Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Spatelraubmöwe. Schmaroßerraubmömwe. 125

brütenden Vögel in der rü>ſihtsloſeſten Weiſe aus, indem ſie Eier und Junge weg- und ihrer Brut zuſchleppt. „Ein allgemeines Angſtgeſchrei“, ſchildert Naumann, „ertönt aus tauſend Kehlen zugleih, wenn ſich dieſer kühne Näuber einem ſolhen Niſtplaße nähert; jedo< wagt es keiner der Geängſtigten, ſeinem böſen Vorhaben ſi ernſtlich zu widerſeßen. Ex pakt das erſte beſte Junge, und dieſes windet ſich im Schnabel des Forteilenden, während die unglü>lihe Mutter ſchreiend, aber ohne weiteren Erfolg, ihm ein Stü nachfliegt. Sobald er ſi ungeſtört ſieht, läßt er ſi< auf das Waſſer hinab, tötet die Beute und verſchlingt ſie, fliegt dann ſeinen Jungen zu und würgk ſie dieſen vor.“ So wird die Skua zur Geißel aller Bergvögel. Jhre Angriffe hat man ſie ſtets nux mit dem Schnabel ausführen ſehen; doh mögen auch die ſcharfen Krallen zuweilen mit benußt werden. Nach einer reichlihen Mahlzeit wird ſie träge, ſucht eine ungeſtörte Stelle und ruht ſih auf dieſer mit aufgeblähtem Gefieder aus, bis der bald wiederkehrende Hunger zu neuem Ausfluge mahnt.

Mitte Mai begeben ſi die Paare nah den Brutpläßen auf den Bergebenen oder nach den mit Gras und Moos bede>ten Abhängen der Bergrücken, fertigen ſih hier im Graſe oder Mooſe dur< häufiges Herumdrehen ihres Körpers ein rundes Neſt und belegen es in den erſten Tagen des Juni mit 2 etwa 70 em langen, 50 em dien, {hmußtig ölgrünen, braun gefle>ten Eiern. Ein Brutplaß, den Graba beſuchte, wurde von ungefähr 50 Paaren bevölkert. Kein anderer Vogel niſtet in unmittelbarer Nähe der Skua; denn jeder fürchtet die gefährliche Nahbarſchaft. Männchen und Weibchen brüten abwe<ſelnd ungefähr 4 Wochen lang; Anfang Juli findet man in den meiſten Neſtern die in ein braungraues Flaumkleid gehüllten Jungen. Naht ein Menſch, ſo verlaſſen dieſe das Neſt in möglichſter Eile, humpeln, laufen und rennen über den Boden dahin und verbergen ſih dann in der angegebenen Weiſe. Die Alten erheben ſi bei Ankunft des Feindes ſofort in die Luft, ſchreien fürchterlih und ſtoßen mit unvergleihliher Kühnheit auf den Gegner hinab, Menſchen ebenſowenig ſcheuend wie Hunde. Erſteren bringen ſie oft derbe Stöße auf den Kopf bei: die Färinger halten, laut Graba, zuweilen ein Meſſer über die Müße, auf welches ſich die herabſtoßenden Alten ſpießen. Je näher man dem Neſte kommt, um ſo dichter umkreiſen die Alten den unwillkommenen Beſucher und ſtürzen zuletzt in ſchräger Linie auf ihn hernieder, ſo daß man ſi unwillkürlih bü>t, um nicht ein Loh in den Kopf zu erhalten. Die Fungen werden anfänglih mit Weichtieren, Würmern, Eiern und dergleichen aus dem Kropfe geaßt und erhalten ſpäter Fleiſh- und Fiſhbro>en, junge Vögel, Lemminge und dergleichen vorgelegt, freſſen auch, wenn ſie bereits einigermaßen ſelbſtändig geworden, gern von den verſchiedenen Beeren, die in der Nähe ihres Neſtes walhſen, und ſchnappen, wie ih ſelbſt beobachtete, ebenſo die ſie fortwährend umſhwebenden und beläſtigenden Mücken weg. Gegen Ende Auguſt haben ſie ihre volle Größe erreicht, ſ<hwärmen nun noch einige Zeit umher und fliegen Mitte September nah dem hohen Meere hinaus.

Gefangene Rieſenraubmöwen werden ſelten in unſeren Tierſammlungen geſehen. Jh erhielt ein Paar Junge dur< Vermittelung däniſcher Freunde und hatte Gelegenheit, ſie eine Zeitlang zu beobachten. Sie unterſcheiden ſi< von den Möwen kaum durch etwas größere Gier und Freßſucht, zeigen ſih anderen Vögeln gegenüber ſehr friedlih, auh durchaus nicht neidiſch, wie ih wohl erwartet hätte, ſcheinen ſi< überhaupt nur mit ſich ſelbſt zu beſchäf: tigen. JFhren Pfleger kennen ſie bereits nah wenigen Tagen genau und verfehlen niht, ihn zu begrüßen, wenn er ſih zeigt. Die Laute, die ſie hören laſſen, ſind unverhältnismäßig ſ<wach; ſie beſtehen nämlih nur in einem leiſen Pfeiſen.

Bekannter als alle übrigen Arten iſt die Shmarobßerraubmöwe (Stercorarius parasiticus, longicaudnus, longicaudatus und buffoni, Lestris parasitica, longicaudata,