Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Trottellumme. N1ingellumme. Polarlumme. 141

Die ihr nahe verwandte, gleichgroße NRingellumme (Uria ringvia, rhingyvia, hringyia, alca, leucopsis, leucophthalmus, intermedia, lacrymans und longyigia, Colymbus minor, Alca 1ingvia, rhingyia, hrinyia, lacrymans und leucophthalma, Tomyia und Catarractes ringvia) unterſcheidet ſih im Hochzeitskleide hauptſächlih dur<h einen weißen Ning um das Auge und einen von ihm aus nah dem Hinterkopfe zu verlaufenden Streifen.

Die Polarlumme (Uria bruennichii, francsii, Arra, polaris, unicolor und svarbag, Alca bruennichii und syarbag, TLomvia svarbag) endli<h weiht von beiden dur kürzeren, ſtärkeren Schnabel und einen auf der oberen Mundkante vom Winkel bis zum Naſenloche reichenden gelblihweißen Streifen ab.

Alle dieſe Lummen leben in den nördlihen Meeren der Erde, brüten jedo<h einzeln auch in gemäßigten Gürteln und kommen während des Winters regelmäßig in dieſe herab. Trottel- und Polarlummen hauſen auf Fsland, während hier die Ringellumme noch nicht gefunden wurde; es ſcheint alſo, daß die drei Arten zwar ungefähr dieſelben Grade der Breite, aber verſchiedene Längengrade bewohnen, daß namentlih die Ningellumme mehr dem Weſten angehört. Die Trottellumme iſt aber auth, ſeitdem Helgoland deutſch geworden iſt, ein Brutvogel Deutſchlands. Auf Helgoland findet ſich, wie Noll anführt, einer ihrer ſüdlihſten Brutpläße; denn nur an der Küſte von Cornwallis, 4 Breitengrade ſüdlicher, gibt es noch eine ſolche Stelle. „Auf der Weſtſeite Helgolands“/ ſchildert Noll, „nahe der Nordweſtſpiße, wo ein turmartiger Fels, der Nathurn (Nordhorn), durch die Flut von der Jnſel getrennt worden iſt und wenige Schritte von der ſteilen Üferwand gleich hoch mit dieſer emporragt, da ſieht man kurz vor dieſem Pfeiler zahlloſe Vögel etwa von der Größe einer Ente ab und zu fliegen; die rote Felswand iſt weiß getüncht, und in zahlreichen, faſt wagereht verlaufenden Aushöhlungen, Galerien und Niſchen ſtehen einige tauſend Vögel aufreht nebeneinander, alle mit der weißen Bauchſeite dem Meere zugerichtet. Ein unaufhörliches Geſchrei ertönt aus den Kehlen der jede Bewegung der kommenden und gehenden Genoſſen genau beobahtenden Lummen, denn ſolhe Vögel ſind es, die dem Naturfreunde und Vogelkenner hier ihr Zuſammenleben zeigen.“

Auch die Lummen nähern ſi<h nur während der Brutzeit dem Lande und leben außerdem auf hohem Meere, die meiſten jahraus jahrein mehr oder weniger in derſelben Gegend. Sie ſhwimmen ſehr geſchi>t und ſenken dabei den Leib ungefähr bis zur Grenze der weißen Unterſeite ins Waſſer, tauchen meiſterhaft und rudern unter Waſſer mit Flügeln und Füßen äußerſt {nell und gewandt, können auh mehrere Minuten lang in der Tiefe unter Waſſer verweilen, fliegen mit ſ{<hwirrenden Schlägen raſh durc die Luft, nicht gern aber weit in einem Zuge und nur, wenn ſie ſih zu ihrem Neſte begeben wollen, in bedeutender Höhe über dem Waſſer, ſonſt meiſt dicht über den Wellen fort. Von ferne geſehen, erſcheinen ſie wegen der ſchnellen Bewegung ihrer Flügel wie große Kerbtiere, und in der Nähe ihrer Brutpläße drängt ſih, insbeſondere wenn der Berg eine kegel¡örmige Geſtalt hat, der Vergleih mit einem von Bienen umſhwärmten Stoke unwillkürlih auf. Nur wenn ſie ſi<h ins Waſſer ſtürzen, gleiten ſie faſt ohne Flügelſchlag fort, ſo z. B. von der Höhe ihrer Berge hinab in einer geraden Linie dem Meere zu; dabei halten alle ſoviel wie mögli<h denſelben Strich ein, ſo daß es erſcheint, als ob aus den auf und nieder ſteigenden Vögeln eine förmliche Bedachung rings um den Berg gebildet werde. Außer der Brutzeit ſieht man ſie nie in dieſer Weiſe fliegen, vielmehr nur {hwimmen und tauchen oder höchſtens zu kurzen Flügen ih erheben und bald wieder in die Wellen verſenken. Fhr Gang geſchieht gewöhnlich rutſhend, indem ſie auf der Fußſohle