Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

152 Siebente Ordnung: Suchvögel; ſechſte Familie: Trappen, Ye FS P

ſorgfältige Pflege, wenn ſie gedeihen und groß werden follen. Jn Ungarn und in Rußland werden viele Trappen aufgezogen; auch erhalten wir lebende aus Afrika Aſien und Auſtralien.

Der oder die Großtrappe, hier und da auh wohl Trappgans genannt (Otis tarda, barbata und major), iſt der größte europäiſche Landvogel. Seine Länge beträgt 1 m und darüber, die Breite 2,2—2,4 m, die Fittichlänge bis 70, die Schwanzlänge 28 cm das Gewicht bis 14 und 16 kx. Kopf, Oberbruſt und ein Teil des Oberflügels ſind hell aſhgrau, die Federn des Nückens auf roſtgelbem Grunde ſ{<hwarz in die Quere gebändert, die des Na>kens roſtfarbig, die der Unterſeite ſ<mußig- oder gelblihweiß, die Schwingen dunkel graubraun, an der ſchmalen Außenfahne und am Ende ſ<warzbraun, ihre Schäfte gelbli<hweiß, die Unterarmfedern ſ{hwarz, weiß an der Wurzel, die leßten faſt rein weiß, die Steuerfedern ſhön roſtrot, weiß an der Spiße und vor ihr durch ein ſchwarzes Band geziert, die äußeren faſt ganz weiß. Der Bart beſteht aus etwa 30 langen, zarten, ſ{malen, zerſchliſſenen, grauweißen Federn. Das Auge iſ tiefbraun, der Schnabel ſ<wärzli<, der Fuß gräulich hornfarben. Das Weibchen unterſcheidet ſich dur<h merklich geringere Größe, aber auh dur ſein minder lebhaftes Gefieder und das Fehlen des Bartes. Seine Länge beträgt höchſtens 70, ſeine Breite 180 cm.

Von Südſchweden und dem mittleren Rußland an findet man den Trappen in ganz Europa und Mittelaſien, aber nur einzeln und wohl bloß während des Winters in Nordweſtafrika. Fn Großbritannien iſt ex, obſchon er zuweilen noch als Beſuchsvogel erſcheint, bereits au8gerottet, in Frankreich ſehr ſelten geworden, in Spanien nux in einigen Gegenden zu finden; in Ungarn, der Moldau und Walachei, in Rumelien und Theſſalien, der ſüdruſſiſhen Steppe und in ganz Mittelaſien dagegen tritt er außerordentlich häufig auf; auh in Kleinaſien, dem nördlihen Syrien, Paläſtina und ebenſo in Marokko kommt er vor. Gelegentlih ſeiner Streifereien, die man eher cin Streichen als einen Zug nennen kann, berührt er niht nur die ſüdlichen Länder, ſondern auch ſolche, in welhen man ihn ſonſt niht bemerkt, z. B. Holland und die Schweiz. Fn unſerem Vaterlande bewohnt er ſtändig noh alle geeigneten Stellen der Norddeutſchen Ebene und ebenſo weite waldloſe Aerflächen Mittel: und Süddeutſchlands, insbeſondere die Mark, Pommern, Poſen, Schleſien, Anhalt, Sachſen, Braunſchweig, Hannover, Thüringen, die unteren und oberen Nheinlande und Bayern, immer aber nur einzelne Gebiete, die ſeinen Lebensanforderungen entſprehen. Hier trifft man zuweilen no< Flüge an, die über 100 Stü zählen; aber ſie kommen gar niht in Vergleich mit den Scharen, welche die ungariſche Pußta und die ruſſiſche Steppe beleben. Er bevorzugt unter allen Umſtänden Gegenden, in welcen Getreidebau getrieben wird: Radde fand ihn gerade in denjenigen Teilen, welche das Hochſteppengepräge Mittelaſiens am deutlichſten zeigen, viel ſeltener als in der Udinsfiſchen und Barguſiniſchen Steppe und im Selengathale, obgleich hier die Gegend hügelig oder bergig iſt; aber freilih wird dort wie hier viel Getreide gebaut. Fn Griechenland iſt er in allen Ebenen Standvogel; in Spanien belebt er die weiten, fruchtbaren Flächen beider Kaſtilien, der Mancha, Eſtremaduras und Niederandaluſiens; auf den Jnſeln des Mittelmeeres fommt er immer nur einzeln vor.

Bei uns zu Lande iſt er Standvogel, der zwar ein weites Gebiet bewohnt, es jedoch nur während ſehr ſtrenger Winter verläßt, in Rußland und Mittelaſien dagegen Wanderoder doh Strichvogel. Hier erſcheint er zu einer gewiſſen Zeit im Frühjahre und verweilt bloß bis zum Auguſt an dem Orte, an welchem er ſich fortpflanzt, tritt alſo eine, wenn aul beſhränkte Wanderung an. Alfred Walter ſah ihn in Turkmenien nux als Zugvogel,