie die Neſter der dort