Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

136 Siebente Ordnung: Suchvögel; vierte Familie: Flügeltaucher.

welchen man Kunde hatte, vielleicht die leßten ihres Geſchlehtes. „Man wird mi<h“, ſagt Newton, „entſchuldigen, wenn ih mit einiger Ausführlichkeit die Einzelheiten des leßten Fanges berichte. Es werden dieſe eine Vorſtellung davon geben, wie früher verfahren wurde. '

„Die Geſellſchaft beſtand aus 14 Mann. Von ihnen ſind 2 tot; mit allen übrigen 12 lebenden ſprachen wir. Sie brachen in einem achtruderigen Boote von Kyrkjuevogr am Abend zwiſchen dem 2. und 3. Funi auf und kamen am nächſten Morgen vor Eldey an. Jhrer Geſtalt na iſt dieſe Jnſel ein abſchüſſiger Schober, faſt ringsum ſenkrecht abfallend. Die am höchſten hinaufſteigenden Teile ſind verſchieden geſchäßt worden; aber auf der gegenüberliegenden Seite zieht ſi< eine Fläche, das Unterland, von der See bis zu einer beträchtlichen Höhe hinauf, bis ſie von der ſteil aufſteigenden Wand des höheren Teiles unterbrochen wird. Am Fuße dieſer Fläche iſt der einzige Landungsplaß und weiter hinauf die Stelle, wo die Nieſenalken ihren Aufenthalt hatten. Drei Mann ſtiegen aus, ein vierter lehnte ab, ſo gefährlih hien die Landung zu ſein. Jene ſahen zwei Rieſenalken unter den zahlloſen anderen Bergvögeln ſitzen und begannen ſofort die Jagd auf ſie. Die Rieſenalken zeigten niht die geringſte Neigung, den Angreifern Widerſtand zu [eiſten, ſondern liefen ſofort unter der ſteilen Klippe entlang, ohne laut zu werden, ihre Köpfe vorſtre>end und ihre Flügel etwas ausbreitend. Troß ihrer kurzen Sritte bewegten ſie ſi< ungefähr ſo ſchnell vorwärts, wie ein Mann hier gehen konnte. Fon trieb mit ausgeſtre>ten Armen einen in eine E>e und ergriff ihn hier; Sigurdr und Ketil, die anderen Fänger, verfolgten den zweiten, und der erſtere pa>te ihn diht am Nande des Felſens. Ketil kehrte darauf zu der Abdachung zurü>, von welcher die Vögel aufgeſtört worden waren, und ſah ein Ei auf einem Lavabloe liegen, das er als das des Nieſenalkes erkannte. Er nahm es auf, warf es aber, da er es zerbrochen fand, wieder weg. Ob noch ein zweites Ei vorhanden war oder nicht, bleibt fraglih. Alles dies ereignete ſih in weit weniger Zeit, als zur Erzählung nötig iſt; die Männer hatten auch keine Zeit zu verlieren, denn der Wind erhob ſi<, und die Brandung nahm zu Beide Vögel wurden erwürgt und für ungefähr 180 Mark unſeres Geldes verkauft.“

Durch zahlreiche Mitteilungen älterer Seefahrer und neuerlihe Unterſuchungen konnte feſtgeſtellt werden, daß der Rieſenalk auf Neufundland und einigen benahbarten Schären ebenfalls häufig geweſen iſt. Steenſtrup hat das Verdienſt, die alten, beachtenswerten Nachrichten über die wunderbare Menge der „Pinguine“ wie die Rieſenalken an der Weſtküſte des Atlantiſchen Meeres ſtets genannt wurden, geſammelt zu haben. Aus den Berichten, die im 16. Fahrhundert von jener Erdgegend uns zukamen, geht hervor, daß die Rieſenalken hier ſehr häufig geweſen ſein müſſen. Hakluyt erzählt in einem Briefe unterm 13. November 1578, daß auf der ſogenannten „Pinguininſel“ eine Maſſe unſerer Vögel geſehen und über eine Planke hinweg in das Boot getrieben wurde, ſo viele, als es tragen konnte. „Wir bekamen“, ſagt derſelbe Berichterſtatter, „ſpäter eine Znjſel in Sicht, genannt die Pinguininſel, von einem Vogel der dort in faſt unglaublicher Menge brütet, niht zu fliegen vermag, da die Flügel nicht im ſtande ſind, den Körper zu heben, und der ſehr groß, nicht kleiner als eine Gans, und außerordentlich fett iſt. Die Franzoſen pflegen dieſen Vogel auf gedahter Jnſel ohne Shwierigkeit zu fangen und ihn einzuſalzen; wenn wix Zeit genug gehabt hätten, würden wir uns dieſelben Nahrung®vorräte dort verſchafft haben.“ Andere Berichte laſſen über die Glaubwürdigkeit keinen Zweifel: ein trefflihes Zeugnis aber für die Wahrhaftigkeit jener Angabe findet ſi im Folgenden: Fm Jahre 1841 wurde Peter Stuviß, ein norwegiſcher Naturforſcher, von ſeiner Regierung abgeſandt, um ſi< über die Verhältniſſe des Sto>fiſhfanges jener Gegend zu unterrihten. Gelegentlich ſeiner Forſhungen hörte ex oft die Fiſcher, mit welchen er ſi< unterhielt, von dem ehemaligen Vorhandenſein einer unzähligen Menge von