Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Rieſenalk: Berichte über Vorkommen und Ausrottung. 135

ein toter Rieſenalk an die Küſte der Normandie. Am häufigſten war er wohl jederzeit auf Jsland und Neufundland, dort aber nicht auf der Jnſel ſelbſt, ſondern auf den umliegenden Schären und kleinen Felſeneilanden, die, beſtändig von wütender Brandung umtobt, von ihm als ſichere Pläße zum Niſten erwählt wurden und ihm wegen ihrer Unnahbarkeit bis in die neuere Zeit einen Zufluchtsort gewährten. Mehrere dieſer Schären führen noh heutigestags den Namen „Geirfuglasker“ oder „Rieſenalksklippe“, zum Beweiſe, daß auf ihnen vormals unſer Alk, der „Geirfugl““ der Jsländer, regelmäßig gefunden worden iſt. „Nimmt man“, ſagt Newton „die ſchöne Karte von Jsland zur Hand, die im Jahre 1844 im Auftrage der isländiſchen wiſſenſchaftlihen Geſellſchaft veröffentlicht wurde, ſo wird man den Namen „Geirfuglasker“ an drei verſchiedenen Stellen auffinden. Die öſtlichſte Jnſel iſ den däniſchen Seeleuten als Walfiſhrücken wohl bekannt; die ſüdlichſte gehört zu den Weſtmanöern; die weſtlichſte liegt auf der Höhe des Kaps Reykjanes. Ob auf allen drei dieſer Jnſeln vormals Rieſenalken gebrütet haben, bleibt fraglich; zwei von ihnen haben die Vögel gewiß zu Brutpläßen benußt.“

Wirklich häufig ſcheint der Rieſenalk hier ſchon im vorigen Fahrhundert niht mehr geweſen zu ſein. Fn einem alten handſchriftlihen Berichte aus dem Anfange der lebten Hälfte des vorigen Jahrhunderts fanden Newton und Wolley eine Beſchreibung der Alkklippe von Reykjanes, in welcher von der wunderbaren Anzahl von Vögeln auf dem dortigen Felſen geſprochen, aber hinzugefügt wird, daß der Rieſenalk dort gar niht ſo häufig ſei, als die Leute ſich einbildeten, und der Naum, den er bewohne, niht mehr als auf den 16. Teil der Klippe veranſchlagt werden dürfe, weil er ſi höher hinauf wegen ſeiner Flugunfähigkeit niht begeben könne. Ein Teil dieſer Abhandlung gibt eine genaue Beſchreibung von dem Rieſenalk und ſeinen Eigentümlichkeiten, einſ<hließlih der Eier, die der Schreiber ſo genau ſchildert, als ob er Fahmann geweſen wäre, und außerdem iſt der Handſchrift eine Zeichnung beigefügt, welche die Klippe und zwei mit dem Fange von Rieſenalken beſchäftigte Männer darſtellt. Olafsſon, der im Fahre 1458 auf Jsland war, wurde erzählt, daß in früherer Zeit die Leute ihre Boote auf beſagter Jnſel mit Eiern gefüllt hätten, woraus alſo hervorgeht, daß man damals regelmäßig Jagdzüge nach gedachter Klippe unternahm. Dieſe ſcheinen bis zu Anfang unſeres Jahrhunderts fortgeſeßt worden zu ſein; zu Fabers Zeit aber, alſo im Fahre 1822, war man bereits davon abgekommen, und nur zufällig wurden no< Beſuche unternommen. So ſegelte im Sommer 1813 ein Schiff von den Faröer nah Jsland, um von dort Lebensmittel zu holen, fam an der Klippe vorüber, ſah ſie mit Vögeln bede>t, beſtieg ſie, weil das Wetter dies geſtattete, und erlegte verſchiedene Rieſenalken, von welchen einige nah Reyfkiavik gebracht wurden. Wenn unſere Gewährsmänner recht berichtet worden ſind, haben dieſe Schiſſer eine arge Meygelei unter den Vögeln angeſtellt, da ſi< unter ihrer Beute niht weniger als 24 Rieſenalken befunden haben ſollen, diejenigen ungerechnet, welche bereits eingeſalzen waren. Jm Jahre 1814 wurden, laut Faber, von einem Bauer 7 Rieſenalken auf einer kleinen Schäre erſchlagen, von da an bis zum Jahre 1830 jedenfalls noh viele getötet, jedo<h niemals größere Geſellſchaften vernihtet. Jm Jahre 1830 unternahm ein gewiſſer Goudmundsſon zwei Jagdzüge nah Eldey oder dem „Mehlſa>e““ und fand auf dem einen 12 oder 13, auf dem anderen 8 Rieſenalfen, von welchen der größere Teil für Sammlungen erhalten wurde. Fm folgenden Fahre wurde unter demſelben Führer wieder eine Fahrt unternommen und dabei 24 gefangen, von welchen ſogar lebende heimgebracht und auch eine Zeitlang gefangen gehalten wurden. Dieſe Rieſenalken wurden ſämtlich von einer Frau (wohl Frau Thomſen oder ihre Schweſter, Fräulein Lewer, auf welche Blaſius hinweiſt), mit welcher Newton und Wolley ſpra<en, abgezogen und ausgeſtopft. Jm Fahre 1833 wurden 13, im Fahre 1834: 9 Vögel erlegt, im Jahre 1840 oder 1841 aber 3, im Fahre 1844 noh 2 gefangen, die leßten, von